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DFB-Team | Klose über Rückkehrer Kroos: "Wird dringend gebraucht"


Miroslav Klose
"Bei diesem Spiel bin ich persönlich erschrocken"

InterviewVon Julian Buhl

Aktualisiert am 13.03.2024Lesedauer: 5 Min.
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Miroslav Klose: Der WM-Rekordtorschütze spielte in seiner Karriere unter anderem für den FC Bayern und Lazio Rom.Vergrößern des Bildes
Miroslav Klose: Der WM-Rekordtorschütze spielte in seiner Karriere unter anderem für den FC Bayern und Lazio Rom. (Quelle: IMAGO/Antonietta Baldassarre / Insidefoto)

Im Interview mit t-online spricht Miro Klose über die anstehende Heim-EM, die Rückkehr von Toni Kroos, das deutsche Sturmproblem und sein besonderes Verhältnis zu Jamal Musiala.

2014 wurde Miroslav Klose mit der deutschen Nationalelf in Brasilien Weltmeister. Darüber hinaus krönte er sich dort selbst mit seinem 16. Turniertor zum alleinigen WM-Rekordtorschützenkönig und damit ließ den Brasilianer Ronaldo (15 Tore) hinter sich.

Klose und der deutsche Fußball insgesamt waren damit an einem absoluten Höhepunkt angekommen. Knapp zehn Jahre später wirkt das, bezogen auf die Nationalelf, allerdings wie aus einer längst vergessenen Zeit. Zuletzt schied die einstige Turniermannschaft sowohl als Titelverteidiger bei der WM 2018 in Russland als auch beim Winterturnier in Katar 2022 sang- und klanglos in der Vorrunde aus. Bei der 2021 ausgetragenen EM war im Achtelfinale gegen England Endstation (0:2).

Die anstehende Heim-EM sollte nun eigentlich der Beginn einer neuen Ära der Nationalmannschaft werden. Aufgrund der ernüchternden Entwicklung wurde Bundestrainer Hansi Flick aber entlassen. Jetzt soll es Julian Nagelsmann als sein Nachfolger schaffen, endlich die erhoffte Euphorie zu entfachen.

Im Interview mit t-online spricht Klose über seine Erwartungen an die Heim-EM, das deutsche Sturmproblem nach seinem Rücktritt, die Rückkehr von Toni Kroos und sein besonderes Verhältnis zu Jamal Musiala.

t-online: Sie kennen Jamal Musiala sehr gut, haben beim FC Bayern als U17-Coach und später als Co-Trainer der Profis mit ihm zusammengearbeitet. Wie sehen Sie seine Entwicklung?

Miroslav Klose: Dass er sich so schnell zum Stammspieler bei Bayern und auch in der Nationalelf entwickelt, haben wir natürlich alle gehofft. Aber selbstverständlich ist das nicht. Da musst du schon auch die Trainer haben, die das Talent erkennen und es fördern. Aber dann geht die Arbeit erst los. Auch in vielen Gesprächen mit dem Spieler selbst, seinen Eltern, seinem Umfeld. Vor allem aber brauchst du den unbedingten Willen des Spielers selbst, dem du dann gewisse Sachen zeigst, einen Weg aufzeigst, gemeinsam an seinen Stärken und Schwächen arbeitest, einen Plan mit ihm erstellst – und diese Dinge dann trainierst.

Was imponiert Ihnen am meisten an seinem heutigen Spiel?

Wenn ich jetzt seinen ersten Kontakt, seine Ballannahme und -mitnahme sehe, dann macht mir das große Freude, ihm dabei zuzuschauen, wie er damit den Unterschied ausmachen kann. Er wird nicht den ganzen Kader ziehen können, das wird es in diesem Alter nie geben. Aber, wenn er so weitermacht und am Boden bleibt, mache ich mir da gar keine Gedanken. Weil ich ja auch die Mama kenne und weiß, wer da hinter ihm steht. Er wird auch bei der Europameisterschaft ein ganz wichtiger Spieler sein.

Welche Rolle kann er dabei spielen, schon die eines Führungsspielers?

Zu erwarten, dass er bei der EM direkt Führungsspieler ist, wäre ein bisschen übertrieben. Er muss mit Leistung vorangehen, das macht er und übernimmt auch Verantwortung. Führungsspieler bei der Nationalelf und bei einem großen Turnier zu sein, ist aber noch mal was anderes. Wir haben genug Spieler, die vorneweggehen können und müssen. Jamal wird da reinwachsen, einen härteren Charakter bekommen. Das geht nur durch Erfolg und gute Leistungen. Irgendwann ist er dann so weit, noch mehr Verantwortung zu übernehmen. Man sollte ihm dafür aber Zeit geben, Fehler zu machen und in diese Rolle reinzuwachsen. Die notwendige Qualität dazu hat er. Das alles jetzt schon im Sommer von ihm zu erwarten, wäre aber zu früh. Ich bin schon froh, wenn er in Spielen den Unterschied ausmacht. So wie mit seinem Tor am letzten Spieltag, mit dem er Bayern zur Meisterschaft geschossen hat.

