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CSD in Nürnberg: Mehr Schutz für queere Menschen wegen rechter Gewalt


Sicherheitsmaßnahmen verstärkt
"Massive Anfeindungen": Der CSD in Nürnberg schlägt Alarm


17.06.2025 - 13:24 UhrLesedauer: 2 Min.
In Nürnberg steht Anfang August der CSD an, der heuer vor vielen Herausforderungen steht.Vergrößern des Bildes
In Nürnberg steht Anfang August der CSD an, der diesmal vor großen Herausforderungen steht. (Quelle: CSD Nürnberg)
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Zum Christopher Street Day in Nürnberg werden die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Die Community sieht einen wachsenden Trend zu Gewalt.

Beim Christopher Street Day (CSD) in Nürnberg wird gefeiert – aber unter erhöhtem Schutz. Wegen zunehmender Anfeindungen werden für die Demo am 9. August zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen.

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"Es gibt keine konkrete Gefährdungslage", betont Bastian Brauwer, Vorstandsvorsitzender des CSD-Fördervereins. "Aber wir sehen leider jede Woche neue Meldungen von Übergriffen auf queere Menschen."

Als queer bezeichnen sich unter anderem schwule, lesbische, bisexuelle und transgeschlechtliche Menschen – LGBTIQ. Besonders oft seien die Anfeindungen politisch oder religiös motiviert: "Vor allem aus dem rechten Spektrum, teilweise mit evangelikal-religiösem Hintergrund", sagt Brauwer.

289 Vorfälle in Bayern – Tendenz steigend

Nicht alle Angriffe würden angezeigt, queerfeindliche Motive oft nicht erkannt. Dennoch zeigt sich ein Anstieg: "Strong!", eine Fachstelle gegen Diskriminierung und Gewalt, zählte in Bayern 289 queerfeindliche Vorfälle im Jahr 2024 – ein Plus von 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, fast 82 Prozent mehr als 2022.

Wie groß ist die queere Community in Nürnberg? Statistisch seien etwa zehn Prozent der Bevölkerung homosexuell, sagt Brauwer – das wären rund 50.000 Menschen. "Bei Bisexuellen ist das schwer zu sagen – der Begriff ist schwammiger."

Der CSD Nürnberg
Der CSD Nürnberg (Quelle: CSD Nürnberg)

Das Rahmenprogramm zum CSD

Die Pride Weeks in Nürnberg starten am 24. Juli und laufen bis zum 10. August 2025 – mit kunterbunten Veranstaltungen in der Metropolregion, offen für jeden. Das große Finale steht am 8. und 9. August an: Am Kornmarkt erwartet die Besuchenden ein vielseitiges Programm aus Musik, Information, Politik und Aktivitäten. Am Samstag, 9. August, beginnt ab 12.15 Uhr die große CSD-Demo. Am Vorabend, 8. August ab 23 Uhr, steigt die offizielle NBG Pride Afterparty unter dem Motto "Together Party" in den Clubs "Hirsch" und "Die Rakete".

Vor allem bei Jüngeren spüre der Vorsitzende Veränderung: Studien zufolge identifiziere sich rund ein Drittel der Generation Z nicht mehr klar als heterosexuell, erklärt Brauwer. Viele lehnten klassische Geschlechterrollen ab. "Da ist eine neue Offenheit. Aber wir müssen Strukturen schaffen, die das auffangen und begleiten."

Wie also hat sich die Akzeptanz des CSD über die Jahre geändert? Einerseits hätten sie in einem großen Teil der Gesellschaft deutlichen Rückhalt, so Brauwer, andererseits erlebten sie aus der rechten Ecke "massive Anfeindungen in einer Qualität, die wir uns vor zehn, fünfzehn Jahren nicht hätten vorstellen können".

Kritik am Staat – Unterstützung durch die Stadt

Kritik übt Brauwer an der bayerischen Staatsregierung. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) habe einen Queer-Aktionsplan angekündigt. "Herausgekommen ist ein Aktionsplänchen." Es fehle an Geld für Bildungsarbeit und an Ansprechpersonen, vor allem auf dem Land. "Was Hänschen nicht lernt … – wenn das Elternhaus queerfeindlich ist, bleiben queere Jugendliche ohne Hilfe."

Dagegen spürten sie Rückhalt aus der Stadt: Oberbürgermeister Marcus König (CSU) wird den Demo-Zug auch dieses Jahr anführen – "ein symbolträchtiges Signal", wie Brauwer sagt. Die Stadt unterstütze den CSD "im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten". Doch genau da liegt das Problem: "Bei sozialen Themen wird oft zuerst gespart."

Die steigenden Kosten – von Sicherheit über Toiletten bis zu Absperrungen – seien nur schwer zu stemmen. Die Veranstaltung finanziert sich aus Sponsoring, Standgebühren und Spenden. "Die Finanzierung für dieses Jahr ist gesichert", sagt Brauwer. Aber wie es weitergeht, sei offen: "Nicht nur wegen Trump, der uns und Sponsoren Sorgen bereitet. Auch wegen einer schwächelnden Wirtschaft."

"Solange es noch Ungerechtigkeiten, Diskriminierungen und Übergriffe gibt, solange werden wir kämpfen." Der Förderverein wurde 1999 gegründet, rund 30 Personen engagieren sich regelmäßig, bis zu 100 helfen punktuell. Der Anspruch sei gestiegen: "Heute sind wir nicht mehr nur ein kleines Straßenfest, das einmal im Jahr stattfindet. Wir sind Menschen im Ehrenamt, die nach Feierabend für die Community weitermachen."

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Bastian Brauwer
  • csd-nuernberg.de: Website (17. Juni)
  • bayern-gegen-gewalt.de: Website (17. Juni)
  • Strong! Jahresbericht 2024

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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