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E-Bikes: Hollandrad fährt jetzt auch mit Strom


Hollandrad unter Strom
So fährt sich die elektrische Gazelle

dpa-tmn, Stefan Weißenborn

13.09.2022Lesedauer: 4 Min.
Berühmtes Vorbild: Trotz viel Ausstattung ist das Gazelle Avignon C380 HMB Limited eine optisch schlüssige Erscheinung.Vergrößern des BildesBerühmtes Vorbild: Trotz viel Ausstattung ist das Gazelle Avignon C380 HMB Limited eine optisch schlüssige Erscheinung. (Quelle: Stefan Weißenborn/dpa-tmn)
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Der Pedelec- und E-Bike-Markt bekommt Zuwachs: Vom Hersteller Gazelle gibt es den Fahrradklassiker aus Holland nun auch mit elektrischem Antrieb.

Hollandräder sind eine aufrechte Sache: Auf kaum einem anderen Radtyp sitzt man so kerzengerade. Das hat Vorteile. Der Überblick über viele Verkehrssituationen ist gut. Das Radeln fühlt sich bequem, rücken- und schulterfreundlich an.

Für besondere Kraftausbeute beim Pedalieren sind die meist schweren Hollandräder jedoch nicht gemacht. Eher sind es Cityräder mit landestypischem Einschlag, Klassiker aus der Fahrradgeschichte des Nachbarlandes. Einer der bekanntesten Hersteller: Gazelle.

Wir sind unterwegs auf einer Gazelle, dem Avignon C380 HMB Limited, einer Art Original 2.0. Denn dieses Hollandrad vereint klassische Ausstattung mit moderner E-Bike- und Schaltungstechnik.

Einsatzzweck

Das Avignon zählt als elektrifiziertes Hollandrad zur Kategorie der Alltagsräder. Gazelle selbst bezeichnet das Modell als sein bislang "komfortabelstes E-Bike". Die Sicherheitsausstattung ist umfangreich: vom Tagfahrlicht über die pannensicheren Reifen bis zum niedrigen Durchstieg. Jedoch: Das Avignon ist als Premiumbike das teuerste Pedelec im Programm des Herstellers.

Technik

Was das Modell in höhere Preisgefilde bugsiert, ist seine feine Ausstattung. Die Übersetzungsverhältnisse werden stufenlos über ein Nabengetriebe von Enviolo reguliert. Klassische Gangwechsel erfordert das nicht, stattdessen betätigt man einen Drehgriff am Lenker. Die Antriebstechnik mit viel teurer Akku-Power kommt von Bosch, die hydraulischen Scheibenbremsen steuert Magura bei.

Die Gestaltung mag Geschmackssache sein, aber am Gazelle wirken Bauteile wie Gepäckträger, Beleuchtung oder Akku wie aus einem Guss. Für das integrierte Design des Avignon hat Gazelle einen IF-Designpreis erhalten.

Technik: Motor, Träger, Bequemlichkeit

Der im Unterrohr integrierte entnehmbare und abschließbare Stromspeicher fasst 625 Wattstunden (Wh), was Nachladen seltener erfordert als bei den im Cityrad-Segment gängigen 500 Wh. Mit bis zu 155 Kilometern gibt der Hersteller die Reichweite im Eco-Modus, eine der vier Unterstützungsstufen, an. Das erfordert im Alltag selbst von Vielradlern recht seltene Gänge zur Steckdose.

Ebenfalls ein Zugeständnis an die Bequemlichkeit ist der Antriebsriemen, der anstatt einer Kette die Kraft nach hinten leitet. Ist die Spannung korrekt eingestellt, hält er lange durch und verschleißt langsamer. Schmieren ist auch nicht nötig.

Als E-Motor kommt das Modell Performance Line vom Marktführer Bosch zum Zuge. Im Zusammenwirken mit der Beinarbeit des Radlers stemmt er bis zu 65 Newtonmeter (Nm) auf den Riemen und verdreifacht die Muskelkraft bei Bedarf.

