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Max Mutzke: "Ich muss die Leiter langsam wieder hochklettern"


Exklusiv: Videopremiere zu "Zugabe"
Max Mutzke: "Ich muss die Leiter langsam wieder hochklettern"

InterviewVon Ricarda Heil

29.09.2018Lesedauer: 6 Min.
Interview
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.
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Max Mutzke: 2004 gelang ihm in Stefan Raabs Castingshow SSDSGPS der Durchbruch, kurz danach belegte er beim ESC den achten Platz. (Quelle: imago)

Max Mutzke ist zurück! Der Musiker aus dem Schwarzwald hat ein neues Album veröffentlicht. Im Interview mit t-online.de verrät er, warum "Colors" eine Vertrauenssache ist und welchen Tipp von Stefan Raab er auch fast 15 Jahre später noch immer beherzigt.

2004 gelang ihm in Stefan Raabs Castingshow SSDSGPS der Durchbruch, kurz danach belegte er beim ESC den achten Platz. Seitdem sind fast 15 Jahre vergangen. Mittlerweile zählt Max Mutzke zu Deutschlands außergewöhnlichsten Musikern.

Ja, Max Mutzke erfindet sich musikalisch gerne mal neu. In den vergangenen Jahren versuchte er sich in verschiedenen Genres – vom Pop bis zu Jazz und Klassik. Mit Höhen und Tiefen. Doch mit seinem neuesten Album "Colors" kehrt der Sänger zu seinen Wurzeln zurück: zum Soul.

Gemeinsam mit der Band Monopunk hat der 37-Jährige Songs von Rap- und HipHop-Größen wie De La Soul, Warren G, Mary J. Blige oder Grandmaster Flash in ein neues Gewand gesteckt. Ein Jahr lang arbeiteten die fünf Jungs im "Granny's House" in Hamburg intensiv an der neuen Platte. Heraus kamen zehn Coversongs und zwei eigene. Zu denen zählt auch die Single "Zugabe (Show meines Lebens)". Und die feiert jetzt bei t-online.de ihre Videopremiere.

t-online.de: Max Mutzke, was ist eigentlich schwieriger? Songs zu covern oder eigene Songs zu schreiben?

Max Mutzke: Es ist beides total anstrengend und schwer, aber auch hochmotivierend. Es ist ja auch inspirierend, einen Song zu covern, dem ein ganz neues Gesicht zu geben, ohne den Song zu verraten. Auf der anderen Seite wieder einen Song für sich zu schreiben, wo du so viele Milliarden Möglichkeiten hast, etwas, was du sagen willst, auszudrücken. Die deutsche Sprache ist ein Puzzle-Spiel.

An dem Album hast du nicht allein gearbeitet. Monopunk hat dich dabei unterstützt. Wie war das für dich?

Tatsächlich habe ich ein Studio-Jahr hinter mir, was ich noch nie erlebt habe. Wir waren nämlich zu fünft im Studio und haben alles total demokratisch sich entwickeln lassen. Es bedeutet immer, dass du mal einen Schritt zurückgehst und die anderen entscheiden lässt. Das bedeutet aber auch, dass die auch mal meiner Intuition vertrauen. Das ist eine hohe Vertrauenssache. Tatsächlich ist das sicher nicht alles auf meinem Mist gewachsen. Im Gegenteil. Das war ein großes Miteinander.

Fünf Jungs ein Jahr lang unter einem Dach: Kann das denn funktionieren?

Wir haben uns nicht einmal gestritten. Das sehe ich auch als etwas an, was ich so auch noch nie erlebt habe. Oft streite ich mit anderen nicht, weil ich kein Streiter bin und einen Schritt zurückgehe. Wenn jemand richtig angepisst ist oder genervt von einer Situation, dann könnte ich ja reagieren in dem ich genauso angepisst reagiere, aber dann streitest du eben. Das mag ich nicht. Ich bin sehr darauf bedacht, dass man nichts im Streit sagt, was man später vielleicht bereuen kann.

Klingt fast nach einer harmonischen Klassenfahrt.

Seit vielen Jahren sind das die Menschen, die ich am meisten sehe, abgesehen von meinen Kindern, meiner Familie. Die sehe ich hoffentlich noch genauso oft wie meine Band. Aber sonst sehe ich keine Freunde im Schwarzwald so häufig wie diese Jungs. Du bist Mitstreiter, du bist aber auch gleichzeitig wahnsinnig befreundet, und dann rückst du richtig in so ein familiäres Gefühl. Deswegen sagen auch viele Bands sie sind wie Familien. Auch wenn das so ein ausgelutschter Begriff ist, ist er doch in dem Kontext sehr wahr und auch sehr wertvoll.

Würdest du dich denn für dein nächstes Album wieder so knallhart zurückziehen?

Tatsächlich will man nicht mehr anders produzieren. Wir sind alle so hochmotiviert, weil das Resultat einfach so großartig ist. Wir sind ja noch nicht mal mehr im Verkauf. Wir wissen ja noch nicht einmal, was passiert damit. Ich bin ja kein Mensch, der in den Charts relevant ist. Deswegen ist die Albumrelevanz gar nicht so in meiner Wahrnehmung.

