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Matthias Reim: "Das ist wie ein Rausch, wie eine Droge"


Matthias Reim
"Das hat mit meiner Akzeptanz nichts mehr zu tun"

InterviewVon t-online, rix

15.09.2023Lesedauer: 5 Min.
Matthias Reim: Er zählt zu Deutschlands beliebtesten Schlagerstars.Vergrößern des BildesMatthias Reim: Er zählt zu Deutschlands beliebtesten Schlagerstars. (Quelle: thanasios Gioumpasis/Getty Images)
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Seit mehr als 30 Jahren steht Matthias Reim mittlerweile auf der Bühne, im Fernsehen ist der Musiker allerdings nur noch selten zu sehen. t-online hat er den Grund verraten.

Vom Plattenmillionär zur Privatinsolvenz und wieder zurück: Kaum eine Karriere bestand aus so vielen Höhen und Tiefen wie die von Matthias Reim. Mit "Verdammt, ich lieb' dich" und einer blonden Prachtmähne stürmte der damals 32-Jährige 1990 die Charts. Es folgten Ruhm und Preise, aber auch Fehlinvestitionen und eine Privatinsolvenz. Seit 2010 ist Matthias Reim schuldenfrei.

Mittlerweile zählt der Musiker wieder zu den gefragtesten Schlagerstars Deutschlands. Er und sein Song aus den Neunzigern haben inzwischen Kultstatus erreicht. Während seine Kollegen sich nach und nach in die Rente verabschieden, denkt Matthias Reim noch lange nicht ans Aufhören, wie er im Interview mit t-online jetzt verriet.

t-online: Herr Reim, können Sie "Verdammt, ich lieb dich'" eigentlich noch hören?

Matthias Reim: Doch, ich liebe den Song, er wurde für mich nie alt. Ich liebe den Moment, wenn ich ihn singe. Das ist so ein schönes Gefühl. Die Blicke in den Augen der Menschen, da gibt es einfach nur Freude, Erinnerung, Begeisterung, gemeinsames Feiern. Als ob ich im Lotto gewinne.

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So einen Song hat nicht jeder.

Es gibt tatsächlich nicht viele dieser Songs. Und das ist das Schöne. Auch nach 33 Jahren. Es ist so schön, dass die Menschen nach dem Rockstarerfolg den Weg zurück zu mir gefunden haben und ich den Weg zu ihnen – und das genieße ich bei jedem Konzert.

Davon haben Sie mittlerweile einige gegeben. Am Samstag steht bereits Ihr 1.500. Konzert an.

Ja, am 16. September in der Parkbühne Wuhlheide in Berlin. Es wird im Prinzip eine Greatest-Hits-Show mit mir und Freunden, die mir etwas bedeuten. Maschine von Puhdys kommt, Karat kommt und vor allem freue ich mich darauf, dass Finch kommt. Da treffen sich einfach Musikstilrichtungen, die alle was miteinander zu tun haben und trotzdem sehr eigen sind.

Und die haben alle sofort zugesagt?

Ja, die haben sich alle gefreut. Die kommen auch gerne. Aber ob sie das auch vor 20 Jahren gemacht hätten? Das weiß ich nicht. Das ist auch die Gnade des Älterwerdens – und der Legendenstatuts. Das ist ein schönes Gefühl. Man geht so respektvoll mit mir um. Das war vor 33 Jahren noch anders. Da guckten sie mich an und dachten sich: "Was will der denn mit seinem 'Verdammt, ich lieb' dich'? Wo kommt der denn her?"

Wann hat sich das geändert?

Das hat sich erst in den letzten Jahren entwickelt. Ich wurde zum Kultstar. Den Legendenstatus muss man aber auch bedienen – mit Qualität. Ich muss das bei meinen Konzerten immer wieder beweisen. Ich versuche die Konzerte zu einem Event werden zu lassen, musikalisch in einem tollen Lichtambiente. Das ist das, was ich kann.

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Sie möchten sich also nicht mal wie Helene Fischer vom Trapez fallen lassen und dabei "Verdammt, ich lieb' dich" singen?

Nein, da sehe ich mich nicht. Ich bin kein Hochleistungssportler. Aber es gibt Menschen, die können einfach alles. Die Konzerte von Helene Fischer sind mega Entertainment, groß und bunt. Ich bin Vollblutmusiker. Ich kann singen, treffe jeden Ton und erzähle mit meinen Songs Geschichten, die untermale ich auch nicht mit Videoelementen, sondern lass einfach die Worte wirken – und dann kommen Erinnerungen hoch. Das ist die Magie bei meinen Sachen.

