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Wuppertal Kolumne: Der Kampf ums OB-Amt treibt merkwürdige Blüten


Kolumne "Scheuges Talfahrt"
Endlich wieder ein Endspiel im Tal


Aktualisiert am 25.09.2020Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Wuppertal von oben: Kabarettist Jürgen Scheugenpflug kennt die Gepflogenheiten der Stadt in- und auswendig.Vergrößern des Bildes
Wuppertal von oben: Kabarettist Jürgen Scheugenpflug kennt die Gepflogenheiten der Stadt in- und auswendig. (Quelle: Westend61/Moritz Körschgen/imago-images-bilder)

Für t-online schreibt der in Wuppertal legendäre Kabarettist Jürgen Scheugenpflug exklusiv die Kolumne "Scheuges Talfahrt". Diesmal: Der Kampf ums OB-Amt.

In diesen Tagen, das ist mal klar, gibt es kaum ein wichtigeres Thema als die Stichwahl zum neuen oder alten Oberbürgermeister. Beide "Übungsleiter" haben noch einmal alle Kräfte gebündelt, um am Ende als Sieger hervorzugehen. Dabei geht es nur noch rudimentär um sachliche Darstellungen, sondern vor allem um höchst persönliche Ressentiments.

Dass der Grüne Bürgermeister Marc Schulz angegriffen wird, weil er vermeintlich mit einem Diesel-Fahrzeug nach der Demo gen Heimat entschwunden sei, ist doch wahrlich noch kein Beleg für bigottes Handeln. Auf die FB-Attacke, die unter anderem auch noch den Hinweis enthielt, der Grüne urlaube auf Kreuzfahrtschiffen, antwortete Schulz: "Weder habe ich einen Diesel, noch mache ich gerne Kreuzfahrt-Urlaube".

Also bitte, Herr Schulz, wer macht sowas schon gerne? Trotzdem die Frage: haben sie es dann womöglich ungerne, aber trotzdem gemacht? Und wenn ja: Wie nachhaltig fühlte sich das für Sie an? Eigentlich hätte man dann aber Familien-Fotos der Schulzens auf Facebook davon gesehen. Denn in dieser Hinsicht gewinnt Marc Schulz jedes Endspiel.

Plakat mit Schneidewind-Aufkleber überklebt

Professor Uwe Schneidewind hat sich als der weltgewandter OB-Kandidat dargestellt, der verbindet. Wahrscheinlich keinen Schienbein- oder Wadenbeinbruch. Er meint das wohl im politischen Sinne. Und so nutzen seine Anhänger dieses Statement, in dem sie ein abgelaufenes Plakat des freien Kandidaten, Panagiotis Pascalis, mit einem Schneidewind-Aufkleber verzierten. Das soll wohl impliziert, dass Pascalis den Grün/Schwarzen Kandidaten präferiert. Gefragt wurde er wohl nicht. Nicht ganz fair, nicht ganz fein. Aber wen interessiert das schon im Wahlkampf?

Gewichtig ist das 100-Tage-Programm Schneidewinds allemal. Global denken, lokal handeln. "Um endlich auch in Wuppertal ein konsequentes Umsetzen zu gewährleisten, brauchen wir grüne Stimmen". Nur grüne Stimmen? Warum kommt hier der Lebensabschnittsgefährte, die CDU, gar nicht vor? Und, jetzt wird’s richtig lustig, noch dieser Slogan: "Wuppertal KANN bis zum Jahre 2035 klimaneutral werden." Da lachen sogar die Bio-Hühner vom Bauer Hennenberg. Das erinnert ein bisschen an den amerikanischen Traum. Dort kann jeder alles werden, wenn er nur fest genug daran glaubt. Ruck zuck, vom Tellerwäscher zum Millionär.

Kann der WSV Champions League?

Diese KANN-Regelung trifft übrigens auch auf den WSV zu. Der Vorzeige-Fußballclub KANN 2035 in der Champions-League im Halbfinale unglücklich ausscheiden. KANN sein, ist aber nicht sehr wahrscheinlich.

Bleibt noch die angedachte Umweltspur, für die sich die Vergnügungsbeauftragten der Grünen ausgesprochen haben. Hier gab es allerdings schon Reaktionen des Kernbündnispartners CDU und deren Mitglied Hans-Jörg Herhausen. Er (und wohl auch sein Verein) ist jedenfalls gegen Experimente auf der Talachse. "Wir sind für alle Bürger da und dazu zählen auch Menschen, die auf das Auto angewiesen sind. Hört hört, die Wuppertaler CDU ist für alle da. Sehr witzig. Zum Thema autofreie Innenstadt gibt es auch wenig, was die beiden Kernbündnispartner verbindet. Also Achtung, Herr Schneidewind. Man ahnt, was nach der Wahl auf sie zukommt, wenn es denn klappen sollte.

Wenige Frauen im Rat

Der andere Kandidat, Andreas Mucke, hält es da knapper. Zukunft wird mit Mucke gemacht. Punkt. Da weiß man wenigstens, was man hat.

Egal ob Schneidewind oder Mucke. Die Zukunft wird jedenfalls ohne nennenswerten Anteil an Frauen im Rat gemacht. Insgesamt beträgt der Anteil der Damen knapp über 26 Prozent. Das ist nicht allzu viel, wenn man mutmaßt, dass der Frauenanteil im Tal insgesamt so etwa die Hälfte ausmacht. In Frauen-Führungspositionen bei SPD und CDU ist es noch klarer: Fehlanzeige.

Lediglich die Grünen und die Linken machen es mit einer gendergerechten Doppelspitze. Wofür sind eigentlich die Suffragetten zu Beginn des 20. Jahrhunderts über die Straßen marschiert? Hat die geborene Wuppertalerin und Frauenrechtlerin Alice Schwarzer umsonst gekämpft? All diese Fragen werden vom künftigen OB beantwortet werden. Da bin ich mir sicher, Ehrenwort.

Jürgen Scheugenpflug ist seit 1989 als Kabarettist, Moderator, Autor, Sänger und Kolumnist tätig. 2007 rief er die "Bergische Akademie für Kabarett & Comedy" ins Leben. Aktuell ist er Leiter der bundesweiten Comedyserie "Comedy im Bett" und als künstlerischer Leiter der Kleinkunstbühne "Schatzkiste" in Wuppertals Nachbarstadt Remscheid tätig.

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