Weitere Bauteile, Zubehör, Peripherie

Hollandradtypisch sind an der Gazelle neben der Sitzhaltung einige Details. So besitzt das Avignon einen Kettenschutzkasten, der trotz des Riemens noch so genannt wird. Im Kasten, laut Gazelle zu 100 Prozent aus recyceltem Kunststoff, sorgt ein automatischer Riemenspanner für den richtigen Sitz der Antriebskomponente.

Auch am Hollandrad 2.0 soll die Abdeckung am Hinterrad verhindern, dass sich Rockzipfel in den Speichen verfangen. Am Avignon ist er unauffällig transparent ausgeführt. Tradition an Hollandrädern hat auch das Ringschloss am Hinterrad, das am Avignon mit einem Kettenschloss aufgerüstet werden kann.

Der Fahreindruck

Aufrecht und bequem radeln ist die Kernkompetenz des Avignon C380 HMB Limited. Allerdings findet das Ganze dank Pedelec-Antrieb eine Geschwindigkeitsliga höher statt. Auf ebener Fahrbahn sind 25 km/h, bis zu denen der Motor unterstützt, ohne große Anstrengung dauerhaft auch im Eco-Mode gut zu halten.

Ein Alurahmen fährt sich eigentlich unnachgiebig steif, doch am Hollandrad nimmt ihm vor allem das gefederte Sattelrohr einiges an Strenge, was für ein gewisses Wippgefühl sorgt. Auch Stöße vom Vorderrad werden spürbar abgemildert.

Fahreindruck: Tretkraft und Rotation

Die Tretunterstützung, Ergebnis eines fein abgestimmten Zusammenspiels von Tretkraft-, Rotations- und Geschwindigkeitssensoren, fühlt sich natürlich an. Auch bei hoher Trittfrequenz hilft der Motor kontinuierlich und harmonisch mit.

Die Übersetzungsverhältnisse über einen Drehregler statt über einen Ganghebel zu wechseln erfordert eine kurze Eingewöhnung, doch dann nimmt man die stufenlose Regulierung ebenfalls als Komfortgewinn wahr, da es zu große Gangsprünge – bei Nabenschaltungen an City-Rädern oft der Fall – schlicht nicht mehr gibt.

Fahreindruck: Laufruhe

Die Laufruhe hat das Avignon dank der 28-Zoll-Reifen ohnehin weg. Doch wie robust es konstruiert ist und wie stabil es sich fährt, zeigt sich vor allem im beladenen Zustand. Zwei schwer befüllte Fahrradtaschen am Gepäckträger bringen das Bike nicht aus der Ruhe.

Weil die Taschen schwerpunktgünstiger an um rund zehn Zentimeter nach unten versetzten Bügeln hängen, stört ihr Gewicht auch weniger die Fahreigenschaften.

Anders als der Markenname vorgibt, ist das E-Bike dafür aber nicht gerade grazil, sondern eine ziemlich massive Erscheinung. Sind klassische Hollandräder mit dünnen Stahlrohren konstruiert, geht das Avignon vor allem im Tretlagerbereich arg in die Breite. Das merkt man – dem Alurahmen zum Trotz, auch am Gewicht: 28,6 Kilo wiegt das Flaggschiff-Citybike in Rahmenhöhe 53 – viel mehr als Konkurrenzmodelle.

Der Preis

Das Tiefeinsteiger-E-Bike kostet 4.499 Euro. Gebaut wird es in den Rahmenhöhen 46, 49, 53, 57, 61 und 65 Zentimeter. Eine Version mit Oberrohr wird es nicht geben. Auf den Rahmen gibt Gazelle zehn Jahre Garantie, auf die Gabel fünf Jahre.

Fazit

Schwer und robust wie es ist, fährt das Gazelle Avignon C380 HMB Limited ganz auf traditioneller Linie eines Hollandrades: satt und sicher. Die Transformation eines Klassikers zum E-Bike mit feinen Komponenten wirkt gelungen, sorgt aber für weitere Extrapfunde, die der Motor aber locker packt. Der größere Haken: Man muss es sich leisten können.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa-tmn
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