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Wuppertal Kolumne: Das Coronavirus spaltet und verbindet


Kolumne "Scheuges Talfahrt"
Das Coronavirus spaltet und verbindet


06.03.2020Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Wuppertal von oben: Kabarettist Jürgen Scheugenpflug kennt die Gepflogenheiten der Stadt in- und auswendig.Vergrößern des Bildes
Wuppertal von oben: Kabarettist Jürgen Scheugenpflug kennt die Gepflogenheiten der Stadt in- und auswendig. (Quelle: Westend61/Moritz Körschgen/imago-images-bilder)

Für t-online.de schreibt der in Wuppertal legendäre Kabarettist Jürgen Scheugenpflug exklusiv die Kolumne "Scheuges Talfahrt". Diesmalige Themen: das Coronavirus und ausnahmsweise politisch ruhige Zeiten.

Jetzt ist auch in den hintersten Ecken Wuppertals bekannt geworden, dass das hässliche und hinterhältige Coronavirus grassiert. Nicht überall gleich stark, sondern da, wo mehr Menschen leben, gibt es auch mehr Wirte. Also insbesondere in NRW. Und schon häufen sich auch Verdachtsfälle im Tal. Genau genommen gibt es einen.

Weil nämlich ein Mann nach einer Reise in die Lombardei binnen der 14-tägigen Inkubationszeit Grippesymptome aufweist, behandelt ihn das Gesundheitsamt als Corona-Verdachtsfall. Er befindet sich nun in häuslicher Quarantäne und kann in aller Ruhe ein paar Katastrophenfilme anschauen. Das war es erst einmal.

Dass aber vorsichtshalber in den katholischen Kirchen das Weihwasserbecken trockengelegt wurde, scheint mir persönlich etwas zu viel des Guten. Zumal der durchschnittliche Besucherandrang einer katholischen Messe sich doch sehr in Grenzen hält und kaum als öffentliche Veranstaltung gewertet werden kann. Dass man dort jetzt auch auf den Friedensgruß per Händedruck verzichtet, kommt manchen sicher eher entgegen.

Waghalsige Hamsterkäufe

Was die Möglichkeit des Infizierens angeht, könnten Hamsterkäufe in einem handelsüblichen Supermarkt allerdings deutlich waghalsiger sein. Aber auf die will (noch) keiner verzichten. Sorge bereitet mir indes, dass selbst die katholische Kirche keinen Zukunftsglauben mehr verbreitet. Warten wir ab, wohin das führt. Denn ohne Hoffnung wird’s für einige doch eher schwierig.

Natürlich bieten sich diverse Schreckensszenarien an. Marodierende Plünderer und anderes, zwielichtiges Gesindel, die sich auf menschenleeren, dunklen Straßen herumtreiben und Angst oder Schrecken verbreiten. Quasi das, was wir in Katastrophenfilmen an verregneten Samstagabenden im TV gesehen haben, scheint nun für einige jetzt möglich zu sein. Und am Schluss kommt das große Hochwasser und spült alles weg.

Aber auch da gibt es durchaus hoffnungsvolle Momente. Wenn zum Beispiel eine Nazi-Demo stattfinden soll, aber keiner kommt, weil er vom Virus hinweggerafft oder vom braunen Wasser der Wupper hinweggespült worden ist, finden das die meisten sicher gar nicht so übel. Derzeit gilt jedoch (noch) das Motto diverser, sympathischer Swingerclubs: alles kann, nichts muss! Und das tröstet dann doch wieder.

Vorbereitungen auf Oberbürgermeisterwahl

Politisch geht es in diesen Tagen eher ruhig zu im Tal. Alles bereitet sich auf die Oberbürgermeisterwahlen im September vor. Und da stehen einige sehr interessante Persönlichkeiten zur Wahl. Noch interessanter sind aber die, die sich bisher noch gar nicht geoutet haben. So zum Beispiel der OB-Kandidat der FDP, einem versprengten Häuflein aufrechter Kämpfer für den liberalen Gedanken. Bei der letzten Kommunalwahl knapp über der Tierschutzpartei gelandet, wagen sie jetzt den ganz großen Auftritt. Aber erst am 29. März will er/sie sich bekennen. Die Stoppuhr läuft auf der Webseite wild vor sich hin.

Die Themen auf der FDP-Seite begeistern selbst Grippevirus-Erkrankte. So fordert die FDP Wuppertal vehement, Gesundheitsgefahren durch Taubenfütterungen in Ronsdorf zu beenden. Oder, ähnlich atemberaubend, eine Sonntagsöffnung der Stadtbibliothek. Das sind doch mal Themen, die jeden bewegen.

Einsam und allein an der Spitze der Wohlfühlpartei: Marcel Hafke, Mitglied des Landtages seit gefühlten 90 Jahren und gerade als Kreisvorstand wiedergewählt worden. Mit 94 Prozent der Stimmen. Da hätte selbst Erich Honecker vor Freude geweint. Ob sich Marcel (so nennt er sich auf seiner Homepage sympathisch) allerdings zur Oberbürgermeisterwahl selber aufstellt, ist eher unwahrscheinlich. Denn im NRW-Landtag lässt sich das (ähnlich hohe) Gehalt wahrscheinlich deutlich leichter verdienen als im Tal.

Jürgen Scheugenpflug ist seit 1989 als Kabarettist, Moderator, Autor, Sänger und Kolumnist tätig. 2007 rief er die "Bergische Akademie für Kabarett & Comedy" ins Leben. Aktuell ist er Leiter der bundesweiten Comedyserie "Comedy im Bett" und als künstlerischer Leiter der Kleinkunstbühne "Schatzkiste" in Wuppertals Nachbarstadt Remscheid tätig.

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