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Real - Wolfsburg: Doppelschlag innerhalb von 84 Sekunden


Ronaldo brilliert gegen die Wölfe
"Eine meiner besten Nächte im Europapokal"

Von t-online
Aktualisiert am 13.04.2016Lesedauer: 4 Min.
Cristiano Ronaldo schmeißt sich nach dem 3:0-Sieg gegen Wolfsburg in Siegerpose.Vergrößern des BildesCristiano Ronaldo schmeißt sich nach dem 3:0-Sieg gegen Wolfsburg in Siegerpose. (Quelle: dpa-bilder)
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Aus Madrid berichtet Florian Haupt

In modischen Angelegenheiten ist auf Cristiano Ronaldo seit jeher Verlass. Wenn er nach Spielschluss geduscht aus der Kabine kommt, die Interviews gibt und schließlich zu seinem Auto geht, dann sieht er nicht nur blendend aus, sondern überrascht gern auch noch durch ein kleines Detail. Diesmal zum Beispiel, nach seiner grandiosen Darbietung gegen den VfL Wolfsburg, mit einer goldenen Gürtelschnalle.

Auf dem Platz hingegen hat er in den letzten Jahren sein Profil verändert. Mit inzwischen 31 Jahren gelingen ihm kaum noch die fulminanten Tempodribblings, mit denen er einst in die Weltspitze aufstieg.

Dafür hat er die Qualitäten des Mittelstürmers perfektioniert, das Gefühl für Zeit, Raum und den richtigen Moment, sowie immer weiter an seiner Schusstechnik gefeilt. Wolfsburg bekam das alles zu spüren. Mit einem Hattrick beförderte der dreifache Weltfußballer die Deutschen aus der Champions League. Einmal Abstauber, einmal Kopf, einmal Freistoß: 3:0.

37. Ronaldo-Hattrick für Real

"Tore liegen in meiner DNA", erklärte der Portugiese nach dem Spiel gewohnt selbstbewusst und sprach von "einer meiner besten Nächte im Europapokal" - die zuvor versprochene "magische Nacht" wurde also Wirklichkeit.

Für die Mannschaft in erster Linie, die "ein kompliziertes Spiel" gewonnen habe. Und natürlich auch für ihn. "Ich werde nicht lügen, ich bin glücklich, meine Zahlen weiter verbessert zu haben." Seine geliebten Zahlen. Und was für stolze Zahlen es sind.

Der 37. Hattrick für Real Madrid. Das 16. Tor in der laufenden Champions-League-Saison. Nur eines fehlt noch, um den eigenen Rekord von 17 Toren aus der Saison 2013/14 einzustellen. Dazu hat er im Halbfinale die Gelegenheit, in dem Real zum sechsten Mal nacheinander steht, womit eine Bestmarke des FC Barcelona egalisiert ist.

Endlich wieder eine geglückte Aufholjagd

Außerdem wurde zum ersten Mal seit 14 Jahren und acht gescheiterten Versuchen wieder ein verlorenes Europacup-Hinspiel umgebogen und damit an die alten Mythen von den legendären Aufholjagden im Bernabéu angeknüpft: so etwas tut auch nicht schlecht bei einem Verein, den seine Kritiker für seelenlos und entwurzelt halten.

"Wenn man ihre Reaktionen nach dem 3:0 oder nach dem Schlusspfiff gesehen hat, dann weiß man, wie nah wir dran waren", sagte VfL-Keeper Diego Benaglio. Die Real-Fans feierten sogar so lange, dass die Mannschaft noch einmal aus der Kabine zurückkam.

Auch Erleichterung spielte dabei natürlich eine Rolle. Die Häme bei einem Aus wäre nicht auszudenken gewesen, wo doch in den spanischen Medien schon die Auslosung bejubelt worden und vor dem Hinspiel ernsthaft betont worden war, dass Trainer Zinédine Zidane mit der besten Aufstellung in Wolfsburg antrete. "Um das Viertelfinale schon im Hinspiel zu entscheiden", wie die Zeitung "As" vermutete.

Es brauchte dann allerdings doch ein Rückspiel. Eines, das vor Anpfiff völlig offen schien und zeitweise alle Zutaten für einen echten Thriller mitzubringen schien – es dann aber doch nicht ganz in diese Kategorie schaffte.

