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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Zucht wie am Fließband" Löwenbabys in Köln eingeschläfert: Kritik am Zoo

Die tragische Nachricht aus dem Löwengehege bewegt viele: Der Kölner Zoo spricht von Tierwohl, Tierschützer von Zucht "wie am Fließband".
Nach dem Einschläfern von zwei Asiatischen Löwenbabys im Kölner Zoo hat die Tierrechtsorganisation Peta Kritik an der dortigen Zuchtpraxis und den Haltungsbedingungen geäußert. Aus Sicht der Organisation werfe der aktuelle Fall grundsätzliche Fragen zur Strategie des Zoos auf.
Löwenmutter "Gina" hatte die Anfang Juli zur Welt gekommenen Jungtiere nicht angenommen – daraufhin entschied man sich im Zoo, die beiden Löwenbabys einzuschläfern. Petas Fachreferentin für Zootiere, Yvonne Würz, sagte t-online am Montag, dass es zwar nachvollziehbar sei, dass der Kölner Zoo auf eine Handaufzucht der kleinen Löwen verzichtet habe: Zu groß sei dabei das Risiko von Fehlprägungen oder artuntypischen Verhalten.
Jedoch sei es fraglich, warum "Gina" überhaupt weitere Jungtiere habe bekommen dürfen – schließlich sei ihr Nachwuchs aus dem vergangenen Jahr noch auf sie angewiesen gewesen. Dies lege den Verdacht nahe, dass im Kölner Zoo die Nachzucht von Großkatzen "nahezu wie am Fließband" erfolge, so die Biologin weiter.
Hohe Inzuchtrate im Erhaltungszuchtprogramm?
Dabei würden laut der Organisation Aspekte wie das Wohl der Tiere oder genetische Risiken möglicherweise nicht ausreichend berücksichtigt. Die Vermutung von Würz für die Geburt der Löwenbabys im Kölner Norden: "Niedliche Jungtiere sind nach wie vor ein wahrer Publikumsmagnet."
Zugleich gibt die Tierrechtsaktivistin dem Kölner Zoo in einem anderen Punkt recht: Dieser hatte erklärt, dass "Ginas" Entscheidung, ihre Kinder nicht anzunehmen, auch in der freien Wildbahn vorkommen könne – etwa, wenn die Babys der Mutter gesundheitlich beeinträchtigt sind. Komme es jedoch in einer sicheren Umgebung wie in einem Zoo zu einem solchen Fall, dann könne dies ein Indiz für "problematische Haltungsbedingungen" der Löwen sein, so Würz.
Beim Tod von "Ginas" Löwenbabys ist für die Biologin somit klar: "Solche grausamen Vorgänge sind kein Ausrutscher, sondern trauriger Alltag hinter den Mauern von Zoos. Die Zuchtpolitik ist verantwortungslos und muss beendet werden."
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Peta: Grundsätzliche Ablehnung der Löwenhaltung in Zoos
Die angeblich hohe Inzuchtrate bei Asiatischen Löwen im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) sei laut Peta mit erhöhter Sterblichkeit und gesundheitlichen Problemen bei den Löwen verbunden. Demnach würden innerhalb des EEP bis zu 73 Prozent der Löwenjungen innerhalb des ersten Lebensmonats sterben.
Besonders bei den Asiatischen Löwen sieht Peta wegen der genetischen Situation deshalb auch keinen Beitrag zum Artenschutz. Die Organisation fordert jetzt eine Obduktion der beiden Kölner Löwenbabys und einen generellen Stopp der Nachzucht.
Im Übrigen lehnt Peta die Haltung und Zucht von Großkatzen in Zoos grundsätzlich ab. In Gefangenschaft könnten diese Tiere aus Sicht der Tierrechtler ihr arttypisches Verhalten nicht ausreichend ausleben und litten häufig unter Verhaltensstörungen.
Der Zoo verwies am Montag in einem Instagram-Post dagegen darauf, dass die Überlebenschancen von Junglöwen in freier Wildbahn bei 50 bis 70 Prozent liegen, in Zoos aber höher seien. t-online hat den Zoo um eine Stellungnahme zu der Kritik von Peta gebeten und wird diesen Artikel veröffentlichen, wenn eine Antwort vorliegt.
- Antwort von Peta auf Anfrage
- Eigene Berichterstattung
- core.ac.uk (PDF): "An assessment of the genetic diversity of the founders of the European captive population of Asiatic lion (Panthera leo persica) using microsatellite markers and studbook analysis"
- researchgate.net: "An assessment of the genetic diversity of the founders of the European captive population of Asian lion ( Panthera leo leo ), using microsatellite markers and studbook analysis"
- Pressemitteilung von Peta, 14. Juli 2025