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Musks geplatzter Twitter-Deal ist ein Scheitern mit Ansage


Verzockt

Von Steve Haak

09.07.2022Lesedauer: 4 Min.
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Elon Musk bei der Erâffnung der Tesla-Fabrik in der NÀhe von Berlin.Vergrâßern des Bildes
Elon Musk in der Tesla-Fabrik bei Berlin: Sein Twitter-Abenteuer ist gescheitert. (Quelle: Christian Marquardt/Getty Images)

Elon Musk tritt vom Twitter-Kauf zurΓΌck. Die Entscheidung kommt nicht ΓΌberraschend, wie ein Blick auf den Verlauf der Verhandlungen zeigt.

MilliardΓ€r Elon Musk hat ΓΌber einen Anwalt mitteilen lassen, dass er vom Twitter-Deal ΓΌber 44 Milliarden US-Dollar zurΓΌcktreten will. Der Grund: Twitter habe "falsche und irrefΓΌhrende" Informationen ΓΌber die Anzahl der Fake-Accounts auf dem Netzwerk verΓΆffentlicht.

Die Nachricht kommt wenig überraschend. Ein Blick auf den Verlauf der gesamten Übernahme zeigt: Musks PlÀne waren von Beginn an alles andere als gesichert.

Am 25. MΓ€rz 2022 startet Musk eine Umfrage ΓΌber seinen Twitter-Account: "Meinungsfreiheit ist fΓΌr eine funktionierende Demokratie unabdingbar", schreibt der MilliardΓ€r. "Glaubt ihr, dass sich Twitter strikt an dieses Prinzip hΓ€lt?" SpΓ€ter legt Musk nach und erklΓ€rt, dass das Ergebnis dieser Abstimmung wichtig sein werde. Die Twitter-Gemeinde wird hellhΓΆrig. Verfolgt der Tesla-GrΓΌnder etwa eigene Social-Media-PlΓ€ne?

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Der Unternehmer hat tatsÀchlich entsprechende PlÀne, wie Twitter am 4. April bestÀtigt: Musk wird zum grâßten Twitter-AktionÀr, teilt der Kurznachrichtendienst mit. Mitte MÀrz, zum Zeitpunkt seiner Umfrage, habe er etwa 73,5 Millionen Aktien von Twitter gekauft. Damit hÀlt Musk einen Anteil von 9,2 Prozent der Stammaktien an dem Unternehmen, für die er gut 2 Milliarden Dollar bezahlt haben dürfte. Am folgenden Tag kündigt Twitter-Chef Parag Agrawal an, dass Musk in den Verwaltungsrat der Onlineplattform einziehen soll.

Erste Spannungen sind Mitte April spΓΌrbar

Am 5. April lΓ€sst Musk auf Twitter ΓΌber die EinfΓΌhrung eines Bearbeitungsbuttons auf der Plattform abstimmen. Die nicht-reprΓ€sentative Umfrage hat zwar keine direkten Konsequenzen. Doch durch die gerade erworbene Beteiligung am Unternehmen sichert er sich mehr GehΓΆr beim Twitter-Management und damit mehr Einfluss auf das Netzwerk.

SpΓ€testens am 10. April sind erste Spannungen zwischen Musk und Twitter spΓΌrbar. Parag Agrawal teilt mit, dass Musk sich gegen einen Sitz im Verwaltungsrat entschieden habe. "Ich denke, das ist das Beste", kommentiert der Twitter-Chef. Gleichzeitig ist der ΓΌberraschende RΓΌckzug fΓΌr viele das erste ΓΆffentliche Signal fΓΌr die WankelmΓΌtigkeit des MilliardΓ€rs bei seinem Twitter-Deal.

Musk startet am 13. April den Versuch einer feindlichen Übernahme: Er will alle Aktien von Twitter zu einem Stückpreis von 54,20 Dollar kaufen und die Onlineplattform von der Bârse nehmen, wie aus einem am 13. April verâffentlichten Bârsendokument hervorgeht. Twitter kündigt an, sich gegen eine Übernahme zur Wehr setzen zu wollen.

Musk hat ein persΓΆnliches Interesse an Twitter

SpÀtestens an diesem Tag wird auch dem letzten Zweifler klar, dass Musks Interesse an dem Kurznachrichtendienst persânliche Hintergründe hat. "Ein bloßer Platz im Verwaltungsrat war ihm nicht genug, er will die volle Kontrolle", kommentiert t-online-Ressortleiter für Digitales Jan Mâlleken einen Tag spÀter. Denn würde der Deal gelingen, "gÀbe es niemanden, der ihm bei Twitter mehr reinreden oder im Zweifel das Wort verbieten kânnte".

Am 25. April dann der Paukenschlag: Twitter und Musk verkΓΌnden eine Vereinbarung zum Kauf der Onlineplattform fΓΌr 44 Milliarden US-Dollar. Die AktionΓ€re sollen 54,20 Dollar je Aktie erhalten. Musk verspricht, er wolle Twitter "besser machen als jemals zuvor".