Du hattest aber auch schon einen Nummer-eins-Hit.

Ich war auch schon auf Platz eins ein paar Wochen und ich hatte es auch schon in die Top Ten geschafft. Generell bin ich irgendwo zwischen 20 und 50. Ich bin gewohnt, dass es gut und schlecht läuft. Ich bin von einem Sprungbett von oben runtergeschubst worden und muss die Leiter jetzt langsam wieder hochklettern.

2004 hast du bei SSDSGPS gewonnen. Stefan Raab ist quasi dein Entdecker. Nervt dich das, dass du immer wieder mit ihm in Verbindung gebracht wirst?

Stefan hat mich nicht entdeckt. Das war einfach eine Plattform, die dann kam, und das Ganze dann sehr groß gemacht hat. Denn durch die Penetration von dem Namen Max Mutzke, der damals anderthalb Jahre lang so durchgeprügelt wurde, profitiert man ja auch. Aber man muss auch sagen, dass man mit viel konsequenter Arbeit und viel Glauben daran und sich auch immer weiter steigern und besser werden wollen und die Fühler und alles ausstrecken nach allem, was kommt, das muss man auch mal eine lange Zeit durchhalten.

Nach SSDSGPS hast du beim ESC damals den achten Platz belegt. Eine Leistung, die nur wenigen deutschen Musikern gelang. Wie denkst du heute darüber?

Der Grand Prix ist ja keine Veranstaltung, bei der ich mich noch weiter jemals gesehen habe. Ich wusste davor nicht einmal mehr, dass es den gibt. Das ist kein Witz. Ich bin dahin gegangen, weil es die logische Konsequenz war aus den Wochen davor, aber ich habe mich dort nicht wohlgefühlt. Ich würde es auf keinen Fall wieder machen. Vielleicht in ein paar Jahren. Vielleicht ändere ich ein paar Jahren meine Meinung.

Sechs Jahre später hat Lena Meyer-Landrut den ESC gewonnen. Was unterscheidet euch zwei?

Es gibt so Dinge, die mache ich einfach nicht, die andere halt machen. Ich gehe in keine Castingshow als Jurymitglied. Ich mach keine Daily Soap und Trash-Fernsehen. Ich mache keine Interviews mit bestimmten Zeitungen. Ich nehme von bestimmten Leuten keine Preise an. Ich gehe nicht über den roten Teppich, um Interviews zu geben, wenn ich nichts zu tun habe. Man sieht mich immer nur mit Musik oder in einer Talkshow, aber man sieht mich sicher nicht irgendwo einfach nur, damit man mich sieht. Das habe ich noch nie gemacht. Ich mache mich da immer sehr, sehr rar.

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Eine Philosophie, die auch dein Mentor gelebt hat. Kam dieser Tipp von Stefan Raab?

Ganz sicher. Stefan hat gleich gesagt: "Ich würde euch empfehlen, Max, alles, was du an Privatleuten mitbringst, bleibt hinter den Kulissen." Das hat er ganz, ganz früh gesagt. "Ich kenne das. Die holen jetzt Bilder von euch. Ihr seid noch nicht geschärft für das Verhalten in der Öffentlichkeit. Ihr wisst einfach nicht, wie das funktioniert, also haltet euch komplett raus und wenn ihr Fragen habt, dann fragt. Dann kann ich die euch beantworten."

Warum ist es dir so wichtig, deine Familie aus der Öffentlichkeit zu halten?

Wenn ich meine musikalischen Inspirationen wie Marvin Gaye, Al Green, James Brown, Stevie Wonder… Da wusste ich als Kind nie: Sind die heterosexuell? Homosexuell? Das hat mich auch nicht interessiert. Haben die Kinder oder nicht? Sind sie schon mal geschieden oder nicht? Was machen die für Hobbys? Das war alles vollkommen uninteressant. Ich wollte James Brown nur auf der Bühne sehen, wie er abgegangen ist. Deswegen hatte ich auch zu Michael Jackson lange keinen Bezug gehabt. Weil man viel zu viel über sein Privatleben wusste. Das war alles so aufgeblasen. Das entspricht auch dem, wie ich Musik und Musiker früher wahrgenommen habe, nämlich nur über eine Kassette oder Schallplatte, eine CD oder ein Liveauftritt, nicht eben über Klatsch und Tratsch. Das ist das, wie auch ich in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden möchte.

Wie schwer ist es, deine Privatleben komplett privat zu halten?

Man weiß nicht mal mehr, ob ich verheiratet bin oder nicht und wie meine Frau oder meine Freundin aussieht. Der größte Teil meines sozialen Umfelds ist im Schwarzwald, da gibt’s keine Zeitung, kein Fernsehen, kein Radio. Da kann man ganz entspannt sein Leben leben, ohne dass man sich damit auseinandersetzen muss. Ich werde nicht von Paparazzi verfolgt, wenn irgendwo in Erfurt ein Konzert gebe. Ich spiele als Max Mutzke in irgendeinem Club oder auf einem Festival, aber das interessiert kein Mensch, außer die, die aufs Konzert kommen. Ich bin kein Boris Becker.

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