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Wo das Kölsch noch unter zwei Euro kostet


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Kneipenbesuch als Luxus?
Wo das Kölsch noch unter zwei Euro kostet

Von Tim Hildebrandt

Aktualisiert am 10.05.2022Lesedauer: 3 Min.
Eine Kellnerin schenkt Kölsch aus (Symbolbild): Nicht überall steigt der Preis.Vergrößern des Bildes
Eine Kellnerin schenkt Kölsch aus (Symbolbild): Nicht überall steigt der Preis. (Quelle: Emmanuele Contini/imago-images-bilder)
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Steigende Nebenkosten, explodierende Spritpreise: Der rasante Inflationsanstieg macht vielen zu schaffen. Und jetzt geht es gar dorthin, wo es richtig wehtut: ans Kölsch. Steigen jetzt die Preise in allen Schänken? Ein Stimmungsbild.

"Ich bin 63er-Jahrgang und mit Kölsch-Preisen von einer Mark zehn groß geworden", erinnert sich Peter G. und verweist mit leicht säuerlichem Unterton auf Preise von bis zu 2,20 Euro in Junkersdorf. "Kommste da auch hin?", fragt der Graveurmeister, der hin und wieder im Greesberger in der Nähe vom Eigelstein einkehrt.

Dort sind die Preise im Zuge der Kostenexplosionen um zehn Cent auf 1,70 Euro angestiegen. Das ginge ja noch, so Peter. "Ist halt im Moment so, kannste nichts machen. Aber Preise über zwei Euro sind schon frech."

Köln: Mit kölscher Gelassenheit gegen den Preiswahnsinn

Wenige Meter weiter, die Greesbergstraße runter, geht man im Kattwinkel ähnlich kämpferisch mit den erhöhten Kosten um. Auch hier hat man den Preis um zehn Cent auf 1,80 Euro angehoben, das allerdings schon im Februar zu Karneval. "Es wird halt alles teurer, und irgendwie muss man die Kosten stemmen", sagt Marco Stadie, der im Kattwinkel schon seit zehn Jahren als Geschäftsführer tätig ist. "Wir wissen natürlich nicht, wie es sich in den nächsten Wochen entwickeln wird, aber aktuell haben wir noch nicht erhöht. Und haben es auch noch nicht vor."

Die Preissteigerungen selbst sind schnell erklärt. Höhere Produktionskosten der Brauereien münden in höhere Kölsch-Preise pro abgenommenem Hektoliter. Die Zwischenhändler sowie die Bierverleger legen ihre Mehrausgaben – wie beispielsweise steigende Spritkosten – ebenso nach unten um.

Und jede Ebene will profitabel bleiben. Lieferketten müssen finanziert werden, die Kosten werden durchgereicht.

Steigender Mindestlohn macht sich bemerkbar

Obendrauf drückt zudem, neben aus dem Ruder laufenden Miet- und Nebenkosten, der sich sukzessiv steigernde Mindestlohn. Zwar sind sich alle Gastwirte einig, dass die Mindestlohnerhöhung grundsätzlich eine gute Sache sei. Trotzdem muss er erst einmal bezahlt und erwirtschaftet werden.

Pragmatisch sieht das Ganze Lars Elias, der seit drei Jahren in der Schänke Alt Neppes an der Neusser Straße ausschenkt: "Manchmal geht’s halt einfach über die Quantität", sagt er, "dann verkaufen wir halt mehr." Kölsche Sturheit nennt man das in Fachkreisen, der Hintergrund ist allerdings ebenso pragmatisch wie die Aussage an sich. "Die Leute wollen einfach wieder raus, das merkt man schon."

Im Alt Neppes wird man noch vom FC-Wappen begrüßt, hier kostet ein Kölsch 1,70 Euro. Eine Preiserhöhung sei seines Wissens nicht geplant, so der Wirt. "Da musste aber den Chef fragen, da bin ich raus."

Kontinuität als Grundlage

Apropos Chef. Hans Peter Pertz, auch Pepe genannt, leitet nun schon im sechsten Jahr das Brauhaus Stüsser an der Neusser Straße zwischen Ebertplatz und Agneskirche. Und der Gastwirt hat seine ganz eigene Meinung zum Thema Preiserhöhungen: "Schau mal, wenn ein Brauhausbesuch zum Luxusgut verkommt, dann haben wir ganz andere Probleme."

Der Kölsch-Preis in seiner Wirtschaft liegt derzeit bei stabilen 1,70 Euro – und Pepe hat auch nicht die Absicht, daran etwas zu ändern. "Ich bin ja nicht nur Wirt, sondern auch selber Gast", sagt er, "ich kann doch nicht bei jeder Krise die Preise überdenken." Die Gäste bräuchten Kontinuität, auch wenn sie Verständnis aufgrund der aktuellen Situation zeigen würden. "Aber solange es machbar ist, versuchen wir, einen vernünftigen Preis zu halten."

Weit entfernt von Altstadt-Preisen jenseits der zwei Euro

Dass diese Gelassenheit nicht überall vorherrscht, zeigt sich besonders bei der Gaststätte am Markt direkt am Wilhelmsplatz in Nippes. Hier gibt’s das Kölsch für sagenumwobene 1,50 Euro, das allerdings aus gutem Grund. Ali Özen, Betriebsinhaber seit 2017, will einfach keine Kunden verlieren. "Wenn ich jetzt die Preise um zehn oder 20 Cent erhöhe, wird weniger getrunken oder die Gäste kommen gar nicht", befürchtet er.

Dabei ist 1,50 Euro für ein 0,2er durchaus eine Ansage, in wenigen Kneipen Kölns gibt es das kühle Blonde mit der einladenden Schaumkrone günstiger. "Weißt du, letztens hat jemand online geschrieben, wir seien zu teuer." Dass diese Bewertung andere Gründe hat, ist auch Ali bewusst. Denn von Altstadt-Preisen von weit über zwei Euro ist man hier am Wilhelmsplatz weit entfernt. Und das soll auch so bleiben. Prost!

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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