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EM 2022: DFB-Torjägerin Alexandra Popp überragt – gegen den Schmerz


DFB-Torjägerin überragt
Gegen den Schmerz

  • Noah Platschko
Von Noah Platschko

Aktualisiert am 28.07.2022Lesedauer: 4 Min.
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Jubel bei der Kapitänin: Alex Popp und Deutschland stehen im EM-Finale.Vergrößern des Bildes
Jubel bei der Kapitänin: Alex Popp und Deutschland stehen im EM-Finale. (Quelle: JOHN SIBLEY)

Alexandra Popp hat Deutschland ins EM-Finale geschossen. Dabei ist es mehreren Winken des Schicksals zu verdanken, dass sie das Turnier ihres Lebens spielt.

Völlig entkräftet lag Alex Popp auf dem Rücken am Boden, die Hände vor dem Gesicht zusammengeschlagen. Erleichterung und Erschöpfung waren der deutschen Kapitänin gleichermaßen anzusehen, nach diesem großen Triumph von Milton Keynes.

Mit 2:1 hatte sich die deutsche Mannschaft soeben gegen Frankreich durchgesetzt und damit das Finale am kommenden Sonntag gegen Gastgeber England (18 Uhr, im Liveticker bei t-online) erreicht. Es ist der größte Erfolg für dieses junge Team, das nun die große Chance auf den ersten Titel seit dem Olympiasieg 2016 in Rio hat.

Damals wie heute in der Sturmspitze: Alex Popp. Die 31-Jährige vom VfL Wolfsburg spielt seit 2010 für die DFB-Frauen , ist seit 2019 auch Kapitänin der Mannschaft – erlebt nun bei der EM aber den vorläufigen Höhepunkt ihrer Karriere im Nationalteam. Gegen Frankreich erzielte sie beide Tore – ihre Turniertreffer fünf und sechs – und setzte sich damit an die Spitze der Torschützenliste (gemeinsam mit Englands Beth Mead, die ebenfalls sechsmal traf).

Die Tore, die Popp im Verlaufe dieser Endrunde bisher erzielt hat, sind eine Geschichte für sich – es sind ihre ersten überhaupt bei einer EM. Denn trotz ihrer nun schon zwölfjährigen Nationalmannschaftskarriere ist es die erste europäische Endrunde für Popp.

"Es ist schon ein großes Ziel für mich, bei der Europameisterschaft dabei zu sein. Mein größter Schmerz waren die verpassten Europameisterschaften aufgrund von Verletzungen", sagte Popp vergangenes Jahr im Rahmen der vom DFB mitfinanzierten Dokumentationsreihe "Born for this".

Immer wieder Rückschläge

Tatsächlich erlebte die Angreiferin immer wieder Rückschläge: Vor der EM 2013 in Schweden riss sich Popp das Außenband im Fuß, 2017, vor dem Turnier in den Niederlanden, folgte ein Außenmeniskusriss, der Popp sogar an einer Fortsetzung ihrer Karriere zweifeln ließ. Eins ums andere Mal musste sie für ihre Comebacks fighten, spielte 2019 auch die verkorkste WM in Frankreich (Viertelfinal-Aus). Doch der Traum von einer EM-Teilnahme lebte weiter.

Im April 2021 dann der nächste Schock: Wegen einer komplizierten Knorpelverletzung musste Popp neun Monate pausieren. Die EM in England hätte sie erneut verpasst – doch das eigentlich für den Sommer des Jahres angesetzte Turnier wurde aufgrund der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben.

Zeit für Popp, sich erneut zurückzukämpfen. Ende Januar 2022 stand sie wieder auf dem Platz – doch das lädierte Knie spielte nicht mit. Die Folge: Eine erneute Operation. Ausfallzeit: sechs Wochen.

Den einzigen Test vor der EM verpasste Popp mit Corona

"Come back stronger", zu Deutsch: "Komm stärker zurück", ist eine insbesondere in Fußballerkreisen überstrapazierte Social-Media-Floskel bei Genesungswünschen. Im Fall von Alex Popp scheint sie allerdings voll aufzugehen. Denn die 119-fache Nationalspielerin spielt nun beim Turnier in England so stark auf wie nur selten zuvor.

Dabei waren die Einsatzzeiten, die Popp derzeit bekommt, in dem Maße gar nicht vorgesehen. Die Stürmerin der Wolfsburger reiste nur als Sturmspitze Nummer zwei nach England. Im Trainingslager in Herzogenaurach war sie die Einzige, die aufgrund eines positiven Corona-Tests vom Team isoliert werden musste – und den einzigen Test gegen die Schweiz (7:0) verpasste.

Popp trifft und trifft – und ist nicht mehr wegzudenken

Bayerns Lea Schüller, mit 16 Treffern Top-Torschützin der abgelaufenen Bundesligasaison, war im Vorfeld des Turniers im Sturmzentrum gesetzt, die Rolle Popps, die bei der WM 2019 sowie in Wolfsburg zuletzt auf der Sechserposition agiert hatte, dagegen unklar. Dann aber infizierte sich auch Schüller mit dem Coronavirus, ihre "Vertretung" rückte in die Startelf – und ist seitdem nicht mehr wegzudenken.

Inklusive ihres Jokertores gegen Dänemark zum Auftakt traf Popp in allen fünf EM-Spielen hintereinander – ein Rekord. Gegen Frankreich gelang dem "Biest", wie sie von Mitspielerin Lena Oberdorf geadelt wurde, gar ein Doppelpack. Mit ihrem konsequenten Anlaufen setzte sie die gegnerischen Torhüterinnen im Turnierverlauf massiv unter Druck – und provozierte so schon etliche Treffer. Hinzu kommt ihre beeindruckende Präsenz in der Luft. Vier ihrer sechs Tore erzielte die 1,74 Meter große Angreiferin per Kopf – so auch das 2:1 gegen Frankreich.

"Um ehrlich zu sein, kann ich es gar nicht in Worte fassen. Wir haben wieder eine Wahnsinnspartie gespielt", schwärmte Popp im ZDF nach dem ersten Finaleinzug seit 2016. "Wir sind so unfassbar glücklich, kein Schwein hat mit uns gerechnet, und wir stehen jetzt im Finale gegen England vor 90.000 – ganz ehrlich, etwas Schöneres gibt es nicht."

"Besser geht es nicht"

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg wollte nach dem auch für sie ersten Finaleinzug keine Spielerin herausheben. "Wir haben dieses Spiel gewonnen, weil jede bereit war, die andere zu pushen. Es war ein großartiger Teamerfolg auf allen Ebenen. Deshalb stehen wir auch verdient im Finale", so "MVT" am späten Mittwochabend.

Nun geht es also nach London, zum großen Endspiel gegen den Gastgeber. Für viele (Deutsche) das absolute Traumfinale. Auch für Torjägerin Popp. "Wir haben so einen Bock auf das Finale – besser geht es nicht“, zeigte sie sich voller Vorfreude.

Mit einem EM-Triumph würde sie ihre ohnehin schon große Karriere krönen. Und wie man in Wembley gewinnt, weiß Popp ebenfalls aus jüngerer Vergangenheit. Im November 2019 siegten die DFB-Frauen dort mit 2:1. Die deutschen Torschützinnen? Klara Bühl und – Alex Popp. Sie traf per Kopf. Wie auch sonst.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • "Born for this" in der ARD
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