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Corona- und Datenschutz: Europäische Technik soll vor Infizierten warnen


Corona- und Datenschutz
Europäische Technik soll vor Infizierten warnen

Von t-online, avr, jnm

Aktualisiert am 02.04.2020Lesedauer: 3 Min.
Eine Frau mit Smartphone in der Hand: Tracking-Apps sollen helfen, Infektionen durch das Coronavirus senken.Vergrößern des BildesEine Frau mit Smartphone in der Hand: Tracking-Apps sollen helfen, Infektionen durch das Coronavirus senken. (Quelle: Cavan Images/imago-images-bilder)
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Eine neue Technik könnte Nutzer vor Coronavirus-Erkrankten in der Nähe warnen und so helfen, Infektionsketten zu unterbrechen. Das Besondere an der Idee: Sie soll datenschutzfreundlich sein.

Eine Gemeinschaft aus europäischen Institutionen, Firmen und Organisationen hat am Mittwoch eine neue Technik für Smartphone-Verfolgung vorgestellt, die beim Kampf gegen die Coronavirus-Epidemie helfen soll. Die Technik nennt sich Pan-European Privacy-Preserving Proximity Tracking (Pepp-PT) und soll datenschutzfreundlich sein. Darüber berichtet "Der Spiegel".

Die Idee: Nutzer sollen sich eine App aufs Smartphone laden. Sie erkennt wenn sich andere Smartphones, auf denen die App ebenfalls installiert ist, in unmittelbarer Nähe befinden und speichert einen solchen Kontakt anonymisiert. Wird bei einem der App-Nutzer eine Covid19-Infektion festgestellt, können auf diesem Weg alle gespeicherten Kontaktpersonen informiert werden, damit diese sich in Quarantäne begeben.

Datenschutz im Vordergrund

Die App nutzt dabei die Bluetooth-Funktechnik, um andere Geräte in der Nähe zu orten, genauer gesagt dessen stromsparendes Funkprofil Bluetooth LE, das üblicherweise nur eine Reichweite von rund zehn Metern hat. Darüber hinaus lässt sich auch die Entfernung zwischen zwei Sendern bestimmen, sodass nur vergleichsweise nahe Kontakte aufgezeichnet werden. Passieren zwei Nutzer einander nur mit mehreren Metern Abstand, kann das also herausgefiltert werden.

Das Besondere an diesem Ansatz: Um Datenschutz müssen Nutzer sich nicht sorgen. Chris Boos, Gründer des Frankfurter Unternehmens Arago, das an der Entwicklung beteiligt ist, sagte dazu dem "Spiegel": "Wir erheben keine Standortdaten, keine Bewegungsprofile, keine Kontaktinformationen und keine identifizierbaren Merkmale der Endgeräte."

Daten werden verschlüsselt auf dem Smartphone gespeichert und nicht automatisch in die Cloud geladen. Nähern sich Nutzer aneinander, tauschen die Geräte eine temporäre ID aus, mit der Gerätebesitzer sich nicht identifizieren lassen. Nutzer, bei denen dann eine Infektion durch das Coronavirus festgestellt wurde, können freiwillig ihre Kontaktliste auf einen zentralen Server laden. Dieser könne dann automatisch alle Kontakte warnen. Auch der Server sehe dabei nur die IDs in der Liste, schreibt "Der Spiegel".

Anders als etwa beim Vorschlag der Funkzellenortung wird nicht erhoben, wo sich die Nutzer befinden oder begegnen. Das ist für die Funktion der App auch unerheblich, denn es geht nur um die Ermittlung von Kontaktpersonen.

Spahns Vorschlag stieß auf Kritik

Auch Länder wie Singapur nutzen Handy-Tracking-Anwendungen. Das Land setzt auf die App TraceTogether, die ebenfalls per Bluetooth den Abstand zwischen Nutzern misst. In Deutschland gab es bei diesem Modell bisher Skepsis, vor allem aus Datenschutzgründen.

So war auch in einem Entwurf des Infektionsschutzgesetzes geplant, Standortdaten von Handys zur Bekämpfung des Coronavirus einzusetzen. Behörden hätten zudem Verkehrsdaten zur Bestimmung des Aufenthaltsortes nutzen dürfen – etwa um den Betroffenen über sein persönliches Risiko zu informieren. Nach Kritik aus der Opposition, aber auch der SPD, stellte Gesundheitsminister Spahn diese Änderungspläne zurück

Inzwischen haben Unionspolitiker einen neuen Vorschlag ins Gespräch gebracht: Sie wollen möglichst bald eine App einsetzen, die Bürger freiwillig auf ihrem Handy installieren können. Diese App soll wie eine Art digitales Tagebuch funktionieren und – falls sein Besitzer positiv auf das Coronavirus getestet wird – automatisch anonymisierte Hinweise an alle Menschen versenden, die in den zurückliegenden zwei Wochen mit ihm Kontakt hatten.

Deutsche für Handytracking

Die Deutschen selbst befürworten die Nutzung von Handy-Daten im Kampf gegen das Coronavirus. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sagten 50 Prozent, sie hielten die Ortung von Kontaktpersonen von Infizierten über die Standortdaten für sinnvoll.

Auch eine repräsentative Umfrage der Universität Oxford vom 31. März zeigt, dass sogar etwa 70 Prozent der Nutzer eine Tracking-App installieren würden, die die Privatsphäre der Nutzer bewahrt. Bei etwa 60 Prozent der Befragten würde sogar das Ansehen der Bundesregierung steigen, wenn die App-Installation freiwillig geschehe.

Auch Kanzlerin Merkel sprach sich für den Einsatz von Tracking-Apps aus, allerdings auf freiwilliger Basis. Wenn sich damit Kontaktfälle nachverfolgen ließen, sei sie auch selbst bereit, das anzuwenden.

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