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Formel 1: McLaren-Crash in Kanada – die Befürchtungen sind wahr geworden


Crash unter Teamkollegen
Die Befürchtungen sind wahr geworden


16.06.2025 - 16:05 UhrLesedauer: 5 Min.
Lando Norris springt aus seinem havarierten McLaren: In Kanada kollidierte er mit seinem Teamkollegen.Vergrößern des Bildes
Lando Norris springt aus seinem havarierten McLaren: In Kanada kollidierte er mit seinem Teamkollegen. (Quelle: Christopher Katsarov/dpa)
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Beim Rennen in Kanada kam es zum lange erwarteten Zusammenstoß der McLaren-Teamkollegen. Das Weltmeisterteam steht nun vor einer Herausforderung.

"Ich denke, es ist eher eine Frage, wann es passiert, nicht ob es passiert": Mit dieser Aussage machte McLaren-CEO Zak Brown schon im April deutlich, was auch allen Fans und Beobachtern des Titelkampfes in der Formel 1 klar war: Angesichts der Dominanz der McLaren-Piloten Oscar Piastri und Lando Norris in der laufenden Saison wird sich ein hitziger WM-Kampf zwischen den beiden entwickeln – und ein Crash über kurz über lang unvermeidbar sein.

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Immerhin hat es ganze zehn Rennen gebraucht, um diese Prognose wahr werden zu lassen. Doch beim Rennen in Kanada am vergangenen Sonntag war es dann so weit: Wenige Runden vor Schluss stritten sich Piastri und der hinter ihm liegende Norris um Platz vier. Ein heißes Rad-an-Rad-Duell durch mehrere Kurven mündete schließlich in den lange befürchteten Crash: Norris fuhr Piastri ins Heck und landete anschließend in der Mauer. Für Norris war das Rennen beendet, Piastri konnte seinen vierten Platz noch retten.

Nach dem Rennen übten sich die McLaren-Bosse in Lockerheit. Der Tenor: Wir wussten ja, dass es irgendwann passieren würde, alles halb so wild. Doch sosehr sich das Team auch bemühte, die Situation herunterzuspielen, so groß ist doch die Herausforderung, die von der Kollision ausgeht.

Es gibt viele warnende Beispiele

Eskalierende Konflikte zwischen Teamkollegen hat es in der Geschichte der Formel 1 zuhauf gegeben. Nicht zuletzt der Konflikt zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg wird den Motorsportfans dabei noch besonders präsent sein.

Die beiden waren bereits seit Jugendzeiten gute Freunde, als sie 2013 bei Mercedes auch Teamkollegen wurden. Alles sah nach der perfekten Kombination aus. Doch ab 2014 stellte Mercedes das mit Abstand beste Auto der Formel 1. Drei Saisons lang machten Hamilton und Rosberg den WM-Titel stets unter sich aus.

Schnell kam es zwischen den beiden zu ersten Kollisionen und gegenseitigen Schuldzuweisungen. Die Freundschaft schlug in erbitterte Rivalität um. Szenen, wie nach dem US-Grand-Prix 2015, als sich Hamilton und Rosberg gegenseitig mit einer Kappe bewarfen, oder der spektakuläre Crash der beiden beim Spanien-Rennen 2016 prägten nun das Verhältnis der beiden einstigen Freunde.

Noch ist der Frieden gewahrt

Muss McLaren jetzt Ähnliches befürchten? Nach dem Crash in Kanada weist noch nichts darauf hin. Ein entscheidender Unterschied: Gegenseitige Schuldzuweisungen, wie sie das Verhältnis von Hamilton und Rosberg prägten, blieben bei den McLaren-Teamkollegen vorerst aus.

Im Gegenteil: Norris übernahm für den Zusammenstoß die volle Verantwortung. Noch aus seinem havarierten McLaren funkte er Richtung Team: "Tut mir leid, das war alles mein Fehler. Das war dumm von mir." Und auch nach dem Rennen präsentierte er sich im Interview weiter reumütig: "Ich kann nur mir selbst die Schuld geben. Ich entschuldige mich beim ganzen Team und bei Oscar, dass ich etwas versucht habe, was wahrscheinlich dämlich war", sagte er. "Es war einfach dumm von mir. Ich gehe heute Abend schlafen, entschuldige mich bei allen und dann geht es weiter."

