Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Nach der Wirtz-Absage Jetzt schlägt Bayern zurück

Einer der besten deutschen Fußballer hat dem FC Bayern abgesagt, doch andere wechseln im Sommer trotzdem nach München. Ist das erst der Anfang?
Florian Wirtz kommt nicht zum FC Bayern – das bestätigte Bayern-Präsident Herbert Hainer, nachdem "Bild" berichtet hatte. Den Aussagen und Berichten zufolge hat der Vater und Berater des DFB-Stars die Münchner darüber informiert, dass sich sein Sohn für einen Wechsel zum FC Liverpool entschieden habe.
Ein herber Rückschlag für die Bayern.
Die Wirtz-Absage könnte allerdings auch eine Trotzreaktion der Bayern zur Folge haben und zur Initialzündung werden. Ganz nach dem Motto: Die besten deutschen Fußballer gehören künftig wieder zum FC Bayern und nicht nach England. Das war einmal eine Vision von Uli Hoeneß. Und zumindest hat der Verein mit Tom Bischof und in Kürze Jonathan Tah auch ohne Wirtz zwei deutsche Topspieler verpflichtet.
Mit Joshua Kimmich, Jamal Musiala oder Aleksandar Pavlović gibt es – Stand heute – ansonsten eigentlich nur drei im Nationalteam gesetzte Bayern-Spieler. Thomas Müller und Manuel Neuer haben ihre DFB-Karriere längst beendet, Leon Goretzka war zwischenzeitlich ausgebootet, Serge Gnabry ist ein Wackelkandidat und Leroy Sané in Kürze vertragslos.
Das führt zu folgender Frage:
Muss der Rekordmeister wieder den "FC Bayern Deutschland" bauen?

Ja, genau das stärkt den FC Bayern
Es ist höchste Zeit, dass der FC Bayern wieder das Rückgrat der deutschen Nationalmannschaft wird. Denn was schon früher zum WM-Titel geführt hat, ist nicht veraltet – sondern hochaktuell. Ein eingespielter Block voller Qualität, auf Topniveau im Verein, mit Automatismen und hohem Anspruch: Das ist der Schlüssel zu dauerhaftem Erfolg für den DFB und den FC Bayern.
Der Rekordmeister ist der einzige deutsche Klub, der jedes Jahr international auf höchstem Niveau spielt. Wer dort Stammspieler ist, kann auch im DFB-Trikot funktionieren. Spieler wie Kimmich, Musiala oder Pavlović sind gesetzt – und mit Tah, Bischof kommen neue Gesichter dazu. Das ist kein Zufall, sondern eine bewusste Linie. Es ist das, was Uli Hoeneß immer wollte.
Und der Klub muss damit weitermachen: Für die Torhüterposition sollte man sich endlich um Barcelonas Marc-André ter Stegen bemühen. Für den Angriff führt kein Weg an Stuttgart-Stürmer Nick Woltemade vorbei. Und weitere sollten folgen. Es wäre auch eine Art Rache für die bittere Wirtz-Absage.
Ganz sicher: Der "FC Bayern Deutschland" stärkt vor allem den FC Bayern selbst. Ein Kern aus Nationalspielern bringt Identifikation, Kontinuität und Stabilität. Die Spieler kennen sich, wachsen gemeinsam, entwickeln eine Siegermentalität, die von Klub- in die Länderspiele überspringt – und umgekehrt.
Wirtz ist weg vom Markt, aber der FC Bayern schlägt zurück auf dem Transfermarkt. Ganz sicher.

Nein, dieses Modell ist ein Relikt aus der Vergangenheit
Uli Hoeneß und der Traum vom "FC Bayern Deutschland": eine gute Idee, aber leider eine von gestern. Sicher, 2014 hat der FC Bayern das Fundament der Weltmeistermannschaft gestellt. Auch zuvor gab es erfolgreiche Nationalmannschaften mit einem großen und eingespielten Bayern-Block. Aber: Es gab auch Gegenbeispiele in Form von riesigen Enttäuschungen – zum Beispiel bei den Weltmeisterschaften 2018 und 2022. Zuletzt wurde die Nationalelf erst wieder mit einer gesunden Mischung erfolgreich, mit diversen Spielern von verschiedenen und auch kleineren Klubs.
Wen interessiert es denn überhaupt, ob nun fünf, sieben oder zehn Nationalspieler beim FC Bayern spielen – oder andersherum?
Bayern muss sich darum bemühen, die Qualität im Kader zu verbessern. Mit einem neuen Torwart, einem Backup für Harry Kane und mit einem neuen Außenstürmer. Bei der Auswahl sollten diverse Kriterien eine Rolle spielen – die Nationalität gehört allerdings sicherlich nicht dazu.
Und Bundestrainer Nagelsmann muss einfach weiter die besten deutschen Spieler berufen. Ganz sicher wird sich Wirtz in Liverpool noch schneller und besser entwickeln, als er das bei Bayern tun würde. Das kommt der Nationalelf zugute.
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