"Tatort"-Schauspielerin Soma Pysall: "Unsere Demokratie ist gefährdet"

Lange machte sie sich wenig Sorgen darüber, wohin sie ging und wie sie lebte. Doch ein Ereignis führte dazu, dass Soma Pysall sich wieder an eine Angst erinnern musste.

Es herrscht Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, der Klimawandel sitzt uns im Nacken und im Internet lesen wir Nachrichten voller Hass, Häme und Diskriminierung. Das alles schürt Angst. Prominente Persönlichkeiten beantworten in der Serie "Wovor haben Sie Angst, …?" die Frage nach dem furchtbarsten aller Gefühle, suchen Ursachen und Wege, mit ihm umzugehen.

Als Kind sei sie unbeschwert, unerschrocken und angstfrei gewesen. Dieses Gefühl nahm die Schauspielerin auch mit in ihr Leben als Erwachsene – bis aktuelle politische Ereignisse eine Angst in ihr weckten.

Soma Pysall, Schauspielerin

"Meine Mutter hat mir erzählt, dass ich schon als Kind ziemlich angstfrei war. Das empfinde ich grundsätzlich noch immer so. Ich fühle mich sehr sicher in der Welt und unter Menschen. In letzter Zeit wächst aber eine neue Angst und Sorge: Populismus und Rechtsextremismus werden offensichtlich immer präsenter, unsere Demokratie ist gefährdet. Das hat nicht zuletzt die Correctiv-Recherche im Februar gezeigt.

Leider kein schlecht geschriebenes Drehbuch

Was dort in der Villa passiert ist, klang für mich wie ein schlecht geschriebener Film. Hätte ich in einem Drehbuch gelesen, dass sich Politiker, die bei uns im Bundestag sitzen, dort wirklich getroffen haben, um Pläne zur "Remigration" zu schmieden, hätte ich gedacht, das ist doch völlig übertrieben. Es ist so krass, dass ich noch jetzt Gänsehaut bekomme, wenn ich darüber nachdenke. So mulmig war mir lange nicht mehr.

Diese Angst geht alle an

Die wunderschöne Selbstverständlichkeit, mit der ich in Berlin aufgewachsen bin – im Kreise all der Menschen, Kulturen und Sprachen zu leben – wird angegriffen. Die Pläne dieser Leute, die sich in Potsdam getroffen haben, betreffen mich und mein direktes Umfeld. Menschen sollen ihrem Zuhause entrissen werden. Da kommt schon Angst auf.

Diese Angst kann aber meiner Meinung nach unglaublich wertvoll sein, wenn sie uns aktiv werden lässt. Es hilft zu sehen, wie viele Menschen plötzlich gemeinsam auf die Straße gehen, um für Demokratie und Menschenwürde einzustehen. Manchmal brauchen wir offenbar solche Geschichten, die uns wachrütteln, damit sich etwas bewegt. Und das tut es zum Glück auch."