Das ist das komplette Gegenteil von dem, was Helene Fischer auf der Bühne macht.

Die Geschichten, die ich erzähle, sind aus dem Leben und mein Leben war nicht immer nur Party, ganz im Gegenteil. Ich habe Hochs und Tiefs gehabt – und von diesen kann ich erzählen. Jeder normale Mensch hat gute Zeiten und schlechte Zeiten. Du kannst krank werden, pleitegehen oder in einer Scheißbeziehung stecken. All diese Geschichten kann ich erzählen, aber diese Geschichten kann ich nicht tanzen.

Bereuen Sie manchmal, dass Sie mit allen Auf uns Abs so öffentlich umgegangen sind?

Nee, eigentlich bin ich froh darüber. Ich habe das selbst gar nicht als so schlimm empfunden. Ich konnte darüber reden und singen. Heute macht es mir Spaß, ein neues Motorrad zu kaufen, aber mir hat es auch Spaß gemacht, eine uralte Möhre zu kaufen, als ich kein Geld hatte. Die habe ich dann selbst mit einem Pinsel angestrichen. Ich habe mich gefreut wie ein Schneekönig. Du kannst mit 3.000 Euro im Monat genauso glücklich sein, wie mit 30 oder 300.000.

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Dennoch wird im Schlager oft eine heile Welt simuliert. Stört Sie das?

Es gibt tatsächlich eine Schlagermusik, wo es nur um die Bierzeltlaune geht und Sorgen gar nicht erst angesprochen werden. Wenn dann diese Musik gespielt wird, wird diese heile Welt für ein paar Stunden vorgegaukelt, aber ich halte das auch für völlig legitim.

In der "heilen Welt" spielen jetzt auch Ihre Kinder eine Rolle. Sie sind inzwischen öfter im Fernsehen zu sehen als Sie selbst. Wie kommt das?

Ja, mir macht Fernsehen lange nicht so viel Spaß wie Konzerte. Wenn ich mich zwischen einem Konzert und einer Abendshow entscheiden müsste, würde ich immer das Konzert nehmen. Bei Florian Silbereisen oder Giovanni Zarrella ist es schön, da wird man mal gesehen, aber das hat mit meiner Akzeptanz und mit meiner Karriere nichts mehr zu tun.

Sie schicken Ihre Kinder von Show zu Show?

Wenn sie mich fragen, empfehle ich es ihnen. Ja, genau so, wie ich das gemacht habe. Ich war in Hunderten von Fernsehsendungen, Radioshows, auf anderen Events. Ich habe alles gemacht, um an mich zu erinnern. Das musste ich damals tun, heute muss ich das nicht mehr.

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Aber man hört Sie trotzdem gerne.

Ja, aber ich möchte kein "Adabei" sein. "Ach, der Matthias, der war auch dabei." Das möchte ich nicht.

Kluger Schachzug.

Ich glaube auch. Für mich muss es wertvoll sein zu kommen. Ich kann nicht wertvoll sein, wenn ich ständig da bin. Ich werde natürlich öfter angefragt. Nur um im Fernsehen zu sein, ist für mich nicht mehr sinnvoll.

Denken Sie manchmal ans Aufhören?

Nein. Ich möchte auf dieses Glücksgefühl auf der Bühne nicht verzichten. Das ist wie ein Rausch, wie eine Droge. Es macht mir einfach zu viel Spaß. Meine Songs und meine Programme sind fantastisch geworden. Ich bin jetzt so weit, dass ich sagen kann, dass ich stolz auf meine Konzerte bin. Da höre ich doch nicht auf. Ganz im Gegenteil. Aber natürlich gibt es Zeiten, wo ich denke, dass ich vielleicht mal weniger Konzerte spiele, um mal wieder Zeit für mich, meinen Sport, meine Familie zu haben.

Sie würden also nicht von jetzt auf gleich verschwinden?

Nein, ich höre nicht auf. Ich denke auch nicht über eine Abschiedstournee nach. Ganz im Gegenteil. Vielleicht denke ich mir aber auch: "Ach Leute, lasst gut sein." Das kann sein, aber das weiß ich noch nicht. Ich kann mir vorstellen, dass ich mit 85 Jahren mit dem Rollator auf die Bühne rolle – oder auch nicht.

Dann haben wir ja noch 20 Jahre …

Ja, die haben wir noch.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Matthias Reim
  • instagram.com: Profil von reim.matthias
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