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BER – IT-Sicherheit: Noch 15 Windows-XP-Rechner im Einsatz


Als abgetrenntes System
Noch 15 Windows-XP-Rechner am BER im Einsatz

Von Ali Vahid Roodsari

Aktualisiert am 19.10.2020Lesedauer: 3 Min.
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Das Logo des Flughafens BER (Symbolbild): Am Flughafen werden noch 15 Rechner mit Windows XP eingesetzt.Vergrößern des Bildes
Das Logo des Flughafens BER (Symbolbild): Am Flughafen werden noch 15 Rechner mit Windows XP eingesetzt. (Quelle: Emmanuele Contini/imago-images-bilder)

Einige Tweets aus dem Flughafen Berlin-Brandenburg ließen vermuten, dass Betreiber noch auf das veraltete Windows XP setzen. Nun zeigt eine Anfrage an den Senat, wie es um die IT-Sicherheit am BER steht.

Am Flughafen BER werden noch etwa 15 Computer mit dem veralteten Betriebssystem Windows XP eingesetzt. Das geht aus einer Stellungnahme der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) und des Senats von Berlin hervor, die t-online exklusiv vorliegt. Die Anfrage stellte der Vorsitzende der FDP im Berliner Abgeordnetenhaus Sebastian Czaja.

Ende September wurde vermutet, dass am BER in den Aufzügen noch eine Version von Windows XP verwendet wird. Das zeigten Tweets mit Fotos von Nutzern, die am Testbetrieb des Flughafens teilnahmen. Mehr dazu lesen Sie hier. Allerdings stellte die Pressestelle der FBB im Nachhinein klar, dass das Problem mittlerweile behoben sei und die Steuerung der Fahrstühle nicht über eine veraltete Windows-Version laufe.

XP-Rechner im abgetrennten Netzwerk

Microsoft lieferte zwar noch 2019 ein Update für Windows XP, doch generell ist der Support für das Betriebssystem beendet. Windows XP gilt darum als Sicherheitsrisiko: Angreifer können Lücken ausnutzen, um Schadsoftware auf Geräte und ins Netzwerk zu schleusen. Die etwa 15 Windows-XP-Rechner am BER befinden sich laut der Antwort der FBB und des Berliner Senats aber in "gesondert abgetrennten Netzwerk-Bereichen". Solche Systeme sind vom Internet abgeschottet. Auf diese Weise kann verhindert werden, dass Angreifer von außen Schadsoftware auf die Geräte laden.

Hauke Gierow vom Sicherheitsunternehmen GDATA sieht das aber trotzdem kritisch: "Es ist generell eine gute Idee, Netzwerke untereinander abzukoppeln", sagt Gierow. "Wenn sich aber jemand von innen auf die Computer Zugriff verschaffen kann, ist so ein Windows-XP-System deutlich anfälliger für Angriffe als ein modernes Betriebssystem wie Windows 10."

Die immer wieder zitierte Air Gap – also der "Luftspalt" zwischen Netzwerken – sei in der Vergangenheit durchaus schon überwunden worden, sagt Gierow. Denn laut dem Sicherheitsexperten gebe es genug Möglichkeiten, um abgeschottete Systeme zu erreichen. "Das ist nichts, was der Wald- und Wiesen-Angreifer mal eben macht. Aber wenn jemand mit genügend Budget, krimineller Energie und vielleicht auch staatlichem Auftrag an so eine Aufgabe rangeht, ist das sicher nicht unmöglich", sagt Gierow. "Und bei einem Flughafen kann ich mir das durchaus vorstellen."

"Moderne IT sollte Standard sein"

Auch der FDP-Abgeordnete Sebastian Czaja sieht das Thema skeptisch: "Dass es am BER Technikprobleme gibt, ist mittlerweile bekannt und ausgeleuchtet", sagt Czaja. "Dass es nun zu solchen Peinlichkeiten kommt, muss einen aber schon daran zweifeln lassen, ob mit dem BER tatsächlich ein moderner, durch Digitalisierung gestützter Großstadtflughafen entsteht."

Czaja gilt als Kritiker des BER und Verfechter des Flughafens Tegel, der wegen des BER geschlossen wird. So bezeichnete der Berliner "Tagesspiegel" Czaja als "größten TXL-Aktivisten der Stadt." Zum BER äußerte sich Czaja in der Vergangenheit öfters negativ und sprach sich für einen Erhalt von Tegel aus. Zu t-online sagt er anlässlich der Anfrage an den Senat: "Reibungslose Abläufe am BER sind für den Wirtschaftsstandort Berlin von elementarer Bedeutung. Moderne IT sollte dafür ein vorhandener Standard sein."

Computer dienen als Steuerungsrechner

Auf Anfrage von t-online erklärt Daniel Tolksdorf, Pressesprecher beim FBB, dass es sich bei den etwa 15 Windows-XP-Computern um Steuerungsrechner für Systeme handele, die eine "längere Lebensdauer" haben. Ein Beispiel für so ein System sei die Gepäckförderanlage am Flughafen Schönefeld, die noch auf so einen Windows-XP-Rechner setze. Der Flughafen Schönefeld wird mit der geplanten Eröffnung des BER Ende Oktober als "Terminal 5" zum Flughafen Berlin Brandenburg gehören.

Tolksdorf betont, dass die Rechner physisch von sämtlichen Netzwerken getrennt seien. "Dadurch entstehen keine sicherheitsrelevanten Thematiken", so der Pressesprecher. In Zukunft können die Rechner zudem mit den Anlagen ausgetauscht werden: "Aus unserer Sicht ist es aktuell aber kein Problem: Denn die Anlagen sowie die Steuerung funktionieren – und die Systeme sind eben getrennt."

IT-Infrastruktur entspricht gesetzlichen Anforderungen

In weiteren Antworten auf die Anfrage von Czaja schreiben die FBB und der Berliner Senat, dass die IT-Infrastruktur des neuen Flughafens den "gesetzlichen Anforderungen" genüge und die Sicherheit durch "entsprechende Zertifikate" bestätigt wird. "Hinsichtlich der geringen Anzahl an nicht mehr unterstützten Softwareversionen verwendet die FBB geeignete IT-Schutzmaßnahmen des Informationssicherheitsmanagements nach ISO 27001", steht in der Antwort.

Bei ISO 27001 handelt es sich um eine internationale Norm für Informationssicherheit für Unternehmen oder Institutionen. "Diese Systeme werden durch erweiterte Schutzfunktionen (z.B. Abtrennung von Netzwerken) geschützt. Sicherheitsrisiken bestehen daher nicht", so die Stellungnahme weiter.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Anfrage von Sebastian Czaja an den Berliner Senat
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