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WHO stuft Computerspielsucht als Krankheit ein


"Gaming Disorder"
WHO stuft Computerspielsucht als Krankheit ein

Von t-online, str

Aktualisiert am 29.12.2017Lesedauer: 2 Min.
Impression von der weltgrößten Computerspielmesse Gamescom 2017.Vergrößern des BildesImpression von der weltgrößten Computerspielmesse Gamescom 2017. (Quelle: Future Image/imago-images-bilder)
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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will extremes Computerspielen offenbar erstmals als mögliches Krankheitsbild anerkennen. Die Entscheidung könnte erhebliche Konsequenzen haben - sowohl für die Spieleindustrie als auch für das Gesundheitssystem.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) plant offenbar, die Sucht nach Computerspielen offiziell als Krankheit einzustufen. Das geht aus einer Vorab-Version des neuen medizinischen Klassifikationssystems ICD-11 hervor, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Seit 2007 arbeitet die Weltgesundheitsorganisation an der Neufassung des weltweit anerkannten Klassifikationssystems für medizinische Diagnosen.

Dieser Katalog listet sämtliche bekannte Krankheiten auf und weist ihnen einen Code zu, den Mediziner und Einrichtungen für ihre Aktenvermerke verwenden können. Das international einheitliche System ermöglicht und vereinfacht die statistische Auswertung von Gesundheitsstatistiken aus aller Welt.

Die elfte Fassung der "International Classification of Diseases" (ICD-11) soll im Mai 2018 verabschiedet werden. In der Kategorie "Störungen aufgrund von Suchtverhalten" wird nun erstmals zwischen Glücksspielsucht ("Gambling Disorder") und Spielstörung ("Gaming Disorder") unterschieden. Aus der Beschreibung geht hervor, dass mit letzterem die Sucht nach Videospielen gemeint ist, egal ob online oder offline.

Unter einer Spielstörung versteht die WHO ein "anhaltendes oder wiederkehrendes Spielverhalten", das im Kern von drei Symptomen begleitet werde. Jemand ist süchtig nach Videospielen, wenn er oder sie

  • keine Kontrolle über sein Spielverhalten mehr hat, zum Beispiel im Bezug auf Häufigkeit, Intensität oder Dauer.
  • den Games so viel Zeit einräumt, dass andere Interessen und Aktivitäten darunter leiden.
  • negative Folgen hinnimmt, um den Spieldrang weiter zu befriedigen.

Die Verhaltensstörung sei vor allem dann ernst zu nehmen, wenn sie zu erheblichen Beeinträchtigungen im Leben der Betroffenen führe, etwa im familiären, sozialen oder beruflichen Bereich.

Für eine zuverlässige Diagnose müssen nach Einschätzung der WHO alle die oben genannten Faktoren über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr erfüllt sein. In Extremfällen könne die Computerspielsucht aber auch schon früher attestiert werden.

Die Entscheidung der WHO könnte weitreichende Folgen haben. Nationale Gesundheitssystem, Krankenkassen, Ärzte und Hilfseinrichtungen orientieren sich nämlich an dem Klassifizierungssystem der WHO. Sollte "Computerspielsucht" offiziell als Krankheit gelten, könnte das dazu führen, dass Krankenkassen die Behandlung von "spielgestörten" Patienten bezahlen müssen, sobald die ärztliche Diagnose vorliegt.

Auf der anderen Seite wird die Neueinschätzung auch den gesellschaftlichen Druck auf die Spielehersteller erhöhen. Im Extremfall könnten sie sogar für die gesundheitlichen und gesellschaftlichen Folgen ihrer Computerspiele haftbar gemacht werden.

Quellen und weiterführende Informationen:

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