Rezension: "NFL – Helden. Dramen. Spektakel.": Gut gewollt, aber leider schlecht umgesetzt

In ihrem neuen Buch wagen Marcus Blumberg, Adrian Franke und Sebastian Mühlenhof einen Rundumschlag in Sachen NFL.

Huddle, Fumble, Interception, Down, Line of Scrimmage, Conference, Division – einer Mehrheit der Deutschen dürften diese Begriffe wohl noch nichts sagen. American Football ist hierzulande noch immer irgendwie Randsportart. Seit einigen Jahren erfreut sich die amerikanische Profi-Liga NFL jedoch auch im fußballbesessenen Deutschland immer größerer Beliebtheit. Bereits seit 2015 überträgt die Sendergruppe ProSieben/Sat.1 an jedem Wochenende mindestens zwei Spiele – mit Erfolg. Denn die Quoten sind so gut, dass Football nun auch immer häufiger auch abseits von Playoffs und Super Bowl sonntags zur besten Sendezeit im ProSieben-Hauptprogramm stattfindet.

Die Sportjournalisten Marcus Blumberg, Adrian Franke und Sebastian Mühlenhof haben die aufflammende Football-Begeisterung zum Anlass genommen, um mit "NFL – Helden. Dramen. Spektakel." ein Übersichtswerk zum American Football vorzulegen. Auf insgesamt 241 Seiten wagen sie einen Rundumschlag: Sie erklären das Spiel an sich, Anfänge und Entwicklung der NFL, erzählen unter Fans und Experten berühmt-berüchtigte Momente der Liga-Geschichte nach, stellen die größten Spieler und Trainer vor und liefern ausführliche Porträts zu allen 32 Teams der Liga.

Auch auf den zweiten Blick zu komplex

Garniert mit zahlreichen Bildern, lädt das Buch den geneigten Football-Fan durchaus zum Blättern und zum Schwelgen in Erinnerungen ein. Das Problem: Genau da hört der Mehrwert des Buches dann aber auch schon auf. Denn um Laien den Sport tatsächlich näher zu bringen, taugt das Buch kaum.

Die Autoren schaffen es nicht, die teils komplexen Details des Sports so darzulegen, dass sie auch Football-Neulingen verständlich sind. Exemplarisch sei hierfür die Entstehung des Spielplans in der NFL genannt. In ihrer Einleitung schreiben die Autoren explizit, dass sie erklären wollen, "wie der auf den ersten Blick komplexe Spielplan zustande kommt". Dann folgt jedoch eine Erklärung, die selbst für erfahrene Football-Gucker schwer zu verstehen ist. Der Spielplan bleibt bei ihnen auch auf den zweiten Blick komplex.

Für Laien nicht zu überwinden

Fachlich ist den Autoren dabei kaum ein Vorwurf zu machen. Denn das komplizierte Schema ist mit Worten allein kaum verständlich zu erklären. Gerade deshalb wären jedoch andere Hilfsmittel wie Grafiken wünschenswert gewesen, die gerade zu Beginn des Buches die Bilder von willkürlich ausgewählten Spielszenen hätten ersetzen können.

In Kombination mit einer Sprache, die sich durch das gesamte Buch hindurch sehr stark auf die englischen Fachbegriffe stützt, wird das Buch für Laien dann wohl endgültig zu einem unüberwindbaren Hindernis. Da kann auch das vorhandene Glossar kaum Abhilfe verschaffen.

Nette Schrankdekoration

Wer Blumbergs, Frankes und Mühlenhofs Werk liest, stellt sich zwangsläufig die Frage, welche Zielgruppe sie erreichen wollen. Um Laien den Einstieg zu ermöglichen, ist das Buch zu komplex und Experten, die in der Lage sind, das Geschriebene zu verstehen, erfahren nur noch bedingt etwas Neues. Das Buch verkommt somit zur netten Schrankdekoration, in der man gelegentlich blättern kann.

Beim eben jenem gelegentlichen Blättern fallen dann auch die zahlreichen Tipper, die sich leider eingeschlichen haben, nicht ins Gewicht. Teils mehrere Fehler auf einer Seite oder haarsträubende Ungenauigkeiten, wie etwas Ex-Seahawks-Spieler Marshawn Lynch innerhalb weniger Zeilen einmal als 23-Jährigen und einmal als 24-Jährigen zu bezeichnen, lassen das Buch dann trotz fundierter Fachkenntnis, billig oder mindestens als Schnellschuss dastehen. Am Ende bleibt das Fazit: Gut gewollt, aber leider schlecht umgesetzt.