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Filmförderung verdoppelt: Regierung löst Kontroverse aus


Kontroverse um Filmförderung
Das ist eine Frechheit


31.07.2025 - 17:34 UhrLesedauer: 1 Min.
Lars Klingbeil und Wolfram Weimer: Die Bundesregierung verdoppelt die Filmförderung auf 250 Millionen Euro jährlich.Vergrößern des Bildes
Lars Klingbeil (l.) und Wolfram Weimer: Die beiden loben Deutschlands Filmszene. (Quelle: x / BKM Kultur & Medien)
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Die Bundesregierung will die finanziellen Mittel zur Filmförderung fast verdoppeln. Braucht Deutschland wirklich so viel Geld für Filme und Serien?

Schon im nächsten Jahr sollen Filmschaffende finanziell besser unterstützt werden. Damit mehr erfolgreiche Filme in Deutschland produziert werden, will der Bund ab 2026 deutlich mehr Geld ausgeben. Allein die Mittel für die Filmförderfonds sollen von zurzeit 133 Millionen Euro auf 250 Millionen Euro erhöht werden. Das erklärte Kulturstaatsminister Wolfram Weimer zum geplanten Bundeshaushalt.

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Zudem kündigte Weimer "zeitnah" den Entwurf für ein Gesetz zur Investitionsverpflichtung an. Dieses würde zum Beispiel Streamingdiensten vorschreiben, Geld in Produktionen oder Studios in Deutschland zu stecken. Pläne dazu gab es schon unter Weimers Vorgängerin, der Grünen-Politikerin Claudia Roth. "Wir brauchen mehr Blockbuster und Serienhits made in Germany", betonte Weimer und schwärmte weiter: "Diese Reform wird der Soundtrack zum Aufbruch." Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) ergänzte: "Wir wollen ein Top-Standort für Film- und Serienproduktionen sein, die international erfolgreich sind."

Doch weil die Einnahmen sinken und die Schulden hoch sind, ist die Erhöhung umstritten. Das führt zur Frage:

Braucht die deutsche Filmförderung wirklich so viel Geld?

Pro
Janna HalbrothSenior-Redakteurin Unterhaltung

Es würde sogar noch mehr Geld gebraucht

Kaum werden einmal die finanziellen Mittel im Bereich Kultur erhöht, ist der Aufschrei groß: "Dafür haben wir kein Geld" oder "Wir haben größere Probleme" lauten die Beschwerden. Diese abwertende Reaktion auf eine so seltene Erhöhung der Förderung für die Kunst ist offen gesagt eine Frechheit. Deutschland will das Land der Dichter und Denker sein, aber wenn immer nur das Autobahnnetz dichter wird, bleibt da nicht mehr viel zu denken.

Filme und Serien sind mittlerweile ein elementares Kulturgut geworden. Sie helfen den Menschen dabei, in einer Welt, in der sie immer mehr leisten und immer mehr arbeiten müssen, durchzuhalten und einen Ausgleich zu schaffen. Gesellschaftliche Probleme werden stetig komplexer, Kunst hilft beim Reflektieren.

Wer jetzt sagt, deutsche Filme und Serien seien ohnehin schlecht, der hat wohl die letzten Jahrzehnte verschlafen, hinter dem Mond gelebt oder auf der Autobahn verbracht. Serien wie "Babylon Berlin", "Dark" oder "Maxton Hall" wurden weltweit gefeiert und sind mithilfe von staatlicher Unterstützung entstanden. Davon brauchen wir mehr.

Auch aus wirtschaftlicher Sicht kann es nicht schaden, wenn die deutsche Filmbranche sich im internationalen Vergleich behaupten kann. Hier gibt es nun mal keine Filmindustrie wie in Hollywood. Es fehlt an Investoren, die bereit sind, Millionenbeträge aufzubringen. Darum kann die Filmbranche sich im Wettbewerb nur behaupten, wenn sie entsprechend gefördert wird. Das wiederum ist auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland gut. Denn es entstehen nicht nur Jobs. Dieses Land braucht ja auch qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland. Ein bisschen kulturelle Attraktivität kann da nicht schaden.

Und: Das Geld reicht nicht einmal aus, es würde sogar noch mehr Geld gebraucht. Die Kinos gehen bei der Vergabe der zusätzlichen Mittel momentan nämlich leer aus. Um einem Kinosterben entgegenzuwirken, sollte auch hier noch einmal aufgestockt werden.

Kontra
Christoph SchwennickeBereichsleiter Exklusiv

Das ist kein "Aufbruch". Das ist Irrsinn

Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt! Diesen Satz kennt jeder. Er ist sozusagen das Blaulicht auf dem Kopf des Mediziners und Ausdruck einer gewissen Hybris dieses Berufsstandes zugleich. Lassen Sie uns durch, wir sind vom Film! – so gebärden sich allerorten die Konvois aus Filmteams, die ganze Straßenzüge für ihr Tun mit ihren Trucks und Cateringfahrzeugen lahmlegen und alle Autos, die im Weg stehen, auf Kosten der Besitzer abschleppen lassen dürfen. Die Hochfahrenheit der Filmbranche sucht ihresgleichen.

Das liegt nicht zuletzt daran, dass die diversen Tröpfe von Staatsgeldern, an denen sie hängt, ihr vorgaukeln, systemrelevant zu sein. Jeder Abspann eines Films besteht aus einer Girlande an genannten Fördertöpfen, die die Produzenten des Streifens erfolgreich angezapft haben: von Bundesländern, Städten oder Stiftungen. Auf etwa 500 Millionen Euro im Jahr beläuft sich die Gesamtsumme. Und Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat die Summe, die der Bund zuschießt, gerade von 130 Millionen auf 250 Millionen Euro ab 2026 erhöht. "Soundtrack eines Aufbruchs", nennt der gelernte Journalist und Wortartist Weimer das Unterfangen.

Das ist aber kein Aufbruch. Das ist Unsinn. Finanzminister Lars Klingbeil hat eben erst verkündet, dass vom kommenden Jahr an jeder Cent umgedreht werden muss – Steuererhöhungen nicht mehr ausgeschlossen sind. Und Weimer wirft die doppelte Kelle Kamellen vom Wagen. Man könnte Schnappatmung bekommen. Diese Filmförderung ist an sich schon zu hinterfragen – das ist private Wirtschaft, wieso gibt es eigentlich keine Buchförderung im großen Stil? Und wenn es sie schon gibt, dann müsste der Bund oder das Land oder sonst eine Filmförderei als Investor betrachtet werden. Heißt: Hinterher wird bei einem Kassenschlager nicht nur das Fördergeld wie beim Bafög zurückgezahlt. Sondern der entsprechende Anteil am Gewinn gleich mit, den bisher die Filmbranche allein einsackt. Miese macht der Staat, Reibach die Produktionsfirma, das muss aufhören. Nur so ließe sich diese Filmförderung ganz gleich in welcher Höhe überhaupt noch begründen.

 
 
 
 
 
 
 

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Verwendete Quellen
  • mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • eigene Beobachtungen
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