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Bentley Blower: Blasangriff vom grünen Ungetüm


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Bentley Blower: Blasangriff vom grünen Ungetüm

press-inform / wanted.de

Aktualisiert am 11.05.2016Lesedauer: 4 Min.
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Bentley BlowerVergrößern des Bildes
Bentley Blower (Quelle: Press-Inform)

Das grüne Ungetüm hat bei Oldtimer-Fans einen Ruf wie Donnerhall - und einen festen Platz in der Auto-Historie. Den kennen alle nur unter einer Bezeichnung: Blower. Heute ist der Bolide ein Hingucker bei Oldtimer-Rallys wie der Mille Miglia. Dabei war der Wagen ursprünglich ein Flop.

"Wie viele Zylinder hat er, acht oder zwölf?" – der braun gebrannte Mittfünfziger hat sich in Brescia verschämt an den endlosen Tross der Mille-Miglia-Fahrzeuge herangetraut. "Tolles Auto. Aus den 30ern, oder?" Stimmt, zumindest was das Jahr angeht. Der Bentley 4,5 Litre Supercharged, den fast alle nur unter der Bezeichnung Bentley Blower kennen, ist ein imposantes Stück Automobilgeschichte.

Blower sollte Siege einfahren

Bentley war im internationalen Rennzirkus in den 20er- und frühen 30er-Jahren eine große Nummer. Legendär sind Fahrer wie Tom Birkin, die für den britischen Nobelhersteller in Len Mans gewannen. Auch der Blower sollte Siege einfahren. Doch dem grünen Ungetüm blieb der ganz große Erfolg versagt. Und die Teilnahme an der Mille-Miglia im Jahr 1930 wurde gar zum Desaster. Mit großen Vorschusslorbeeren gemeldet, schaffte das Team es nicht, den Birkin-Blower Nummer 2 mit Sir Henry Tim Birkin und Bentley-Chairman Woolf Barnato rechtzeitig zum Start fertigzubekommen. >>

Über die Gründe gibt es viele Sagen und Mythen; doch fest steht: dass der Wagen nicht startete. Der Blower war eine Weiterentwicklung des Bentley 4,5 Litre. Diese Modell bauten die Briten bereits seit 1927. Genau 110 PS war der Bolide stark und gewann 1928 die 24-Stunden in Le Mans.

Ein Liter Sprit auf einen Kilometer

Der neue Blower kam anfangs auf eine Leistung von 170 PS. Spätere Modelle waren sogar noch stärker. Imposant war allerdings auch der Spritverbrauch. Während der Bentley 4,5 Litre sich noch mit einem Verbrauch von rund 16 Litern bei Tempo 100 auf 100 Kilometern begnügte, verbrauchte der Blower 100 Liter. So war der Blower für den praktischen Einsatz abseits der Rennstrecke kaum geeignet. Der Grund für dramatisch gestiegene Leistung und Spritverbrauch war eine Zwangsbeatmung mit einem Roots-Kompressor (in Englisch Roots-Blower, Roots-Supercharger), der vor Vorderachse und vor dem Kühlergrill lautstark seine Arbeit verrichtete. >>

Diesem Bauteil verdankte der rasante Bentley auch seinen Namen. Der Roots-Kompressor wurde nach den Amerikanern Philander und Francis Marion Roots benannt, die sich ihre Erfindung 1860 patentieren ließen. Der Kompressor verdichtet die Luft und optimiert so die Leistung des Motors deutlich. Daher auch der Name: Blower für das Gebläse. Viele Autobauer wie auch Mercedes setzten in den 20er Jahren bei ihren Rennwagen auf diese Technik.

Der Effekt war enorm: Statt der sonst üblichen acht oder zwölf Zylinder kam der Blower mit gerade einmal vier Zylindern aus. Jede Brennkammer hatte ein gigantisches Volumen von über 1,1 Litern. Ohne den Einsatz des Kompressors geht nicht allzu viel, doch wenn die Roots-Turbine erst einmal einsetzt, gibt es kein Halten mehr. Für das materialraubende Rennen durch ganz Italien war der offene Viersitzer zum Zweisitzer umfunktioniert worden. Dort, wo sich im Fond sonst Passagiere hinten in den üppigen Platzverhältnissen ausstrecken konnten, fand ein überdimensionaler Zusatztank Platz, mit dem sich die Reichweite von 130 bis 150 Meilen nahezu verdoppelte.

Technische Defekte stoppten den Blower

Um in Le Mans starten zu dürfen, mussten vom Bentley Blower mindestens 50 Fahrzeuge in einer Kleinserie produziert werden. Doch die Nachfrage nach dem normalen Bentley 4,5 Litre war bereits wegen der beginnenden Weltwirtschaftskrise überschaubar und noch deutlich schwieriger sah es mit der ein paar hundert britische Pfund teureren Kompressor-Version aus, der sich bei den Autorennen kaum in Szene setzen konnte.

Und zuverlässig war die Technik auch nicht: Zumeist waren es technische Defekte, die den rund 170 PS starken Vierzylinder lange vor dem Schwenken der schwarz-weiß-karierten Zielflagge in die Boxen holten. Der seinerzeit allgemein gültige Slogan "Win on Sunday – sell on Monday“ wurde somit zur Farce. Und wie bei vielen anderen Rennwagen aus den späten 20er und frühen 30er Jahren ist eine Fahrt >>

im Bentley 4,5 Litre Supercharged alles andere als ein Vergnügen. Zwar geht es aufgrund der üppigen Dimensionen platzmäßig geradezu opulent zu, doch der grüne Koloss fährt sich wie ein Lastwagen. Kein Wunder kommt er doch auf Gewicht von rund zwei Tonnen. Die Steuerung mit dem mächtigen Steuerrad erinnert an ein Anlegemanöver der MS Franziska, die Bremsen sind mäßig und die hakelige Viergangschaltung stellt selbst erfahrene Piloten immer wieder vor Probleme.

Der Blower hat zudem einen eigensinnigen Charakter. Mal rutschen die Gänge bei doppelter Kupplung, Gasstoß und kraftvollem Armeinsatz beinahe wie von selbst in die nächste Schaltstufe; mal lassen sich gerade die Gänge zwei und drei nur nach mehrmaligen Versuchen und entsprechender Gewalt einlegen. In langsamen Tempi fühlt sich der Brite ebenso wenig zu Hause wie in kurvigem Geläuf.

Legendäre Rennduelle mit Mercedes

Er will lange Geraden und seichte Kurven; gerne auch bergauf, wo er sich wie einst in Le Mans mit den brüllenden SSK-Modellen von Mercedes Elefantenrennen lieferte, von denen noch heute die alten Recken berichten. Damals unterlag der Bentley Blower mit Tom Birkin der Mercedes-Rennfahrer-Legende Rudolf Caracciola. Immerhin fuhr ein Blower die schnellste Runde. Auch das Rennen beim französischen Grand Prix im Jahr 1930 trug zum Ruhm des Briten bei. Auch dieses Rennen konnte der bärenstarke Brite nicht gewinnen, belegte aber einen zweiten Platz. Der imposante Blower gefiel aber nicht jedem: Ettore Bugatti schmähte den Wagen angeblich "als schnellsten Lkw der Welt".

Dank seiner Fahrer, der Rennen aber auch wegen seiner Erscheinung wurde der Oldtimer zur Legende. Sammler zahlen heute für die seltenen Modelle Millionen. 2013 wechselte ein Blower bei einer Auktion in Monterey, Kalifornien, für umgerechnet vier Millionen Euro den Besitzer. Bilder vom Benley Blower finden Sie in unserer Fotoshow.

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