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Metallica im Interview: "Es geht nicht nur um Shows, Partys und Rock'n'Roll"


Metallica-Bassist
Alkoholrausch? "Habe realisiert, dass es so nicht weitergeht"

InterviewVon Sebastian Berning

27.08.2020Lesedauer: 7 Min.
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Metallica: Robert Trujillo, Lars Ulrich, James Hetfield und Kirk Hammet.Vergrößern des Bildes
Metallica: Robert Trujillo, Lars Ulrich, James Hetfield und Kirk Hammet. (Quelle: Oktober Promotion)

Mit dem Orchester-Album "S&M2" schlagen Metallica (etwas) ruhigere Töne an. t-online.de hat mit Bassist Robert Trujillo über die Zukunft der Band, das Altern als Headbanger und den härtesten Kater seines Lebens gesprochen.

Heute gibt es kaum eine Metal-Band, die nicht von Metallica beeinflusst wurde. Mit ihren frühen Alben prägten sie Generationen von Metalheads und haben bisher mehr als 100 Millionen Stück davon verkauft. Mit Pauken und Trompeten legt die Band jetzt mit "S&M2" ein neues Livealbum samt Orchester-Beteiligung vor, 20 Jahre nach dem Erfolg des ersten "S&M".

Im Interview mit t-online.de spricht Bassist Robert Trujillo nicht nur über das Album, sondern auch über die Zukunft, seine vergangenen 17 Jahre mit James Hetfield, Lars Ulrich und Kirk Hammet sowie seine musikalischen Anfänge bei den Suicidal Tendencies und Ozzy Osbourne.

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t-online.de: Mit "S&M2" veröffentlichen Sie nach mehr als 20 Jahren wieder ein Livealbum mit Orchester. Wie kam es dazu?

Robert Trujillo: Die Idee kam uns, als wir letztes Jahr das Angebot bekamen, das Chase Center in San Francisco zu eröffnen. Gleichzeitig jährte sich der Geburtstag von "S&M", also dem ersten Orchester-Album von 1999, zum 20. Mal. Wir kamen gerade von der Europa-Tour zurück. Es kam viel zusammen, was in die Richtung "S&M2" deutete.

Wie viel Arbeit steckt denn in so einem Orchester-Album?

"S&M" war der erste Schritt vor 20 Jahren. Damals gab es viele Herausforderungen und es war ein recht erfolgreiches Album. Jetzt konnten die anderen, ich war ja beim ersten Album noch nicht dabei, die Fehler von damals umgehen. Nach der Tour waren wir eine gut geölte Maschine. Die Arrangements, besonders für die neuen Songs, wurden von Bruce Coughlin vorgenommen. Metallica-Songs sind eigentlich generell gut geschrieben, sodass sie zu dem Klassik-Sound eines Orchesters passen.

Sie waren den ganzen Sommer 2019 in Europa unterwegs, das "S&M2"-Konzert war im November. Wie viel Vorbereitungszeit hatten Sie?

Das letzte Konzert der Tour war in Mannheim und eine Woche später haben wir an "S&M2" gearbeitet. Wir hatten etwa drei oder vier Proben mit Metallica und den Musikern. Für uns war es etwas leichter, weil wir die Songs von der Tour kennen und auch weil wir nah beim Original bleiben. Es hat also nicht lang gedauert bis alles stand. Die Orchester-Musiker sind absolute Profis. Wir hatten alle unfassbar viel Spaß, weil auch die Stage Production super war. Es hat aber gedauert bis diese designt und gebaut wurde. Man muss aber auch ganz klar sagen, dass es an diesem Abend nicht nur um Metallica ging, sondern auch um die San Francisco Philharmonics. Denn sie spielen auch eigene Songs.

Sie spielen die Songs des Orchesters?

Nein, das machen die zum Teil alleine. Wir haben aber einen Song von ihnen gemeinsam gespielt. Das war mal interessant. Oder bei "The Unforgiven III" spielt nur James [Hetfield, Sänger und Gitarrist der Band, Anm. d. Red.] mit dem Orchester.

