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Olympia 2021: So viel kassieren die Athleten für eine Goldmedaille


So viel kassieren die Athleten für Olympisches Gold

  • Melanie Muschong
Von Melanie Muschong, Tokio

Aktualisiert am 31.07.2021Lesedauer: 4 Min.
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Ricarda Funk (r.): Die deutsche Slalom-Kanutin hat in Tokio Gold geholt – auch die Italienerinnen Valentina Rodini und Federica Cesarini sahnten bereits für den Olympiasieg ab.Vergrößern des Bildes
Ricarda Funk (r.): Die deutsche Slalom-Kanutin hat in Tokio Gold geholt – auch die Italienerinnen Valentina Rodini und Federica Cesarini sahnten bereits für den Olympiasieg ab. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)

Oft wurde die deutsche Sportförderung kritisiert. Nun steht sie erneut im Fokus: Sportler in Italien und Polen erhalten für einen Olympiasieg große Summen, Deutschlands Athleten müssen sich mit weniger zufriedengeben.

Während in den USA bereits im College der Sport ganz oben steht und Schülerinnen und Schüler die Leistungen der Sportler zelebrieren, existiert in Deutschland ein ganz anderes System. Auch hier kommen Zuschauer zu den Vereinswettkämpfen, doch die Unterstützung für Athletinnen und Athleten ist eine andere. In den Vereinigten Staaten können Sportler von ihrem Beruf leben, in Deutschland ist das nicht immer der Fall.

Und so unterschiedlich wie die Sportsysteme in den einzelnen Ländern sind, so divers ist auch ihr Umgang mit Olympiasiegern.

180.000 Euro in Italien? "Es ist eine lange Tradition bei uns"

In Deutschland bekommen Athleten für eine Goldmedaille 20.000 Euro von der Stiftung Deutsche Sporthilfe. Für Silber gibt es noch 15.000 Euro und für Bronze 10.000 Euro. Diese Summen gibt es nur einmalig. Heißt: Die aktuelle Reit-Doppelolympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl erhält die 20.000 Euro nicht zweimal. Zumal es eine Zusatzregel für Team-und Mannschaftssportler gibt. Deren Prämien werden "gesondert durch den Gutachterausschuss" bestimmt, teilte der DOSB gegenüber "Ispo.com" mit.

Auch wenn dieser Betrag generell recht hoch klingt, wird beim Vergleich mit anderen Ländern schnell klar, dass dem doch eher nicht so ist. Zumal die Sportler in Deutschland nach dem Olympia-Erfolg ein Jahr auf die Auszahlung warten müssen – die dann in zwölf Monatsraten erfolgt.

Zum Vergleich: In Italien bekommt ein Sportler einmalig für Olympisches Gold 180.000 Euro ausgezahlt und dazu noch 30.000 Euro extra. Danilo di Tommaso, der Kommunikationschef des italienischen Sportverbandes, sagt zu t-online: "Es ist eine sehr lange Tradition bei uns. Wir entscheiden alle vier Jahre über die Summe, die ein Sportler bekommt. Wir haben von 150.000 Euro auf 180.000 Euro bei einer Goldmedaille erhöht, von 75.000 auf 90.000 Euro bei Silber und von 50.000 auf 60.000 Euro bei einer Bronzemedaille. Wir haben Geld, das wir in die Sportler investieren, wir wollen sie damit unterstützen."

Deibler kritisierte Sportförderung

Ein Ansatz, über den auch die Deutsche Sporthilfe und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) nachdenken könnten. Auch der Speerwurf-Olympiasieger von 2016, Thomas Röhler, sieht hier noch Verbesserungspotenzial im Anreiz für die deutschen Sportlerinnen und Sportler. Röhler zu t-online: "Das Anreizsystem ist definitiv eines, was ein Stück weit auf den Prüfstand gehört. Noch vor die finanzielle Diskussion stelle ich den gesellschaftlichen Wert des Sports. Ich denke, gerade junge Talente spüren sehr schnell, ob das, was sie anstreben und die sportlichen Ziele, die sie haben, von der Gesellschaft als erstrebenswert gelten."

Röhler, der immer wieder im Austausch mit jungen Athleten ist, fügt hinzu: "Für die aufstrebenden Topathleten gehört eine Planungssicherheit dazu. Mit Siegen sollte man nicht planen. Über Siegprämien direkt die gesamte Sportförderung aufzubauen, halte ich für schwierig." Allerdings: "Ich bin definitiv einer von denen, die gesagt haben, dass der Payout der Olympischen Spiele für den individuellen Champion nicht stimmt. Man muss mit sehr viel Zeitaufwand etwas aus dem olympischen Erfolg machen, um am Ende vom Sport auch leben zu können." Röhler glaubt: "Das wiederum hat auch Einfluss auf die sportliche Leistung, weil du Zeit investieren musst, die dir im Training verloren geht. Wenn der direkte sportliche Payout höher wäre, wäre gewährleistet, dass die Sportler sich stärker und intensiver voll auf ihren Sport konzentrieren können."

Polen macht es ganz anders

Auch in Ländern wie Polen und Indonesien wird laut "Ispo.com" mehr investiert. In Polen bekommen Sportler demnach 50.000 Euro plus einer monatlichen lebenslangen, steuerfreien Rente von 60 Prozent des Durchschnittseinkommens ab dem 40. Lebensjahr, in Indonesien gibt es demnach satte 345.000 Euro für einen Gold-Erfolg bei den Olympischen Spielen. Die höchste Zahlung leistet Singapur: 630.000 Euro soll es dort für jeden Olympiasieger geben. Das ist mehr als das 31-fache der deutschen Zahlung für die Olympische Goldmedaille!

Dabei könnten gerade höhere Zahlungen auch in Deutschland dem aktuellen Trend entgegenwirken: dem Rückgang der deutschen Medaillen bei den Olympischen Spielen. 1992 gab es 82 Medaillen für Deutschland. Im Jahr 2000 waren es noch 56. 2016 dann holte das deutsche Team nur noch 42 Mal Edelmetall. Bei diesen Spielen liegt man aktuell bei 14 Medaillen (Stand: 30. Juli 2021).

Der frühere Schwimmer Markus Deibler sagte bereits vor gut fünf Jahren: "In einem Land, in dem ein Olympiasieger 20.000 Euro Prämie bekommt und ein Dschungelkönig 150.000, sollte sich niemand über fehlende Medaillen wundern." Kritik an der mangelnden Förderung für deutsche Sportler – das ist ein Thema, das weiterhin präsent ist.

Daher ergänzt Röhler zu t-online: "Wenn öffentlich hohe Prämien ausgeschrieben sind, ist das natürlich für aufstrebende Talente Anreiz. Wenn ich in eine fünfte Klasse gehe und über Olympische Spiele spreche, dann fragen die Kids nach Reichtümern. Die fragen: 'Sind Sie reich, weil Sie Olympiasieger sind?'. Ich finde, der Sportler muss nicht reich sein, aber diese Fragen zeigen, wie junge Menschen auf das Anreizsystem im Sport blicken."

Und genau das sollte eine Warnung für den Deutschen Olympischen Sportbund und die Deutsche Sporthilfe sein. Denn die Gold-Erfolge beginnen im Kleinen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Telefonat mit Danilo di Tommaso
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