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Kinder haben auf WhatsApp nichts verloren

Eric Dolatre

13.09.2017Lesedauer: 3 Min.
FĂŒr viele SchĂŒler ist WhatsApp Pflicht, ob sie wollen oder nicht.
FĂŒr viele SchĂŒler ist WhatsApp Pflicht, ob sie wollen oder nicht. (Quelle: Eva Bee/imago-images-bilder)
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Eric Dolatre ist Chef der Brabbler AG, die sich fĂŒr den Schutz der PrivatsphĂ€re im Internet einsetzt. Der dreifache Vater ist der Meinung, dass Kinder WhatsApp auf keinen Fall nutzen sollten

Auch in Bayern sind die Sommerferien zu Ende gegangen und ganz Deutschland geht wieder zur Schule. In vielen Klassen schlĂ€gt damit leider wieder einmal die Stunde von WhatsApp. Lehrer, Eltern und SchĂŒler richten Gruppenchats ein, um sich ĂŒber anstehende Hausaufgaben, frĂŒheren Schulschluss wegen Unterrichtsausfalls oder den Ablaufplan des nĂ€chsten Ausflugs auszutauschen. Ist ja auch praktisch: Einfach eine kurze Nachricht reingetippt und alle wissen Bescheid. Allerdings hat die Sache einen Haken, und der ist ziemlich groß. Denn gerade die PrivatsphĂ€re von Kindern verdient einen ganz besonderen Schutz – und damit ist es bei kostenlosen werbefinanzierten Apps wie WhatsApp nicht weit her.

Das fĂ€ngt damit an, dass fĂŒr eine funktionierende Gruppe des Messengers natĂŒrlich die Handynummern sĂ€mtlicher Mitglieder bekannt sein mĂŒssen. Nicht jedes Schulkind möchte aber automatisch, dass die ganze Klasse seine Nummer hat; schließlich will es sich seine WhatsApp-Freunde selbst aussuchen. Im schlimmsten Fall nutzen MitschĂŒler die Nummer, um Mobbing-Attacken zu starten, sei es im Eins-zu-Eins-Chat oder sogar in eigens dafĂŒr eingerichteten Gruppen. Außerdem sind die Kinder gezwungen, sensible Daten von sich selbst und ihren Freunden preiszugeben. WhatsApp liest sĂ€mtliche Kontakte, die im Adressbuch eines Handys gespeichert sind aus, ohne dass die Kinder sich dagegen wehren könnten, und gibt die Daten an die Konzernmutter Facebook weiter, die sie dann gewinnbringend bei der Werbeindustrie einsetzt. Und dabei werden oft auch gleich noch alle anderen Daten mit ausgelesen, die sich in einem Adressbuch so finden lassen – Postanschriften und E-Mail-Adressen, Profilfotos, Geburtstage und vielleicht auch einige sehr persönliche Notizen.

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Eric Dolatre ist Chef der Brabbler AG.
Eric Dolatre ist Chef der Brabbler AG. (Quelle: Brabbler)

Kostenlose Apps, mit Daten bezahlt

WhatsApp steht damit exemplarisch fĂŒr das problematische GeschĂ€ftsmodell, das vor allem US-amerikanische Anbieter von digitalen Diensten verfolgen. Die Apps, die sie vermeintlich kostenlos anbieten, mĂŒssen von den Nutzern in Wahrheit doch bezahlt werden: mit ihren Daten. Und dabei wird keinerlei RĂŒcksicht auf das Alter genommen. So landen ĂŒber Messenger wie WhatsApp, Spiele wie PokĂ©mon Go oder die derzeit unter Kindern besonders beliebte App musical.ly, mit der sie via Playback eigene Musikvideos produzieren können, intimste Details aus dem Leben der Kinder auf fremden Servern von werbefinanzierten Diensten; bis hin zu vertraulichen Sprach- und Textnachrichten, deren Inhalt nicht einmal die Eltern der Kinder kennen.

Der Gesetzgeber hat bereits in ersten AnsĂ€tzen auf diese Problematik reagiert. In Baden-WĂŒrttemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland sind US-Datendienste fĂŒr den Unterrichtsgebrauch mittlerweile pauschal verboten. Und in einem aufsehenerregenden Urteil verdonnerte das Familiengericht Bad Hersfeld eine Mutter dazu, sich schriftliche EinverstĂ€ndniserklĂ€rungen aller WhatsApp-Kontakte ihres elfjĂ€hrigen Sohnes einzuholen, da die automatische Weitergabe ihrer Kontaktdaten an WhatsApp sonst illegal sei. Andernfalls, so das Gericht, dĂŒrfe ihr Kind die App nicht mehr benutzen.

Digital nackt ausziehen?

UnabhĂ€ngig von der oft unklaren Rechtslage aber ein Appell an alle Eltern und Lehrer: Sie sollten sich ernsthaft Gedanken darĂŒber machen, ob sie ihren Kindern und SchĂŒlern wirklich erlauben wollen, sich digital komplett nackt auszuziehen. Im analogen Leben wĂŒrden bei ihnen sĂ€mtliche Alarmglocken schrillen, wenn Fremde plötzlich anfangen, sich brennend fĂŒr die Aufenthaltsorte, Freunde, Vorlieben, Sorgen oder Nöte ihrer Kinder und SchĂŒler zu interessieren. Das muss nicht heißen, ihnen digitale Dienste generell zu verbieten, denn sie haben ja grundsĂ€tzlich zweifellos große VorzĂŒge, machen Spaß und erleichtern das Leben. Sie sollten sich aber kritisch mit dem Thema auseinandersetzen und ganz genau hinschauen, welche Apps ihre Kinder belauschen und private und sehr persönliche Daten speichern, verarbeiten und analysieren.

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Es gibt immer Alternativen

Wenn es um die PrivatsphĂ€re und den Schutz der Kinder geht, zĂ€hlen keine Ausreden. Eltern und Lehrer mĂŒssen den ersten Schritt machen und prĂŒfen, welche Alternativen es gibt, die der PrivatsphĂ€re ihrer Kinder den Respekt entgegenbringen, den sie verdienen.

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