Piastri nahm die Entschuldigung seines Teamkollegen umgehend an. "Ich denke nicht, dass da irgendein böser Gedanke dabei war. Das war einfach unglücklich", sagte er und bekundete: "Lando ist ein echt guter Kerl."

Für besonders viel Ärger gab es von Piastris Seite auch keinen Grund. Immerhin war Norris als Schuldiger auch der einzige Geschädigte des Zusammenstoßes. Der Brite fiel aus, Piastri kam auf Platz vier ins Ziel. Sein Vorsprung in der WM-Wertung auf den Teamkollegen wuchs damit von zehn auf 22 Punkte an.

Kanada war ein Warnschuss

Also trotz Crash alles gut bei McLaren? Ganz so einfach ist es nicht. Zwar ist der Frieden zwischen den Fahrern gewahrt, dennoch ergeben sich für das Team einige Probleme. Nicht zuletzt hat der Rennstall durch den Ausfall von Norris wertvolle Punkte in der Team-WM verloren. Mercedes holte sich mit George Russell, der das Rennen gewann, und Kimi Antonelli, der Dritter wurde, ganze 40 Punkte. Auch Red Bull nahm mit dem Zweitplatzierten Verstappen (18 Punkte) mehr Zähler aus Kanada mit als McLaren, die statt der möglichen 22 Punkte nun mit nur 12 Zählern dastehen.

In der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft hat McLaren zwar immer noch einen komfortablen Vorsprung von 175 Punkten auf den ersten Verfolger Mercedes, doch das Kanada-Wochenende war trotzdem ein Warnschuss. McLaren hatte auch ohne den Crash große Probleme, es war überhaupt das erste Mal in dieser Saison, dass es keines der papayafarbenen Autos auf das Podium schaffte.

Ob das ein streckenspezifisches und damit einmaliges Problem war oder ein Indiz dafür, dass die Konkurrenz aufgeschlossen hat, bleibt abzuwarten. Sollte Letzteres der Fall sein, wird für McLaren fortan aber jeder einzelne Punkt wichtig sein. Weitere Zusammenstöße unter Teamkollegen sollten also vermieden werden. Zumal auch in der Fahrer-WM noch nichts entschieden ist und Verstappen durch seinen zweiten Platz in Kanada nur noch 43 Punkte hinter Piastri und sogar nur 21 Punkte hinter Norris liegt. Piastri ist sich der Gefahr durchaus bewusst und betonte, dass es noch "kein komfortabler Vorsprung" und "noch ein langer Weg" bis zum Titel sei.

Ein zusätzliches Problem für den britischen Rennstall: Crashs wie der von Norris und damit verbundene Reparaturen an den Autos kosten viel Geld. In Zeiten der Budget-Obergrenze fehlt dieses Geld dann bei der Weiterentwicklung des Autos. Ein Umstand, der im weiteren Saisonverlauf noch zu einem Nachteil im Titelkampf werden könnte.

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Wie geht es jetzt weiter?

McLaren wäre also gut beraten, einen Plan zu entwickeln, wie weitere Unfälle zwischen Piastri und Norris vermieden werden können. McLaren-Teamchef Andrea Stella kündigte immerhin schon mal an, den Vorfall mit etwas Abstand noch einmal besprechen zu wollen. "Wir nutzen solche Vorfälle, sobald etwas Zeit vergangen ist und wir einen kühlen Kopf haben, gezielt dafür aus, um als Team stärker zu werden", sagte er: "Unsere beiden Fahrer sollen an so etwas wachsen."

Doch beide Fahrer hart miteinander kämpfen zu lassen, hat bei McLaren Tradition, und die Verantwortlichen haben in der Vergangenheit stets betont, dass sie dieses Vorgehen für das einzig richtige halten. Auch Piastri geht deshalb nicht davon aus, dass sich daran in Zukunft etwas ändern wird. "Ich bin dem Team sehr dankbar, dass sie uns erlauben, gegeneinander zu fahren", sagte der Australier: "Ich würde auch nicht denken, dass sich das ändert."

Sollte McLaren weiter an diesem Kurs festhalten, dürfte ein Titelgewinn aber ungleich schwerer werden. Die Fans wird es freuen: Spannung dürfte damit im weiteren Saisonverlauf garantiert sein.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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