Beim ersten "S&M" waren Sie noch nicht Teil der Band. Was haben Sie damals über das Projekt gedacht?

Ich war damals in der Band von Ozzy Osbourne. Ich war in einer Blase. Es drehte sich viel um meine Arbeit mit ihm. Als Metallica-Fan kannte ich die Alben "Load" und "Reload" nicht so wirklich. Und dann hörte ich von der Show mit dem Orchester. Ich fand das total interessant, war mir aber nicht sicher, ob das funktionieren kann. Als ich die Single "No Leaf Clover" gehört habe, war ich sehr beeindruckt von dem Sound. Ich dachte mir nur "Sie haben's wieder getan", denn Metallica stellten sich immer vor neue Herausforderungen und haben es allen anderen gezeigt.

Nach Ihrem Job bei Ozzy wurden sie 2003 ein Mitglied von Metallica. Wie blicken Sie auf die vergangenen 17 Jahre zurück?

Die Zeit verging wie im Flug. Als ich damals einstieg, musste ich sofort von Los Angeles nach San Francisco umziehen. Dann habe ich auch noch geheiratet und eine Familie gegründet. Die Zeit bei Metallica hat alles überboten, was ich kannte. Es waren mehr Shows, mehr TV-Auftritte, mehr Interviews. Durch Metallica wurde alles mehr. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen und musste damit lernen umzugehen. Die ersten Jahre musste ich alle Songs pauken, aber manchmal wusste keiner der Jungs, was ich in manchen Parts zu spielen habe. (lacht) Ich stand deswegen manchmal mit einem Notenblatt auf der Bühne, weil ich die Nummer nicht kannte. Mittlerweile kann ich Songs spielen, die die anderen zwischenzeitlich vergessen hatten. (lacht)

Die Band von Ozzy Osbourne wirkt zum Großteil etwas in den Hintergrund gerückt, weil die Aufmerksamkeit auf Ozzy liegt. Bei Metallica ist das anders, oder?

Genau, das stimmt. Ich erinnere mich an meine erste Metallica-Show. Das war im Gefängnis St. Quentin. Ich stand eigentlich wie mein ganzes Leben lang auf der linken Seite der Bühne. Da stand auch ein Mikro. Auf einmal kommt James und stößt mich freundlich weg, um an diesem zu singen. Ich musste erstmal erkennen, dass ich die ganze Zeit am Rotieren bin. Bei Ozzy hatte jeder seinen eigenen Platz. Das war ihm wichtig, dass er Platz hatte, um über die Bühne zu rennen.

Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich heute raten?

Sei bodenständig, behalte die Füße auf dem Boden. Man muss immer im Kopf behalten, dass sich die Dinge ändern können. Mein Sohn ist mittlerweile auch Profimusiker. Er ist gerade mal 16 Jahre alt. Ich habe da auch schon mit ihm drüber gesprochen: Es ist wichtig, dass man sein Instrument spielen kann, aber es ist genauso wichtig, dass man mit anderen Persönlichkeiten klarkommt und dass man flexibel ist. Eigentlich ist es doch in jedem Job wichtig zu wissen, was die Kollegen glücklich stimmt und was sie gar nicht mögen. Man muss ein Teamplayer sein.

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Wie äußert sich das bei Metallica?

Eine Band ist wie ein Team. Man muss auf sich achten. Man muss gesund sein, Verantwortung übernehmen, gleichzeitig darf der Spaß nicht zu kurz kommen. Es geht nicht nur um Shows, Partys und den Rock'n'Roll-Lifestyle. Wir haben verstanden, dass wir auf unsere körperliche wie geistige Gesundheit achten müssen, um das zu machen, was wir machen.

Apropos Gesundheit: Sie sind jetzt 55 Jahre alt. Wie bekommt Ihnen das Leben auf Tour heute?