Doppelschlag innerhalb von 84 Sekunden

Das lag zum einen an der schnellen Egalisierung des Hinspielergebnisses schon nach einer guten Viertelstunde. Ohne die Schrauben richtig fest ziehen zu müssen, kam Real zu zwei Toren. Kühlen Kopf und Geduld hatte Zidane vor dem Spiel verlangt, um die überraschend unangenehme Angelegenheit gegen den Europacup-Nobody aus Niedersachsen zu regeln. Müde wollte man den VfL spielen und zu den individuellen Fehlern zwingen, die er beim 2:0 im Hinspiel partout nicht hatte begehen wollen. Schneller als erhofft taten die Wolfsburger ihren Gastgebern den Gefallen.

Binnen 84 Sekunden verteidigten die Gäste erst eine Flanke des starken Rechtsverteidigers Daniel Carvajal zu unentschlossen und ließen dann Ronaldo bei einem Eckball frei köpfen. Es war schon ironisch, dass hier eine deutsche Mannschaft durch deutsche Stärken bezwungen wurde. Spielerisch hingegen konnten die Wolfsburger lange besser mithalten, als viele ihnen das zugetraut hatten.

Ein Systemproblem hatten sie jedenfalls nicht. Sie standen ganz gut mit ihren engen Reihen, entlasteten sich immer wieder durch längere Phasen eigenen Ballbesitzes, kamen allerdings nur zu einer wirklich großen Chance, als sich Bruno Henrique in der 38. Minute allein im Strafraum so lange den Abschluss verkomplizierte, dass Real noch abblocken konnte.

"Wir haben vor dem Spiel gesagt, dass wir ein eigenes Tor brauchen, und das haben wir nicht geschafft", klagte Trainer Dieter Hecking. "Wir sehen eben auch, wo es noch fehlt bei uns. Die 1:1-Situationen, das Erzwingen von Torchancen – da stehen auf der anderen Seite eben noch mal drei ganz andere Stürmer."

Ronaldo: "Langsam versteht ihr es"

Allen voran einer: Ronaldo, Held der Nacht, "unsere Garantie", wie Klubdirektor Emilio Butragueño sagte, der "beste Spieler der Welt" laut Zidane. Dass er dieses Viertelfinale in der 77. Minute per Freistoß entschied, mit einem seiner typischen Flatterbälle zwischen Naldo und Josuha Guilavogui hindurch, hätte er sich besser kaum ausmalen können. Denn was war nicht auch darüber gelästert worden, in den letzten Jahren: über seine so verbissenen wie zeitweise erfolglosen Versuche bei den Standards. Zwischen April 2014 und April 2015 etwa war er mal fast ein Jahr ohne Freistoßtor.

Auch sonst wurde durchaus gemäkelt in letzter Zeit. Dass er nur unwichtige Tore schieße, dass er in manchen Spielen immer passiver wirke, dass er immer weniger an das Team denke. "Die Statistiken lügen nicht", pflegt er dann gern zu entgegnen. Bei 46 Saisontoren in 42 Spielen steht er jetzt schon wieder. Und angesichts der allseits guten Laune im Bernabéu zeigte er sich am Dienstag betont gnädig gegenüber seinen Kritikern in der Presse. "Langsam versteht ihr es", witzelte er.

CR7 drückt Benfica die Daumen

Was? Natürlich, dass er nach wie vor der Alte ist. Und für viele eben auch: der Beste. "Lichtjahre von allen anderen entfernt", laut Landsmann Pepe. "Er führt den Beweis seit vielen Jahren, und wenn er gut drauf ist, kommt uns das zugute", sagte dessen Innenverteidigungspartner Sergio Ramos.

Einen letzten Wunsch äußerte Ronaldo noch, bevor er in die Nacht entschwand. "Benfica im Halbfinale, eine portugiesische Mannschaft, das würde mich freuen". In den Medien erklärten sie Real derweil zum Titelfavoriten, man fühlt sich schon wieder zu Höchstem berufen. Auch wenn den Beweis dazu gegen den VfL Wolfsburg letztlich nur einer restlos überzeugend erbrachte, der Mann mit der goldenen Gürtelschnalle.

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