Kritiker befürchten, dass der streitbare MultimilliardÀr die Moderation von Inhalten etwa im Kampf gegen Hassbotschaften und bei der Verbreitung von Falschinformationen stark einschrÀnken kânnte. Musk ist außerdem als bekennender Republikaner und Trump-AnhÀnger bekannt.

Musk wΓΌrde Trumps Twitter-Sperre aufheben

Die Kritiker sollten recht behalten: Am 10. Mai sorgt Musk mit der AnkΓΌndigung fΓΌr Aufsehen, er wolle die Verbannung des frΓΌheren US-PrΓ€sidenten Donald Trump von Twitter zurΓΌcknehmen. "Ich wΓΌrde das Verbot aufheben", sagt er mit Blick auf die Sperrung von Trumps Nutzerkonto nach der Kapitol-ErstΓΌrmung vom 6. Januar 2021.

Dann wird es plΓΆtzlich wochenlang ruhig um Musk und seinen angeblichen Deal. Erst am 13. Mai gibt es Neuigkeiten, als Musk ΓΌberraschend einen vorΓΌbergehenden Stopp der Twitter-Übernahme ankΓΌndigt. Das GeschΓ€ft werde auf Eis gelegt, bis Details zur Berechnung der Zahl der Spam- und Fake-Konten bei dem Netzwerk vorlΓ€gen, heißt es. Musk stellt infrage, dass diese wirklich – wie von Twitter angegeben - weniger als fΓΌnf Prozent aller Konten ausmachen.

Zwar erscheint er Mitte Juni bei einer Frage-Antwort-Runde mit Twitter-Mitarbeitern noch zuversichtlich, den Deal mit dem Netzwerk machen zu wollen. Er ruft das Ziel aus, die Zahl der Nutzer auf "mindestens" eine Milliarde zu erhâhen. Aber lÀngst sind Zweifel aufgekommen, ob die Übernahme wirklich stattfindet.

Erste Überlegungen zum Ausstieg aus dem Deal

Am 7. Juni droht der Tech-MilliardÀr das erste Mal mit dem Ausstieg aus der Übernahmevereinbarung mit Twitter. In einem Brief seiner AnwÀlte an Twitters Chefjuristin Vijaya Gadde heißt es, das Unternehmen weigere sich, ihm Daten für eigene Recherchen zur Zahl von Spam- und Fake-Accounts zu liefern. Dies sei ein Verstoß gegen die Vereinbarung. Deswegen behalte er sich vor, aus dem Deal auszusteigen.

Dann ist wieder lange Zeit nichts zu hΓΆren von Musk und seinem Twitter-Deal. Der MilliardΓ€r und Viel-Twitterer macht zwischenzeitlich sogar eine fΓΌr ihn ungewΓΆhnlich lange Pause. Und wieder drΓ€ngt sich der Gedanke auf, dass er das Interesse am Kauf von Twitter verloren haben kΓΆnnte.

Der Kauf wird immer unwahrscheinlicher

Erst am 7. Juli gibt es Neuigkeiten: Ein Kauf von Twitter werde immer unwahrscheinlicher, berichtet die "Washington Post". Die Übernahme sei "ernsthaft gefΓ€hrdet", heißt es. Die Zeitschrift beruft sich auf "drei mit der Angelegenheit vertraute Personen". Demnach habe Musks Team die GesprΓ€che ΓΌber die Finanzierung des 44-Milliarden-Deals eingestellt – darunter auch mit einem potenziellen Geldgeber.

Einen Tag spÀter, am 8. Juli, ist es amtlich und Musk lÀsst den Deal platzen. In einem von der US-Bârsenaufsicht verâffentlichten Schreiben werfen seine AnwÀlte Twitter vor, gegen die im April besiegelte Übernahmevereinbarung verstoßen und "falsche und irreführende" Angaben gemacht zu haben. Twitter-Verwaltungsratschef Bret Taylor kündigt an, Musk vor Gericht zu einer Übernahme der Plattform zwingen zu wollen.

FΓΌr Musk kΓΆnnte der geplatzte Deal ein Nachspiel haben

Das juristische Nachspiel kânnte langwierig und teuer werden. Ob sich Musk zur Übernahme von Twitter zwingen lÀsst, ist unklar. Das Unternehmen dürfte aber zumindest versuchen, von Musk die bei einem Bruch der Vereinbarung vorgesehene Vertragsstrafe von bis zu einer Milliarde Dollar zu erhalten.

Wie auch immer der Streit zwischen Musk und Twitter ausgehen wird: Am Ende kann niemand behaupten, dass der Deal ΓΌberraschend geplatzt sei. Die Zeichen waren von Anfang an eindeutig.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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