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E-Mobilität: Scheitert sie an einem Rohstoff? Behörde warnt von Knappheit


Behörde warnt vor Knappheit ab 2030
Scheitert die E-Mobilität an einem Rohstoff?

  • Christopher Clausen Porträt
Von Christopher Clausen

Aktualisiert am 01.07.2022Lesedauer: 3 Min.
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Geladen: Hochvoltspeicher eines E-Autos von BMW. Ohne einen Rohstoff ließe sich hier kein Strom speichern.Vergrößern des Bildes
Geladen: Hochvoltspeicher eines E-Autos von BMW. Ohne einen Rohstoff ließe sich hier kein Strom speichern. (Quelle: Manfred Segerer/imago-images-bilder)

Ab 2035 sollen in Europa keine neuen Autos mit Benzin- oder Dieselmotor mehr zugelassen werden. Doch durch die E-Mobilität als Alternative könnte ein entscheidender Rohstoff knapp werden, warnt eine Behörde – und schlägt Auswege vor.

Die Verkehrswende ist in vollem Gange. Die EU-Umweltminister haben sich darauf geeinigt, dass neu zugelassene Autos ab 2035 klimaneutral fahren, sprich: kein CO2 ausstoßen sollen. E-Autos spielen dabei eine wichtige Rolle, schließlich haben sie keinen Auspuff, aus dem Abgase kommen.

Doch ein wichtiger Rohstoff in den Batterien der E-Autos ist knapp – und wird immer knapper: Lithium. Das Leichtmetall ist aufgrund seiner Eigenschaften aus aktuellen Lithium-Ionen-Batterien nicht wegzudenken und damit einer der Schlüsselrohstoffe für die Verkehrswende. Selbst bei Wasserstoffautos wird Lithium gebraucht, da Batterien die Energie aus der Brennstoffzelle speichern.

Geförderte Menge kann 2030 den Bedarf nicht decken

In einer Studie hat die Deutsche Rohstoffagentur DERA die Verfügbarkeit von Lithium untersucht und kommt zu einem klaren Ergebnis. „Selbst wenn alle aktuell geplanten und im Bau befindlichen Projekte im Zeitplan umgesetzt werden und wir von einem mittleren Nachfragewachstum ausgehen, werden wir nicht genug Lithium haben, um die erwartete weltweite Nachfrage 2030 zu decken“, sagt Studienautor Michael Schmidt.

Wie wird Lithium gewonnen?
Lithium aus Australien stammt aus dem Erzbergbau, in Chile und Argentinien kommt das Lithium aus Salzwüsten, so genannten Salaren. Lithiumhaltiges Salzwasser wird aus unterirdischen Seen an die Oberfläche gebracht und in großen Becken verdunstet. Die verbleibende Salzlösung wird über mehrere Stufen weiterverarbeitet, bis das Lithium zum Einsatz in Batterien geeignet ist. Dieses Verfahren steht unter anderem in der Kritik, weil in den Anbaugebieten teils die Trockenheit zunimmt und durch zuströmendes Süßwasser der Grundwasserspiegel am Rand der Salare ansteigt.

Mindestens die vierfache Menge wird benötigt

Aktuell wird Lithium in erster Linie aus Bergwerken gefördert, im Jahr 2020 lag die Lithiumproduktion weltweit bei rund 82.000 Tonnen. Nur 50 bis 60 Prozent davon erfüllten die Anforderungen der Batterieproduktion. Doch wenn die E-Mobilität weiter boomt, dürfte der Bedarf bis zum Jahr 2030 mindestens das Vierfache betragen, je nach Berechnungsszenario sind das 316.300 bis 558.800 Tonnen. 90 Prozent davon dürften für die E-Auto-Produktion benötigt werden, aktuell sind es noch rund 67 Prozent.

Das bedeutet: Nicht nur die Bergwerke, sondern auch die verarbeitenden Industrien stehen vor großen Herausforderungen. Das Thema Nachhaltigkeit in der Gewinnung spielt außerdem eine wichtige Rolle, denn die Umweltbelastungen in den Abbaugebieten durch Staub und die Wasserentnahme sind enorm. Viele Unternehmen versuchen deshalb, das Batterierecycling voranzutreiben – doch das ist kompliziert.

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Marktkonzentration und steigende Abhängigkeiten

Nicht nur die verfügbaren Mengen, sondern vor allem die Marktkonzentration ist gefährlich: "Die Primärförderung von Lithium stellt ein Oligopol dar", erklärt Studienautor Schmidt. "Das Angebot wird aktuell von zwei Ländern bestimmt. So stellten Australien und Chile knapp 75 Prozent der globalen Bergwerksförderung im Jahr 2020. Je nach Szenario könnten weitere Länder erhebliche Marktanteile bis 2030 hinzugewinnen."

Für die Autobauer und die Hersteller von Batteriezellen bedeutet das vor allem: Sie sind auf die Zufuhr von Lithium angewiesen und müssen sich den Preisvorstellungen der Förderländer unterwerfen. Laut Studie ist eine Selbstversorgung Europas mit Lithium aus Europa 2030 nur zu etwa 27 bis 34 Prozent möglich. Trotz einiger Vorkommen, etwa im Erzgebirge oder im Rheingraben, wird Lithium in Europa derzeit nicht abgebaut.

Lediglich in Portugal wird mittels Bergbau nennenswert Lithium gewonnen – und das macht gerade einmal einen Marktanteil von einem Prozent aus. Recycling könnte im Jahr 2030 lediglich ca. drei bis zehn Prozent des Bedarfs in Europa decken. Es gäbe also eine hohe Importabhängigkeit – und angesichts der Erfahrungen mit unterbrochenen Lieferketten im Rahmen von Corona und dem Ukraine-Krieg ist das ein ungeliebtes Szenario.

Autohersteller beteiligen sich an Förderprojekten

Die Empfehlung der Autoren: "Der Nutzung europäischer Potentiale sollte eine hohe Priorität eingeräumt werden. Die Importabhängigkeit und auch der Umweltabdruck durch den weiten Transport könnten dadurch verringert werden." Die Autohersteller haben laut "Auto Motor und Sport" bereits reagiert und gehen selbst Verträge mit Lithium-Lieferanten ein und beteiligen sich an Unternehmen, die auch in Europa Lithium fördern wollen. Unter anderem aus dem Oberrheingraben. So wollen sie verhindern, dass das Projekt E-Auto nicht an einem Schlüssel-Rohstoff scheitert.

Verwendete Quellen
  • edison.media: "Lithium: Abbau und Gewinnung – Umweltgefahren der Lithiumförderung", Zugriff am 30. Juni 2022
  • volkswagenag.com: "Lithium-Abbau: Was Sie über das Streitthema wissen sollten", Zugriff am 30. Juni 2022
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