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Wie soll ein Computer über Leben und Tod entscheiden?


Autonomes Fahren
Soll ein Computer über Leben und Tod entscheiden?

dpa, Burkhard Fraune, jub

26.06.2017Lesedauer: 3 Min.
In Zukunft werden immer mehr Autos mit Autopilot auf den Straßen fahren. Start der Tesla-Ralley in Zagreb (Kroatien).Vergrößern des BildesIn Zukunft werden immer mehr Autos mit Autopilot auf den Straßen fahren. Start der Tesla-Ralley in Zagreb (Kroatien). (Quelle: imago-images-bilder)
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Autos sollen in naher Zukunft selbständig durch die Straßen fahren. Doch wie soll ein Computer bei einem Umfall entscheiden, ob er in die Menschenmenge links oder rechts fährt, wenn sich der Unfall nicht mehr verhindern lässt? Eine Kommission ist auf der Suche nach Antworten.

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Autonom fahrende Autos werden schon in einigen Jahren zum normalen Straßenbild gehören – davon gehen viele Experten aus. Politiker sind bereits damit beschäftigt, dafür die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen. Noch werde mit Testwagen experimentiert, doch in fünf Jahren stehen solche Autos beim Händler, meint Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und ist sich sicher: Vor uns steht der größte Mobilitätssprung der vergangenen hundert Jahre.

Es darf keine Klassifizierung von Personen geben

Während die Industrie an den technischen Herausforderungen arbeitet, hat sich für die Bundesregierung eine Ethik-Kommission mit den Leitlinien für automatisierte Fahrsysteme befasst und einen Bericht vorgelegt. Für den Verkehrsminister gelten zwei Grundsätze: "Sachschaden geht immer vor Personenschaden. Und es darf keine Klassifizierung von Personen geben, etwa nach Größe oder Alter."

"Noch hat die Technik Schwierigkeiten, auf der Autobahn eine Plastiktüte von einem Vogel zu unterscheiden", sagt Kommissionschef Di Fabio. Er sieht den Bericht eher als eine Diskussionsgrundlage. "Wir kommen nicht vom Berg Sinai mit fest stehenden normativen Geboten" erklärt der Professor und ehemalige Bundesverfassungsrichter die Arbeit der Kommission.

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Der Bericht zeigt: Wenn Maschinen über Leben und Tod entscheiden sollen, sind ethische Fragen schwer zu beantworten. Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema "Autonomes Fahren" finden Sie in der Übersicht:

Was heißt automatisiertes Fahren?

"Autonomes Fahren" bedeutet, dass das Auto dem Fahrer einige, mehrere oder alle Aufgaben abnimmt. Aktuell kann ein Computersystem schon tote Winkel überwachen und helfen, die Spur zu halten oder die Parklücke zu treffen. Die Autobauer tüfteln bereits an der nächsten Stufe, dem hoch automatisierten Fahren in bestimmten Situationen, etwa im Stau. Der Fahrer könnte in dieser Zeit etwas anderes machen, zum Beispiel Zeitung lesen. Vor 2020 erwarten die Hersteller solche Autos aber nicht.

Danach erst kämen die nächsten Stufen: Vollautomatisiertes Fahren in bestimmtem Umfeld, etwa im Stadtverkehr, und schließlich autonome Fahrzeuge – Autos, die keinen Fahrer mehr brauchen. Sie könnten ihren Halter zur Arbeit bringen und dann zurück in die Garage fahren.

Was hält die Ethikkommission davon?

Anders als die Bürger, bei denen Meinungsforscher Skepsis ausmachen, ist sie grundsätzlich offen. Aber: Nicht der wirtschaftliche Nutzen stehe im Vordergrund, sondern die Sicherheit, betont der Ex-Verfassungsrichter Di Fabio. Automatisierte Systeme seien nur dann vertretbar, wenn sie die Sicherheit erhöhen - dann aber sei es sinnvoll, dass der Staat sie fördert.

Welche Grundsätze haben die Experten formuliert?

Sach- und Tierschaden geht vor Personenschaden! Das heißt: Bei einem unvermeidlichen Crash sollen computergesteuerte Autos lieber eine Laterne oder ein Reh umfahren, als einen Menschen. Lässt sich ein Zusammenstoß nicht vermeiden, dürfen mögliche Opfer nicht nach Alter, Geschlecht und anderen Merkmalen unterschieden werden.

Muss der Autobesitzer bei einem Unfall haften?

Wenn es nach der Kommission geht: Nur wenn er selbst steuert. Sonst gilt: "Das Einziehen des Lenkrads ist das Signal: Jetzt übernimmt der Produzent und Betreiber die volle Haftung."

Welche Fragen sind noch offen?

Entscheidungen "Leben gegen Leben" seien nicht programmierbar, heißt es von der Ethik-Kommission. "Wir Menschen entscheiden sowas intuitiv", sagt Di Fabio. Aber auch bei einigen Fragen des Datenschutzes hat die Gruppe noch keine einheitliche Meinung entwickelt.

Welche Bedeutung hat der Kommissionsbericht?

Bundesminister Dobrindt sieht im Bericht der Kommission die "Eckpfeiler für nationale und internationale Regelwerke" – doch die "Ethischen Regeln" sind nur Empfehlungen. Zudem betreffen sie erst die übernächsten Stufen der Automatisierung: vollautomatisierte und fahrerlose Autos. Sollte es sie eines Tages geben, könnten sich längst neue Fragen stellen.

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