Mit dem Alter muss man sich Gedanken machen: Was kann ich tun, um für die Konzerte fit zu sein? Wir spielen ja über zwei Stunden und das sind die längsten Shows, die ich selbst je gespielt habe. Seit ich 50 bin, trinke ich kaum noch. Als ich damals bei den Suicidal Tendencies war, haben wir uns einfach mal eine halbe Flasche Jägermeister reingeknallt. Als ich das erste Mal mit James und Lars gefeiert habe, hatten wir eine ganze Flasche Jägermeister. Nur dass ich den Großteil davon getrunken habe, die anderen beiden hatten nur wenige Shots. (lacht)

Das hat sich also mit dem Alter gebessert?

Ich hatte meine Phasen, wo ich viel getrunken habe. Aber als ich älter wurde, bekam ich Krämpfe davon. Man muss seinen Körper fit halten. Man kann nicht diese Art Konzerte spielen, wenn man ausgiebig feiert. Ich erinnere mich, dass wir einen Auftritt bei "Rock am Ring" hatten. Das war ein Konzert, welches in ganz Europa übertragen wurde. Den Abend zuvor war ich mit unserem Gitarristen Kirk Hammet bis neun Uhr morgens vom Showtag unterwegs. Ich musste auf die Bühne und vor dem Bass-Solo "Orion" fangen meine Hände an zu verkrampfen. Zum Glück hatten wir einen Physiotherapeuten dabei, der sich darum gekümmert hat. Da habe ich realisiert, dass es so nicht weitergeht. Ich trinke weniger und trainiere an freien Tagen, damit ich in Form bleibe.

Konzerte sind aktuell ja leider keine möglich. Wie bleiben Sie denn mit den anderen Bandmitgliedern in Kontakt?

Wir haben ein wöchentliches Zoom-Meeting. Da geht es gar nicht um die Band oder Geschäftliches, sondern wir plaudern. Wir besprechen, wie die Woche lief oder ob es irgendwo Probleme gab. Wir nutzen den Lockdown auch, um kreativ zu sein. Wir haben unsere Homestudios aufgemotzt, sodass wir mehr miteinander interagieren können.

Sie arbeiten also an neuen Songs?

Wir arbeiten an neuen Ideen. Auf Tour haben wir immer einen sogenannten "Tuning Room" dabei, wo wir uns mit Jams aufwärmen. Da sind auch schon ein paar kreative Ideen entstanden. Die hören wir uns später immer an und arbeiten dann auch weiter an den Sachen. Ich denke, dass es einem guttut, wenn man sich kreativ beschäftigt. Egal, ob man schreibt, malt oder musiziert.

Wie sieht die Zukunft für Metallica aus? Wird ein neues Album schneller kommen?

Wir haben kein bestimmtes Zeitfenster für ein neues Album im Auge. Aber wir wollen eher früher als später zusammen an diesen Ideen arbeiten. Jeder arbeitet an neuem Material. Keiner von uns könnte ein mögliches Veröffentlichungsdatum nennen, da wir auch noch gar nichts aufgenommen haben. Aber die Tatsache, dass wir schon über neue Ideen nachdenken, ist ein gutes Zeichen, dass dieses Mal zwischen zwei Alben nicht so eine lange Zeitspanne liegen wird.

In den 17 Jahren Ihrer Bandmitgliedschaft haben Sie zwei Studioalben mit Metallica aufgenommen sowie die Zusammenarbeit von Metallica mit Lou Reed. Finden Sie es schade, dass Sie in Anführungszeichen "nur" auf zwei echten Metallica-Platten zu hören sind?

Nein, ich bin da gar nicht frustriert oder so. In dieser Band ist eben alles anders als bei anderen Gruppen. Es gibt Phasen, wo wir sehr viel zusammenarbeiten, in anderen etwas weniger. Ich bin aber immer bereit für die Aufgaben, die anstehen. Wenn ich Bass spielen soll, spiele ich Bass, Wenn wir komponieren, dann komponiere ich. Ich will das Team unterstützen. Wir haben aber gerade einen echt guten Vibe und der Spirit der neuen Songs ist sehr kollaborativ. Es macht echt Spaß!

Verwendete Quellen
  • Eigenes Gespräch mit Robert Trujillo
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