Wie sehen generell Ihre Erwartungen mit Blick auf die Heim-EM aus?

Die letzten Spiele waren nicht wirklich erfolgreich. Vor allem bei dem Spiel gegen Österreich bin ich persönlich erschrocken, weil ich da viele Dinge einfach vermisst habe, die Grundtugenden im Fußball. Das hat uns Österreich ein bisschen vorgemacht und deshalb hatte ich wirklich Bedenken. Ich hoffe, dass das nur ein Ausrutscher war und wir in den nächsten beiden Länderspielen jetzt noch mal ein anderes Gesicht zeigen, damit eine gewisse Euphorie entsteht.

Was macht Ihnen Hoffnung?

Deutschland war eigentlich immer eine Turniermannschaft, da müssen wir wieder hinkommen. Wir müssen da aber auch ganz ehrlich sein und wissen, dass das Turnier schon im ersten Spiel voll losgeht, vor allem bei einer Heim-EM. Ich durfte es 2006 miterleben und weiß, was wir mit der Nationalmannschaft bewirken können, wenn die Fans hinter uns stehen. Und genau das erhoffe ich mir. Die Qualität hat die Mannschaft. Aber nur mit Talent und Schönspielerei war Deutschland noch nie erfolgreich. Es hat immer auch Spieler gebraucht, die dazwischen- und vorneweggehen. Das wird auch dieses Mal so sein.

Könnte Toni Kroos ein solcher Spieler sein?

Ich finde es richtig gut, dass er zurückkommt. Er wird dringend gebraucht, von seiner Qualität her, seiner Rolle innerhalb der Mannschaft. Er hat schon immer Verantwortung übernommen – auf und neben dem Platz. Ich finde sein Comeback fantastisch und hoffe, dass viele junge Spieler auf ihn hören werden. Er gibt seinen Mitspielern auf dem Platz eine gewisse Sicherheit, weil sie wissen, dass sie ihn immer anspielen können. Das ist eine brutale Stärke von ihm.

Bei Ihnen hat sich Julian Nagelsmann aber noch nicht gemeldet und auch Sie versucht, von einem Comeback in der Nationalelf zu überzeugen?

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Eigentlich dachte ich, uns gibt es nur im Doppelpack. Leider hat er sich nicht gemeldet (lacht). Aber es ist ja noch Zeit. Ich brauche vier Wochen, um wieder fit zu werden.

Dann wäre das Sturmproblem der Nationalelf, das eigentlich seit Ihrem Rücktritt 2014 besteht, jedenfalls wieder gelöst…

Gibt es da ein Problem? (Lacht.) Leider … ja.

Trauen Sie Niclas Füllkrug und vielleicht Deniz Undav zu, zumindest Teil einer kurzfristigen Lösung zu sein?

Zu Füllkrug habe ich ja schon genug gesagt und ihn schon seit ein paar Jahren auf dem Schirm. Er ist ein guter Stürmer, ein Abschlussspieler. Das hat er jetzt noch mal bei Dortmund bestätigt. Dort hat er Mitspieler um sich, die noch mal einen Tick besser sind als zuvor in Bremen. Deshalb hat er jetzt auch die Möglichkeit, noch mehr Tore zu schießen und ist auf einem guten Weg. Ich hoffe, dass er gesund bleibt und so weitermacht, auch in der Nationalmannschaft.

Und Undav?

Was er leistet, finde ich auch sehr ordentlich. Die Frage, ob er jetzt zur Nationalelf dazustoßen soll, muss jetzt der Bundestrainer beantworten. In erster Linie macht er Tore, also das, was du brauchst, um als Stürmer erfolgreich zu sein.

Erinnert Undav, der vor dreieinhalb Jahren noch in der dritten Liga bei Meppen spielte, Sie ein wenig an Ihre eigene Karriere als Spätentwickler?

So genau habe ich seinen Weg bislang gar nicht verfolgt. Wichtig ist, dass man oben ankommt. Und seine Leistung immer wieder bestätigt, um oben zu bleiben. Das macht er jetzt. Es darf halt nicht zu früh zu schnell nach oben gehen. Da muss man schon aufpassen, dass einem das nicht zu Kopf steigt. Ich kenne ihn nicht. Aber was ich sehe, ist, dass er die notwendige Qualität hat und viele Tore für Stuttgart macht. Das ist schon sehr ordentlich, was er dort abliefert.

Verwendete Quellen
  • Telefonisches Interview mit Miroslav Klose
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