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WM-Held Horst Eckel warnt: "Die Nationalelf muss bescheiden bleiben"


WM-Held Horst Eckel
"Die Nationalelf muss bescheiden bleiben"

InterviewVon Luis Reiß

Aktualisiert am 26.04.2018Lesedauer: 3 Min.
Interview
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Horst Eckel bei einem Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern im Februar: "Dieses schöne Stadion und die Fan-Kultur sind erstklassig."Vergrößern des Bildes
Horst Eckel bei einem Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern im Februar: "Dieses schöne Stadion und die Fan-Kultur sind erstklassig." (Quelle: Jan Huebner/imago-images-bilder)

Er ist der einzige noch lebende Weltmeister von 1954 und eine der prägenden Figuren des "Wunder von Bern". Im Interview spricht Horst Eckel über seinen FCK und warnt die Nationalelf vor der WM.

Bis heute wohnt Horst Eckel (86) in der Pfalz, besucht fast jedes Heimspiel seines 1. FC Kaiserslautern. Doch nun droht seinem Klub der Abstieg aus der 2. Bundesliga. Bei noch drei ausstehenden Spielen haben die “Roten Teufel” acht Punkte Rückstand auf den rettenden Relegationsplatz. Eckel kritisiert im Interview mit t-online.de ein schweres Versäumnis.

t-online.de: Herr Eckel, Ihr Heimatklub, der 1. FC Kaiserslautern, kann den Abstieg wohl kaum noch vermeiden. Wie fühlt sich das an?

Horst Eckel (86): Ich kann es immer noch nicht begreifen. Und ich hoffe bis zuletzt, dass sich die Mannschaft durch ein Wunder noch retten kann – auch wenn das vielleicht unrealistisch ist. Die 1. und 2. Bundesliga will ich mir nicht ohne Kaiserslautern vorstellen. Dieses schöne Stadion und die Fan-Kultur sind eigentlich erstklassig.

Welche Gründe hat der Niedergang dieses Traditionsklubs?

Ich habe im Umfeld des Klubs viele verschiedene Erklärungen dazu gehört, jede lautet anders. Es hätte in einem so großen Klub niemals so weit kommen dürfen. Wenn man in die Krise rutscht, sportlich wie finanziell, dann muss sich doch irgendjemand sofort dagegen wehren. Verantwortung übernehmen, anpacken. Stattdessen wurde die Situation über Jahre laufen gelassen. Wer im einzelnen Schuld ist und falsche Entscheidungen getroffen hat, ist im Nachhinein nicht so wichtig.

Schauen Sie mit 86 Jahren noch jedes Heimspiel?

Wenn ich nicht unterwegs bin, bin ich jedes Mal oben auf dem Betzenberg. Das ist nicht immer ganz leicht für meine Nerven (lacht). In dieser Saison konnte ich die Spiele nur selten genießen.

Zuletzt hat sich das Team unter dem neuen Trainer Michael Frontzeck aber verbessert.

Natürlich ist die Entwicklung unter Frontzeck positiv. Die Mannschaft ist viel stabiler und holt ja auch mehr Punkte. Aber man darf es auch nicht schönreden. Es ist mit Sicherheit auch aktuell nicht alles in Ordnung.

Oft ist ein Abstieg mit der Hoffnung auf einen heilsamen Neuanfang verbunden. Glauben Sie daran?

Das ist gut gesagt, aber nicht gut gedacht. Wenn du wieder nach oben kommen willst, ist das ganz, ganz schwer. Vor allem ist es auch eine schwierige finanzielle Frage. Du musst erstmal sparen. Gleichzeitig brauchst du aber eine schlagkräftige Mannschaft, die sofort wieder um den Aufstieg mitspielen soll. Der Spagat kann auch schnell schiefgehen.

Erfreulicher sind die Aussichten für die deutsche Nationalmannschaft. Im Sommer soll in Russland der WM-Titel verteidigt werden. Sie waren 1958 in einer ähnlichen Situation, wurden damals Vierter. Welche Tipps können Sie geben?

Das Wichtigste ist: Titelverteidiger zu sein ist eine Ehre, aber du musst bescheiden und demütig bleiben. Wenn du auf den Platz gehst, und denkst, du bist als Weltmeister automatisch besser als der Gegner, hast du keine Chance. Das hab ich meinen jungen Spielern als Trainer auch immer gesagt.

Sinkt die Motivation, wenn man schon einen WM-Titel hat?

Die Motivation sollte kein Problem sein. Wenn du auf dem Platz stehst, solltest du nicht über Titelverteidigung oder das Turnier vor vier Jahren nachdenken. Du willst einfach wieder gewinnen. Sonst hast du auf dem Platz sowieso nichts zu suchen.

Was glauben Sie: gelingt die Titelverteidigung?

Wir werden weit kommen und am Ende vorne mit dabei sein. Wie weit? Das kann niemand vorhersagen. Aber die Chance auf den Titel ist mit dieser guten, jungen und hungrigen Mannschaft auf jeden Fall da.

Zu Ihrer aktiven Zeit stand die deutsche Nationalmannschaft vor allem für ihren Kampfgeist. Haben sich die Tugenden verändert?

Viele Paralleln gibt es jedenfalls nicht mehr. Gekämpft wird schon auch noch, das ist immer noch eine Basis im Fußball. Aber Kampfgeist ist nicht mehr das erste, was man mit der Nationalelf verbindet – und das ist auch gut so. Die Jungs spielen technisch hochklassigen Fußball. Sie sind unter ganz anderen Bedingungen ausgebildet worden als wir damals. Wir mussten noch nebenbei arbeiten gehen, das ist heute wohl unvorstellbar. Durch die besseren Bedingungen hat sich vieles zum Positiven gewandelt – und eben auch die Qualität der deutschen Elf.

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