Christian Lindner reagiert auf Kritik an kirchlicher Hochzeit – trotz Kirchenaustritts

Christian Lindner feierte seine Hochzeit in der Kirche – obwohl er kein Mitglied mehr ist. Jetzt spricht der FDP-Chef über seine Beweggründe.

Vergangene Woche stieg eine große Promihochzeit: Christian Lindner und Franca Lehfeldt gaben sich auf Sylt das Jawort, donnerstags auf dem Standesamt und zwei Tage später ein weiteres Mal in der Kirche. Die Entscheidung des Paares, seine Liebe auch vor Gott zu zelebrieren – und das trotz Kirchenausstieg – konnten viele nicht verstehen.

Im Gespräch mit dem christlichen Magazin "chrismon" erklärt Lindner nun: "Bekanntlich habe ich meinen Amtseid im vergangenen Jahr auf Gott geschworen. Aus einer Kirche auszutreten bedeutet schließlich nicht, aus jeder Form der Spiritualität auszutreten." Es gebe zudem Hinweise, dass seine Vorfahren im 16. Jahrhundert protestantische Theologen und Pfarrer waren. "Das hat meinen Blick auf die andere der beiden Konfessionen geöffnet."

"Ein Gottesdienst ist eben keine Dienstleistung"

"Es gibt ein Mehr, das über uns beide und unser gemeinsames Leben hinausweist. Das in einem Gottesdienst zu bedenken und den Segen zu empfangen, war mir wichtig", schildert der Politiker.

Ein weiterer Kritikpunkt war, dass das Brautpaar auf Kosten der zahlenden Kirchenmitglieder seine Hochzeit gefeiert habe. "Irritierend waren für mich Hinweise, man möge bitte eine Rechnung stellen. Wenn zwei Seelen um Segen bitten, sollte man nicht die finanziellen Gegenleistungen thematisieren, finde ich. Ein Gottesdienst ist eben keine Dienstleistung", entgegnet Lindner dem. Er betont, dass der Gemeinde "keinerlei wirtschaftlicher Nachteil entstanden sei".

Es gab mehrere Gespräche mit der Pastorin

Zudem gewährt Lindner in dem Interview Einblicke in die Vorbereitung sowie die Durchführung der Zeremonie. Es habe demnach mehrere seelsorgliche Vorgespräche mit der Gemeindepastorin gegeben. "Wir sind eigens nur für einen besonders ausführlichen Austausch für einen Tag vor einigen Monaten nach Sylt gereist. Pfarrerin Susanne Zingel hat uns beeindruckt. Wir haben aus den Gesprächen auch mehr über uns selbst erfahren."

Es habe sich auch entgegen einiger Vermutungen um einen "richtigen Traugottesdienst mit Predigt" gehandelt. Dabei spielte auch der Philosoph Peter Sloterdijk eine Rolle: Ihn habe Lindner "nach hinführenden Gedanken gefragt. Er hat den Gottesdienst bereichert, geprägt hat ihn die Pastorin".