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Debakel bei Leichtathletik-WM: Die Konsequenzen für Deutschland


Historische Pleite
Der Leistungsgedanke schwindet

MeinungVon Andreas Becker

Aktualisiert am 28.08.2023Lesedauer: 3 Min.
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Niklas Kaul: Auch ihm war keine Medaille bei der WM vergönnt. (Quelle: IMAGO/Sven Beyrich/SPP)

So schlecht wie jetzt in Budapest war Deutschland bei einer Leichtathletik-WM noch nie. Es ist ein Warnsignal – jetzt müssen die richtigen Schlüsse daraus gezogen werden.

Es ist schon wieder passiert. Die Welt feiert ein großes Sportereignis – und Deutschland ist zwar dabei, schaut am Ende aber nur beim Jubeln zu. Die Bilder, die man vom Fußball schon kannte, wiederholten sich nun bei der Leichtathletik-WM in Budapest. Es ist ein Trauerspiel. Und man stellt sich unweigerlich die Frage: Ist Deutschland nur noch sportlicher Mitläufer statt große Sportnation?

Die Ergebnisse der letzten Monate und Jahre sprechen jedenfalls eine klare Sprache: Bei so gut wie jedem großen Fußballturnier war vorzeitig Schluss und nun in der Leichtathletik wurde es historisch. Historisch schlecht. Eine Weltmeisterschaft ohne eine einzige Medaille? Hatte es bisher noch nie gegeben. Das ist ein deutliches Warnsignal, das nur einen Schluss zulässt: Es muss sich in Sport-Deutschland etwas Grundlegendes ändern.

"Wir haben die Prognose gehabt, dass der Tiefpunkt im deutschen Sport noch gar nicht erreicht, sondern im nächsten Jahr zu erwarten ist", sagte der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV), Jürgen Kessing. Bei solchen Aussagen kann einem angst und bange werden. Nächstes Jahr finden immerhin die Olympischen Spiele in Paris statt – das größte Sportereignis der Welt. Bereitet er die Fans also schon jetzt – fast ein Jahr im Voraus – auf Spiele ohne Medaillen vor?

Hinzu kommt, dass sich der Leichtathletik-Verband das Ziel gesetzt hat, bis 2028 wieder zu den Top-Fünf-Nationen zu gehören. Das sind noch fünf Jahre. Warum geht man nicht voran und sagt klar: Wir schütteln die schlechten Ergebnisse jetzt ab und greifen bei Olympia voll an. Es fehlt das Anspruchsdenken – und das tut dem Sport nicht gut.

Der Leistungsgedanke verschwindet

Viel Kritik musste der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zuletzt einstecken, weil er im Kinderfußball Ligaspiele und Tabellen abschaffen will. Klar, man sollte Kindern nicht zu viel zumuten. Aber es ist das falsche Signal, sich vom Leistungsgedanken komplett zu verabschieden. Denn dadurch wird das Ziel aus den Köpfen gestrichen, sich mit anderen zu messen.

Am Geld allein kann es jedenfalls nicht liegen, dass es nicht vorangeht. Innerhalb von fünf Jahren (von 2017 bis 2022) wurde die Förderung der Spitzenverbände um mehr als 40 Millionen Euro angehoben. Beim DLV stieg die Förderung allein von sieben auf über zehn Millionen Euro an, wie der Journalist Jens Weinreich schrieb. Wird das Geld also falsch verwendet?

Olympiasieger Robert Harting sieht die Probleme des deutschen Leistungssports bei den Entscheidern, die nicht die richtigen Konsequenzen zögen aus solchen Ergebnissen wie jetzt bei der WM in Budapest. Es fehle zudem an Investitionen ins Know-how von allen Beteiligten. Vielleicht sollte sich der DLV, und der Sport insgesamt, mehr um verdiente Sportlerinnen und Sportler wie Harting bemühen und sie in Entscheidungsprozesse einbinden, um den Weg aus dem Tal der Medaillentränen zu finden.

Robert Harting hat in einer Kolumne bei t-online vor zwei Jahren Folgendes geschrieben: "Deutschland sollte sich nicht kleiner machen, als es ist. Wir sind ein vielfältiges Land mit 80 Millionen Menschen und tollen Errungenschaften. Wir haben gute Voraussetzungen, um wieder mehr Medaillen zu holen. Warum sind wir als Bundesrepublik nicht mutiger?"

Er hat recht.

Verwendete Quellen
  • twitter.com: Profil @JensWeinreich
  • twitter.com: Profil @DerHarting
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