"Letzte Generation": Band veralbert Klimaaktivisten mit Coversong

Mit ihrer Thailand-Reise setzten sich Mitstreiter der "Letzten Generation" öffentlich in die Nesseln: Davon profitiert nun eine fränkische Partyrock-Gruppe – durch Klicks.

Obwohl die Protestkleber der "Letzten Generation" seit Monaten vor allem die deutschen Städte beschäftigen, setzt man sich offenbar auch auf dem Dorf mit der Thematik auseinander. Eine Partyrock-Gruppe aus Unterfranken verarbeitet die Protestaktionen mit kurzen Songs in TikTok-Videos – und erreicht damit Hunderttausende Menschen.

Allein mit ihren letzten beiden Videos zu den Protestklebern hat die Band Die Dorfrocker aus Kirchaich so viele Klicks gesammelt wie selten: In Anlehnung an einen Song des Liedermachers Reinhard Mey tönt Tobias Thomann in Lederhose und -jacke im rieselnden Schnee: "Über den Wolken muss euch das Klima wohl scheißegal sein", während ein Mann mit Warnweste, Karotte und "Kleber"-Eimer auf dem Boden kauert.

Damit spielen Die Dorfrocker auf den jüngsten Eklat um eine vermeintliche Bali-Reise zweier Aktivisten der "Letzten Generation" an: Sie waren nicht zu ihrem Gerichtsprozess wegen Nötigung in Stuttgart gekommen und stattdessen nach Thailand geflogen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Videos gehen viral – vor allem Zuspruch

"Eure Ängste nur verlogen, (...) und alles was euch sonst so wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein", singt Thomann, während sich der Aktivist im Video von der Straße löst und mit einem Koffer in Richtung Bali aufmacht.

Ähnlich läuft das im aktuellsten Clip: "Alarm! Es klebt ein Kleber dran", klingt es dort – kurz bevor der Klimaaktivist von einem kleinen Jungen mit "Feuerwehr Sam"-Maske mit einem Feuerwehrschlauch gejagt wird.

Die Videos, die im November in der Spitze mit einem Video zu den Klebeaktionen und zur Fußball-WM in Katar rund 694.000 Klicks einsackten, kommen bei den TikTok-Nutzern offenbar gut an: Dafür sprechen nicht nur die Klicks, sondern auch die überwiegend positiven Kommentare: "Die Dorfrocker bringen es auf den Punkt. Klasse", pflichtet ein Nutzer ihnen bei, ein anderer stimmt zu: "Bringst es lustig auf den Punkt, bravo".

Dorfrocker: "Lieber mal einen heben, anstatt sich festzukleben"

Doch auch kritische Stimmen finden sich in den Kommentaren: "Nett gemachtes Video, aber: die Forderung ist, politisch die Weichen zu stellen. Persönliches Handeln ist nett, aber zu wenig". Außerdem meint jemand, die "Klimaschützer, die es ernst meinen", bekämen so viel Aufmerksamkeit.

Die Dorfrocker sehen die Videos dabei locker: "Es ist ja ein ernstes Thema, aber man muss auch mal im Leben lachen können", sagt Tobias Thomann der "Bild"-Zeitung. "Wir wollen die Leute nicht entlarven, weil die entlarven sich selber". Das Fazit der Gruppe in Worten von Philipp Thomann: "Lieber mal einen heben, anstatt sich festzukleben".