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Waldbrand in der Sächsischen Schweiz: "Wir dachten, hier bricht ein Vulkan aus"


Waldbrände in der Sächsischen Schweiz
Plötzlich Krach, Lärm und Chaos

Von Raphael Nollau, Bad Schandau

Aktualisiert am 27.07.2022Lesedauer: 4 Min.
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27.07.2022, Sachsen, Schmilka: Der Wald brennt im Nationalpark Sächsische Schweiz. In der sächsischen Schweiz erstreckte sich das Feuer am Dienstagabend über 250 Hektar, wie das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mitteilte. 400 Kräfte seien im Einsatz. Weiterhin erschwere insbesondere die Topografie die Löscharbeiten.Vergrößern des Bildes
Waldbrand im Nationalpark Sächsische Schweiz: Das Feuer wütet auf mehr als 250 Hektar Fichtenwald. (Quelle: Robert Michael/dpa)

Die Reaktionen reichen von Erstaunen bis Schock: Der Waldbrand in der Sächsischen Schweiz breitet sich weiter aus. Augenzeugen berichten aus dem Krisengebiet.

"Es war ja schon angekündigt, dass wir hier ein wenig Waldbrandgefahr haben – dass es jetzt so nah ist und so viel, haben wir natürlich nicht erwartet." Ein junges Paar sitzt auf einer Parkbank in Bad Schandau und verfolgt die spektakulären Löscharbeiten der Polizei- und Bundeswehrhelikopter. Eigentlich sind sie seit zwei Tagen im Urlaub in der Sächsischen Schweiz – doch nun tobt das Feuer im Nationalpark.

An fünf Schwerpunkten sind 400 Feuerwehr- und Rettungskräfte im Einsatz, unterstützt von Bundes- und Landespolizei, Technischem Hilfswerk sowie Bundeswehr. Mit Löschzügen aus vier Landkreisen, Helikoptern und Wasserwerfern versuchen sie, dem Brand beizukommen – mit wechselndem Erfolg.

Bad Schandau: Ein Anwohner bringt der Feuerwehr Energydrinks

An manchen Orten habe sich die Lage stabilisiert, an anderen sei das Feuer nach wie vor nicht ausreichend eingedämmt, sagt Thomas Kunz, Sprecher des Landratsamtes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

"Natürlich besteht immer die Gefahr, dass Menschen von den Feuern bedroht sind. Allerdings mussten wir bisher weder Wohngebiete noch Wanderer aus dem Gebiet evakuieren. Wir hoffen, dass das zukünftig auch nicht der Fall ist und unsere Feuerwehrleute arbeiten daran, dass das Feuer eingedämmt wird", berichtet Kunz weiter.

Ein Anwohner, der sich als Steve vorstellt, bringt den Rettungskräften Getränke: "Ich bringe Energydrinks, weil ich selbst keinen Kaffee trinke und denke, dass es den Rettungskräften hilft."

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Herr Wiener ist ebenfalls als Tourist hier – und zeigt sich gelassen: "Angst macht es mir nicht, das so nah mitzuerleben. Ich gehe davon aus, dass wir evakuiert werden würden, sollte es jetzt wirklich brenzlig werden", meint er. "Es ist natürlich trotzdem traurig mit anzusehen. Wir waren uns schon gestern Nacht nicht sicher, ob wir hier evakuiert werden müssen, da haben wir schon die Sirenen aus dem Nachbarort gehört. Aber weil wir morgen sowieso abreisen, geht es nur noch um die eine Nacht, daher sehen wir unseren Urlaub nicht in Gefahr."

Auch gibt sich Wiener wenig überrascht über die Brandkatastrophe. Die Ursache sieht er im Klimawandel: "Klimagerechtigkeit stand für mich schon immer im Vordergrund – ob das jetzt vor der Haustür ist oder nicht. Also war das hier voraussehbar, dass so etwas kommt."

Urlauber im Waldbrandgebiet: "Plötzlich ist hier Krach, Lärm und Chaos"

An das Geländer der Bushaltestelle in Schmilka gelehnt stehen Kurt Lehmann und Volker Noah, die sich wegen einer Reha-Maßnahme in der Falkenbergklinik aufhalten. "Die Situation hier ist sehr ungewöhnlich", erzählt Lehmann. "Wir waren hier früher immer bei schönem Wetter auf Wanderungen und jetzt plötzlich ist hier ein riesiger Brand und Hubschrauber und Krach, Lärm und Chaos."

"Ich bin nicht so ängstlich, ich staune bloß, wie der Brand immer größer wird. Vor ein paar Stunden war ich schon einmal hier, da war dort bloß eine kleine Rauchfahne am Gipfel. Jetzt brennt hier der ganze Hang! Das ist furchtbar, es wird immer schlimmer! Die Leute da unten in Tschechien werden evakuiert werden. Ich denke aber nicht, dass es auf deutscher Seite auch zu Evakuierungen kommt, Bad Schandau ist ja weit genug weg", führt er aus.

"In der ersten Nacht sind wir alle wegen des Gestanks aufgewacht und mussten die Fenster schließen", sagt Lehmann. Zum Glück habe dann der Wind gedreht. "Gestern dachten wir, es ist ein Vulkan ausgebrochen. Es schoss eine weiße Wolke hoch, die ging oben auseinander wie ein Blumenkohl. So was habe ich noch nicht gesehen!"

Volker Noah schaltet sich ein: "Meine Familie wohnt in Bautzen, die haben letzte Nacht den Rauch gerochen und Asche abgekriegt. Und das ist fast 60 Kilometer weg." Es zeigt sich, dass trotz geringer Sorge um das eigene Leben viele Menschen betroffen sind, selbst außerhalb des unmittelbaren Umkreises.

Sächsische Schweiz: "Bestürzt, dass hier die schöne Natur brennt"

Unterhalb von Lehmann und Noah steht eine Urlauberin aus Norddeutschland neben ihrem Fahrrad. Sie stellt sich als Andrea vor. "Wir sind hier in Bad Schandau am Samstagabend nach drei Stunden Stau angekommen, um Urlaub zu machen. Morgens sind wir dann mit dem schrecklichen Geruch wach geworden und haben den Rauch gesehen und waren auch sehr bestürzt davon, dass hier die schöne Natur brennt."

Ihr Mitleid mit den Anwohnern ist groß: "Es ist ganz schrecklich, was hier passiert. Mir tun auch all die Menschen leid, die hier wohnen. Ich steige auf mein Fahrrad und fahre wieder weg, aber die Anwohner, die bleiben hier. Mein Herz klopft dabei. Als wir vorgestern hier waren, war der Brand noch dahinten, jetzt ist er hier vorne. Das hätte ich gar nicht gedacht, dass das hierherkommt. Und all die Menschen, die da löschen, kriegen das nicht aus. Das ist schlimm."

Sie zeigt sich ebenfalls kooperationsbereit und bekräftig ihr Vertrauen in die Behörden bei der Bekämpfung des Brandes: "Wir haben keine Angst. Aber wenn uns gesagt würde, wir müssen gehen, dann würden wir das sofort tun."

Verwendete Quellen
  • Beobachtungen und Gespräche vor Ort
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