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Wimbledon: Siegemund schafft, was nur wenige vor ihr schafften


Deutscher Überraschungserfolg
"Nicht oft, dass man dafür ein Kompliment bekommt"

Von t-online, cc

Aktualisiert am 07.07.2025 - 00:11 UhrLesedauer: 4 Min.
Wimbledon: Laura Siegemund lässt nach dem größten Einzel-Triumph ihrer Laufbahn den Schläger fallen.Vergrößern des Bildes
Wimbledon: Laura Siegemund lässt nach dem größten Einzel-Triumph ihrer Laufbahn den Schläger fallen. (Quelle: IMAGO/Paul Zimmer)
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Mit 37 Jahren gelingt Laura Siegemund der größte Einzelerfolg ihrer Karriere. Der überraschende Siegeslauf der Deutschen hat auch mit einem Italiener zu tun.

Laura Siegemund warf ihren Schläger in die Luft, schüttelte ungläubig den Kopf und formte mit den Händen ein Herz für die Zuschauer. Die 37-Jährige hat bei ihrem märchenhaften Lauf in Wimbledon auch den Wetterkapriolen mit Gewitter und Regen getrotzt und erstmals in ihrer Karriere das Einzel-Viertelfinale beim Rasen-Klassiker erreicht. Dank einer abgeklärten Leistung setzte sich die Schwäbin in der Runde der besten 16 gegen die Außenseiterin Solana Sierra aus Argentinien mit 6:3, 6:2 durch.

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Nun steht sie gegen die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka vor der schwerstmöglichen Aufgabe. "Sie ist eine der großartigsten und aggressivsten Spielerinnen, die wir haben", sagte Siegemund. "Das einzige Gute an dem Match ist, dass ich absolut nichts zu verlieren habe."

Auf dem Platz zeigte sie sich überwältigt von ihrem Erfolg in dem Spiel, in das sie erstmals bei diesem Turnier als Favoritin gegangen war. "Das war mein schwierigstes Match. Ich bin einfach super happy", schwärmte Siegemund in ihrem Interview auf dem Platz.

Es ist ein äußerst erfolgreiches Jahr in den Einzelwettbewerben für die Doppel- und Mixed-Spezialistin. So hatte Siegemund schon im Januar bei den Australian Open mit starken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht. Damals warf sie unter anderem Olympiasiegerin Zheng Qinwen aus dem Turnier, scheiterte erst in Runde drei an Anastasia Pavlyuchenkova.

Mehrere Regenpausen unterbrechen das Spiel

In Australien hatte sie bereits bewiesen, dass ihr variantenreiches, überlegtes Spiel auch top-gesetzten Gegnerinnen zum Verhängnis werden kann. Diese kluge Herangehensweise auf dem Court zeigt sie auch in Wimbledon wieder. Und sie demonstrierte eine ungeheure Nervenstärke.

So ließ sich Siegemund auch durch eine frühe Regenunterbrechung auf dem Court No. 2 statt, dem größten Platz in Wimbledon, nicht aus der Ruhe bringen. 77 Minuten dauerte die Zwangspause, dann setzte die Deutsche ihren Siegeszug fort. Es entwickelte sich eine nervös geführte Partie mit reichlich Fehlern auf beiden Seiten, den Spielerinnen war die Bedeutung des Spiels deutlich anzumerken.

"Es gibt immer eine gewisse Nervosität", hatte sie nach dem Überraschungserfolg gegen Australian-Open-Siegerin Madison Keys in der Runde zuvor gesagt. "Wenn du in solchen Situationen keine Nerven zeigst, dann bist du wahrscheinlich tot." Der große Vorteil, den die Deutsche hat, ist ihr abgeklärter Umgang mit solchen schwierigen Situationen auf dem Platz.

Siegemund lässt sich nicht aus der Ruhe bringen

Auch im Match gegen Sierra präsentierte Siegemund sich mental stabiler, setzte Sierra mit einem Wechsel von schnellen und unterschnittenen Bällen unter Druck. "Ganz stark", feuerte sie sich nach einem gelungenen Ball selbst an. Wenige Sekunden später folgte der nächste Donner – und die nächste Zwangspause. Dieses Mal mussten die Spielerinnen eine knappe Stunde in den Katakomben bleiben. Viel Zeit zum Nachdenken. Doch Siegemund fand nach der Regenpause sofort wieder ins Spiel zurück, führte schnell 3:0. Zwar stemmte sich Sierra noch einmal gegen die Niederlage, nach 1:19 Stunden durfte die 37-jährige Deutsche dann aber jubeln.

Als im Interview nach dem Match ihr Alter zur Sprache kam, spendete das Publikum einen Extra-Applaus für Siegemund. "Das ist nicht oft, dass man so ein Kompliment dafür bekommt, dass du alt bist", sagte sie lachend. Siegemund ist nun die älteste Spielerin, die in der Geschichte des Profitennis ihr erstes Wimbledon-Viertelfinale erreichte.

Nach ihrem Triumph herzte sie ihren Freund und Trainer Antonio Zucca, der auf der Tribüne saß. "Wir haben das überhaupt nicht erwartet, als wir hierhergekommen sind", sagte der Italiener der Nachrichtenagentur dpa. "Sie soll es nun einfach genießen."

Der Italiener ist auf der Damen-Tour ständig an Siegemunds Seite. Er gibt ihr nicht nur professionelle Tipps, sondern steht ihr auch mental zur Seite. Siegemund hatte zuvor berichtet, wie gut ihr das tut – und wie sehr die Unterstützung durch ihren Freund auch ihr Spiel stabilisiert. "Ich versuche immer daran zu denken, dass ich nur für mich selbst spiele. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich es noch irgendwem beweisen muss. Das sagt mir mein Freund auch immer."

Damen-Bundestrainer ist restlos begeistert

Beweisen muss Siegemund im Tennis nichts mehr. Ihre Erfolge sprechen für sich. Sie ist jetzt Mitglied im elitären Last-8-Club von Wimbledon, der allen Viertelfinalteilnehmern unter anderem lebenslang Tickets garantiert. Die Schwäbin kassiert zudem ein Preisgeld von 400.000 britischen Pfund (464.000 Euro). "Sensationell", sagte Rainer Schüttler, Auswahlcoach der deutschen Tennis-Damen. "Wohlverdient, unglaublich gespielt, gemixt mit Slice, Topspin, Stop, sie hat der Gegnerin keinen Rhythmus gegeben, sensationell und perfekt."

In der nächsten Runde wartet die haushohe Favoritin Sabalenka. Eine härtere Gegnerin hätte kaum auf die letzte verbliebene Deutsche in Wimbledon warten können. Sollte sie jedoch auch diese Hürde meistern, böte sich mit etwas Glück vielleicht sogar die Chance auf das Finale: Zahlreiche top-gesetzte Spielerinnen sind nämlich bereits ausgeschieden.

Zusätzlich bietet sich Siegemund auch im Doppel noch eine Titelchance, mit der Brasilianerin Beatriz Haddad Maia spielt sie im Achtelfinale. Wegen der Dreifachbelastung hatte sie sich aus dem Mixed zurückgezogen. In ihrer Karriere hat Siegemund bislang drei Grand-Slam-Titel gewonnen: Zwei im Mixed und einen im Doppel.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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