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Wenig Preistransparenz: Das Internet ist kein Schnäppchen-Paradies mehr


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Das Internet ist kein Schnäppchen-Paradies mehr

dpa, jnm

Aktualisiert am 12.10.2019Lesedauer: 4 Min.
Father and son using laptop together online shopping model released Symbolfoto property released PUVergrößern des BildesQuelle: Westend61/imago-images-bilder
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Lange genügten im Internet wenige Klicks, um den besten Preis für das gewünschte Produkt zu finden

Mit einer kurzen Internet-Suche den günstigsten Preis für ein Produkt erhalten – das sei längst Vergangenheit, urteilt der E-Commerce-Experte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Den günstigsten Preis für das gewünschte Produkt zu finden, ist oft mühsam. Vielfach helfe inzwischen nur noch ein alter Trick zum besten Angebot: das klassische Feilschen mit dem Händler vor Ort.

Preisvergleich im Internet ist kompliziert geworden

"Die Verbraucher merken selber, dass der Preisvergleich im Internet schwieriger geworden ist. Wenn man sie heute fragt, ist online einkaufen billiger, ist die Antwort oft: Nein", sagt Heinemann. "Aus der vollkommenen Preistransparenz im Internet ist die völlige Intransparenz geworden, weil die Unternehmen alle nach Wegen suchen, aus der Preisvergleichbarkeit herauszukommen – etwa durch ständige Preisveränderungen, durch schwer durchschaubare Gebühren oder Exklusivangebote." Heinemann spricht von "Vernebelungstaktiken".

Der Grund dafür ist einfach. "Preistransparenz ist für den Kunden gut, für den Verkäufer nicht", erklärt Kai Hudetz, der Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH) in Köln. Denn sie führt oft zu einer Preisspirale nach unten und lässt die Gewinne der Unternehmen schrumpfen.

Amazon-Angebote werden oft nicht mehr verglichen

Viele Kunden machen es den Händlern allerdings auch einfach. "Die Verbraucher nutzen das Internet heute nicht mehr so intensiv für Preisvergleiche wie früher. Den meisten reicht heute ein Blick auf das Amazon-Angebot. Das wird dann als fairer Preis akzeptiert", beobachtet Branchenkenner Hudetz.

"Sie wissen, dass sie irgendwo vielleicht noch einen günstigeren Preis finden als bei Amazon. Aber sie akzeptieren den möglichen Aufschlag, weil sie das Gefühl haben, dort gut aufgehoben zu sein."

Ein Händler, zwei Preise

Dabei kommt die Bequemlichkeit die Kunden oft teuer zu stehen. Denn Stichproben der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kamen zu dem Ergebnis, dass die Händler sehr häufig ihre Produkte auf dem Amazon-Marktplatz teurer anbieten als im eigenen Shop. "Es galt die Produkt-Faustregel: ein Händler – zwei Preise. Und bei 98 der 100 Produkte fand sich der niedrigste Preis im Händler-Shop", fasste die Verbraucherzentrale das Ergebnis zusammen. Nur in zwei Fällen sei das Angebot auf Amazon günstiger gewesen.

Und die Preisunterschiede waren teilweise erheblich. So bot ein Händler einen Kaffeeautomaten auf Amazon für 840 Euro an. Auf seiner eigenen Website war das Gerät schon für 673 Euro zu haben – eine Ersparnis von satten 167 Euro. Und wer sich die Mühe machte, noch etwas weiter zu suchen, konnte das Gerät bei einem Konkurrenten sogar schon für 613 Euro entdecken, noch einmal 60 Euro weniger.

Im Durchschnitt fast ein Fünftel teurer

Im Durchschnitt lag der Preis der 100 Test-Artikel inklusive Versand beim Amazon Marketplace um 18 Prozent höher, als in den Online-Shops der jeweiligen Händler. Ein Grund dafür dürfte die Provision sein, die Amazon von Händlern verlangt, die über den Marketplace verkaufen. Laut der Verbraucherzentrale liege diese oft bei 15 Prozent oder noch höher.

Eine in diesem Jahr veröffentlichte Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung kam außerdem zu dem Ergebnis, dass jedes vierte Übernachtungsangebot auf der hoteleigenen Webseite günstiger war als bei einem Buchungsportal.

Zudem würden die Angebote nicht unbedingt im Interesse der Nutzer sortiert. So würden manche Angebote von Hotels weniger prominent platziert, wenn sie auf der eigenen Website niedrigere Preise anbieten – und nicht weil das Angebot für Kunden weniger attraktiv wäre. Dadurch erhalten Nutzer nicht immer die best-möglichen Preise angezeigt.

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Bedeutung von Preisvergleichsportalen sinkt

Die Mühe eines Preisvergleichs kann sich also lohnen. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Die wirklich großen Erfolgserlebnisse für Schnäppchenjäger sind seltener geworden. "Preisvergleichsportale haben vielfach an Bedeutung verloren, nicht zuletzt, weil die Preisunterschiede im Internet heute zumindest bei den seriösen Anbietern nicht mehr so groß sind wie früher", meint Hudetz.

Die Händler hätten gemerkt, dass eine aggressive Preispolitik eine scharfe Waffe ist, mit der man sich auch leicht selbst Schaden zufügen kann und agierten nicht mehr so aggressiv wie früher.

Über Preisnachlass verhandeln

Wer wirklich ein Schnäppchen machen will, sollte deshalb überlegen, ob er sich nicht besser auf eine Sparstrategie besinnt, die so alt ist wie der Handel selbst: Das Feilschen. "Die wenigsten von uns feilschen gerne und eine Weile lang hat uns das Internet diese Mühe abgenommen, weil man irgendwo immer ein supergünstiges Angebot fand", sagt Hudetz.


Aber inzwischen seien die meisten Händler bei ihrer Preispolitik im Internet vorsichtiger geworden. "Deshalb wird es wieder spannender mit dem Händler persönlich über einen Preisnachlass zu verhandeln. Da geht vielleicht noch etwas, weil dieser Rabatt dann ja nicht gleich für alle anderen gilt", rät der Branchenkenner.

Heinemann sieht hier sogar schon einen Trend. "Der Kunde kann im Internet nicht über den Preis verhandeln. Im Laden kann er das – und er tut es auch immer öfter. Dadurch kommen im Endeffekt tatsächlich oft günstigere Preise heraus als im Internet."

Verwendete Quellen
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