Mit Smartphone auf Geisterjagd im Lego-Horrorzug
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Mit der "Hidden Side"-Serie versucht Lego sich im Bereich der Augmented Reality. Die Kombination von Lego und App hat Potential fΓΌr ein erweitertes Spielerlebnis. Das wird aber noch unzureichend ausgenutzt.
Bunt schimmernde Geister fliegen in einer Bahnhofsszenerie um einen alten Zug. Es spukt in der Kleinstadt Newbury. Gloom, eine Art DΓΌsternis, hat sich ΓΌber den Ort ausgebreitet. Die Teenager Parker und Jack sind als GeisterjΓ€ger unterwegs, um ihre Heimatstadt vom BΓΆsen zu befreien. Zur DurchfΓΌhrung ihrer Mission nutzen sie eine App. Mit ihr kΓΆnnen sie die unsichtbaren Geister aufspΓΌren und die Stadt vorm Gloom retten. Dabei hilft ihnen die Forscherin J. B. mit Technik und nΓΌtzlichen Tipps.
Jack und Parker sind die Protagonisten der neuen "Lego Hidden Side"-Serie, mit der der dΓ€nische Spielzeughersteller, nach "Lego AR Playgrounds" von 2018, seinen zweiten Versuch im Bereich Augmented Reality (AR) wagt.
Bei "Playgrounds" lassen sich der realen Lego-Welt virtuelle Spielfiguren hinzufΓΌgen. Die "Hidden Side"-Serie geht weiter und kreiert eine eigene Welt. Sie besteht aus acht Lego-Sets, durch die Newbury als Spielumgebung errichtet werden kann. Die dazugehΓΆrige App soll laut Lego "eine verborgene Welt voller interaktiver Geheimnisse und Herausforderungen" enthΓΌllen. Sie macht die virtuellen Geister sichtbar und soll dabei die physische und die digitale Umgebung miteinander verbinden. Im Test zeigt sich aber, dass dieser Ansatz noch unzureichend umgesetzt wird.
Spielen in zwei Welten
Die zum Set passende App bietet zwei Optionen: Will ich ein GeisterjΓ€ger sein oder lieber selbst als Geist herumspuken? Die Geistervariante ist ohne Bausatz spielbar. Ziel ist es, Newbury zu vergloomen. Dabei dΓΌrfen Spieler sich nicht nicht von einem am Himmel schwebenden Smartphone fangen lassen. Um sich auf die Jagd zu machen, was der vorrangige Spielmodus ist, brauchen Spieler das passende Lego-Set.
Beim Aufbau des Zugs mit seinen 698 Teilen sind zunΓ€chst Geduld und Konzentration gefragt. Das fertige Set bietet die MΓΆglichkeit, zwischen einem normalen Zug und einem Horrorzug mit grΓΌnen FlΓΌgeln und einem Gebiss zu wechseln. Allzu kreativ ausleben sollten Spieler beim Aufbau aber nicht. Die App scannt den Zug anhand eines Rasters, das exakt passen muss. Ist der Zug gescannt, wΓ€chst um ihn herum eine neue Umgebung mit BΓ€umen und Gleisen. Damit erscheint die Vorstellung eines Spiels in der Stadt Newbury realistischer.
"Hey, ich bin J. B.! Ich brauche deine Hilfe! In dieser Stadt wimmelt es von Geistern", begrΓΌΓt die Forscherin Spieler in der App. Ab jetzt ΓΌbernehmen Nutzer die Rolle eines GeisterjΓ€gers und gehen mit dem Smartphone auf die Jagd.
Kunterbuntes Geistergeballer
Im Spielverlauf werden Spieler regelmΓ€Γig aufgefordert, an einem am Set angebrachten FarbrΓ€dchen zu drehen. Die Geister gehΓΆren unterschiedlichen Spektren an: rot, gelb und blau. Nur das am Rad eingestellte und danach gescannte Farbspektrum wird fΓΌr den Spieler sichtbar. Leider ist dies die primΓ€re InteraktionsmΓΆglichkeit mit dem physischen Set. Abgesehen davon werden Spieler nur hin und wieder in der App dazu aufgefordert, eine Figur an einer bestimmten Stelle zu platzieren, um diese beispielsweise von einem Geist zu befreien.
Spieler mΓΌssen sich dabei genau an die Anweisungen des Spiels halten: Eigene Spielhandlungen im Lego-Set lΓΆsen keine Reaktion in der digitalen Welt aus.
Nach dem Einstellen einer Farbe erscheinen zunΓ€chst um den Zug herum Gloompunkte, die der Spieler aufspΓΌren muss. Sind diese gefunden, manifestieren sich Geister: Der blaue "Gary Atric", vom Typ traurig, 110 Jahre hat er genΓΆrgelt. Oder der rote "Nagging Nathan", einer der ersten Siedler der Gegend. Er gehΓΆrt zur Kategorie der Zornigen. Jeder Geist hat eine Hintergrundgeschichte. Im Kampf werfen die Unfriedenstifter mit blauem und grΓΌnem Geisterglibber. Sobald dieser den Spieler trifft, verliert er an Energie in Form von Akkuleistung der GeisterjΓ€ger-App. Es gilt, so lange auf den Geist zu schieΓen, bis er besiegt ist. Der Geist wird dann automatisch der persΓΆnlichen Sammlung hinzugefΓΌgt.
FΓΌr eine kurze Zeit ist das durchaus unterhaltsam. Dadurch, dass sich am Spielprinzip nichts grundlegend Γ€ndert und die Spielumgebung, zumindest mit nur einem Set, recht klein ist, wirkt das Spiel aber bald etwas monoton.
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Hemmung der eigenen Kreativleistung
Die App ist eine nette Erweiterung fΓΌr das "LEGO Hidden Side"-Set. Sie setzt die Augmented Reality optisch schΓΆn um und lΓ€sst den Spieler selbst als aktiven Protagonisten an der Geschichte in Newbury teilhaben.
Letztlich ist die App aber kein essenzieller Bestandteil fΓΌr das SpielvergnΓΌgen. Sie mΓΌsste dafΓΌr wirklich einen Mehrwert fΓΌr ein crossmediales Storytelling bieten und die kreativen Spielleistung, um die es bei Lego geht, das Entwickeln eigener Geschichten, sinnvoll unterstΓΌtzen und erweitern. HierfΓΌr bedarf es einer viel stΓ€rkeren RΓΌckkopplung zwischen dem Spiel mit dem Lego-Set und dem Geschehen in der digitalen Welt der App.
Der Geister-Expresszug von Lego Hidden Sie wird als unverbindliche Preisempfehlung fΓΌr knapp 80 Euro angeboten.
Hinweis: Der Redakteurin wurde zum Test ein Geister-Expresszug zur VerfΓΌgung gestellt.