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Nationalmannschaft: Niclas Füllkrug hat das, was der DFB-Elf fehlte


Es geht nicht um Tore
Füllkrug hat das, was Deutschland fehlte

Von Benjamin Zurmühl, Mainz

Aktualisiert am 26.03.2023Lesedauer: 3 Min.
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Niclas Füllkrug: Der Stürmer bringt mehr mit, als nur Tore.Vergrößern des Bildes
Niclas Füllkrug: Der Stürmer bringt mehr mit als nur Tore. (Quelle: IMAGO/Gladys Chai von der Laage)

Weil die "Typen" fehlen, fehlen die Fans. So hieß es zumindest. Mit Niclas Füllkrug hat die Nationalelf einen "Typen" gewonnen, der mehr als nur ein Torjäger ist.

Niclas Füllkrugs Torquote im Deutschland-Trikot kann sich sehen lassen. Fünf Spiele, fünf Tore. Noch beeindruckender ist ein Blick auf die gespielten Minuten. Denn ein ganzes Spiel machte der Stürmer von Werder Bremen unter Hansi Flick noch nicht. Die 75 Minuten gegen Peru (2:0) am Samstag waren bisher der Höchstwert. Knapp alle 38 Minuten schießt "Fülle" ein Tor für die deutsche Nationalmannschaft.

Auch deshalb ist der 30-Jährige für die Fans der Nationalmannschaft ein "Muss" in der Aufstellung. Doch Füllkrug bringt nicht nur Torgefahr und Effektivität mit, er bringt auch etwas mit, das die DFB-Auswahl oft vermissen ließ. Er bringt Leidenschaft und Emotion mit. Zu keiner Sekunde strahlt Füllkrug aus, eine Partie wie gegen Peru sei ein Pflichtbesuch.

Ein Schubser und eine Ansage

Was Joshua Kimmich meinte, als er auf der Pressekonferenz am Freitag einen Journalisten korrigierte, dass es kein "Testspiel", sondern ein "Vorbereitungsspiel" sei, lebte Füllkrug einen Tag später vor. Als in der 49. Minute der Peruaner Wilder Cartagena den kurz zuvor eingewechselten Mario Götze mit voller Wucht umgrätschte, war Füllkrug sofort zur Stelle und stellte den Übeltäter zur Rede. Es gab einen Schubser und eine unmissverständliche Ansage.

Fünf Minuten später war Füllkrug ins nächste Wortgefecht verwickelt – diesmal auf der anderen Seite des Feldes. Bei einer Standardsituation für Peru musste die Schiedsrichterin aus Italien eingreifen, weil sich der deutsche Stürmer mit einem Gegner eine Rangelei lieferte. Die leidenschaftliche und aggressive Gangart der Südamerikaner konterte Füllkrug, wo er nur konnte.

Beim Stand von 2:0, beide Tore erzielte Füllkrug in der ersten Hälfte, bekam Deutschland in der 66. Minute nach Hinweis des Video-Schiedsrichters einen Elfmeter zugesprochen. Schon als die Unparteiische sich die Szene am Bildschirm anschaute, schnappte sich Füllkrug in Begleitung von Kai Havertz den Ball und ging Richtung Elfmeterpunkt. Als Maria Caputi auf den Punkt zeigte, bekam Havertz dann das Spielgerät.

Während der Offensivmann vom FC Chelsea geduldig darauf wartete, den Strafstoß auszuführen, versuchten Torwart Pedro Gallese und Gelbsünder Cartagena, Havertz abzulenken. Sie redeten auf ihn ein, störten ihn bei der Konzentration. Füllkrug bemerkte das und ging dazwischen. Er schnappte sich Cartagena, schubste ihn weg von Havertz und schickte parallel Gallese in Richtung Tor.

Bundesliga hui, Länderspiele pfui?

Solche Aktionen mögen auf den ersten Blick klein sein und wenig Bedeutung haben, doch sie sind es nicht. Denn sie zeigen bei Fußballfans Wirkung. Da ist einer, der sein Team verteidigt, der Feuer und Leidenschaft bringt. Während es in der Bundesliga auf dem Platz und auf den Rängen oft hitzig zugeht, ist es bei den Partien der deutschen Nationalmannschaft meist eher kühl.

Die schlechte Stimmung bei den Länderspielen und die mangelnde Identifikation mit den Nationalspielern ist verantwortlich für eine der größten Sorgenfalten beim DFB. Der neue Sportdirektor Rudi Völler soll genau daran arbeiten und für die Heim-EM in einem Jahr einen Wandel einleiten. Dabei spielt natürlich in erster Linie Erfolg eine Rolle. Drei enttäuschende Turniere haben jegliche Chance auf eine Euphorie im Keim erstickt.

Doch es braucht auch die passenden Spieler für die Trendwende. Füllkrug ist dafür der Richtige. Denn er ist anders, er eckt an. Das zeigt er auch bei Werder Bremen, wo er als Führungsspieler für seine direkte und kritische Art bekannt ist. Die letzten Zweifel daran hat er in der DAZN-Dokumentation "Ein Jahr zweite Liga" beseitigt, als er sich mit Profifußball-Leiter Clemens Fritz im Kabinengang zoffte und Sturmpartner Marvin Ducksch eine Ohrfeige androhte.

Auch bei der Nationalelf ist Füllkrug allmählich kein Neuling mehr. Er wird sich seinen Platz im Team suchen und allein aufgrund seines Alters auch schnell zu einem Lautsprecher und Führungsspieler werden. Und im Hinblick auf die EM im eigenen Land kann das dem Vorhaben des DFB nur helfen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen vor Ort
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