Kapital & Kosten Wie lautet die Formel für kalkulatorische Zinsen?
Kalkulatorische Zinsen werden in der Kostenrechnung angesetzt, obwohl sie nicht gezahlt werden. Aber wie werden sie berechnet? Die Formel und Rechnung im Überblick.
In der Kostenrechnung werden kalkulatorische Zinsen verwendet, um die Nutzung des eingesetzten Kapitals zu bewerten – auch wenn keine tatsächlichen Zinszahlungen erfolgen. Der Gedanke dahinter: Wer Eigenkapital in ein Unternehmen investiert, verzichtet auf mögliche Zinserträge, die mit einer anderen Anlage erzielbar wären.
So werden kalkulatorische Zinsen berechnet
Die grundlegende Formel lautet:
Kalkulatorische Zinsen = Zinssatz × durchschnittlich gebundenes Kapital
Das durchschnittlich gebundene Kapital ergibt sich dabei aus dem Anfangs- und Endbestand des betriebsnotwendigen Kapitals:
Durchschnittliches Kapital = (Anfangskapital + Endkapital) / 2
Beispiel: Ein Unternehmen verfügt über ein betriebsnotwendiges Kapital von 200.000 Euro zu Jahresbeginn und 180.000 Euro zum Jahresende. Bei einem kalkulatorischen Zinssatz von 5 Prozent ergibt sich:
(200.000 € + 180.000 €) / 2 = 190.000 €
190.000 € × 5 % = 9.500 Euro kalkulatorische Zinsen
So lautet die Formel mit Restwert
Neben der Standardformel wird bei abnutzbaren Vermögensgegenständen häufig eine erweiterte Formel verwendet, die den Restwert berücksichtigt:
Kalkulatorische Zinsen = Zinssatz × (Anschaffungskosten + Restwert) / 2
Diese Berechnung geht davon aus, dass der Kapitalwert über die Nutzungsdauer abnimmt – und somit auch der zu verzinsende Betrag. Das ergibt eine realistischere Abbildung der tatsächlichen Kapitalbindung.
Beispiel:
Ein Unternehmen kauft eine Maschine für 100.000 Euro. Nach fünf Jahren wird ein Restwert von 20.000 Euro erwartet. Bei einem Zinssatz von 6 Prozent ergibt sich:
(100.000 € + 20.000 €) / 2 = 60.000 €
60.000 € × 6 % = 3.600 Euro kalkulatorische Zinsen
So werden die durchschnittlichen kalkulatorischen Zinsen berechnet
Eine verbreitete Variante zur Berechnung kalkulatorischer Zinsen ist die Durchschnittsmethode. Sie geht davon aus, dass das Anlagevermögen während seiner Nutzungsdauer durchschnittlich zur Hälfte im Betrieb gebunden ist – unter der Annahme einer linearen Abschreibung.
Diese Methode eignet sich für abnutzbare Vermögensgegenstände wie Maschinen oder Gebäude, nicht jedoch für Grundstücke oder Finanzanlagen.
Die Formel lautet:
Kalkulatorische Zinsen = (Anschaffungskosten / 2) × Kalkulationszins
Beispiel: Bei Anschaffungskosten von 20.000 Euro und einem Kalkulationszins von fünf Prozent ergibt sich:
(20.000 € / 2) × 0,05 = 500 Euro kalkulatorische Zinsen pro Jahr
Dieser Betrag bleibt über die gesamte Nutzungsdauer konstant.
Restwert oder Durchschnitt: Was sind die Vor- und Nachteile der beiden Methoden?
Die Durchschnittsmethode gilt als besonders praxisnah, da sie eine gleichbleibende Belastung in der Kostenrechnung ermöglicht. Die Berechnung ist einfach und erlaubt eine bessere Vergleichbarkeit über mehrere Jahre hinweg. Zudem lässt sich das Betriebsergebnis leichter mit dem kalkulatorischen Zins in Relation setzen.
Nachteilig ist, dass das Verfahren nur einen Näherungswert liefert. Es berücksichtigt nicht die tatsächlich sinkende Kapitalbindung über die Zeit. Für eine präzisere Betrachtung aktueller Werte – etwa für Investitionsentscheidungen – ist die Restwertmethode besser geeignet, da sie den verbleibenden Wert realistischer abbildet.
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Wozu gehören kalkulatorische Zinsen?
Kalkulatorische Zinsen gehören zu den kalkulatorischen Kosten und fließen ausschließlich in die interne Kostenrechnung ein. Sie sollen den entgangenen Ertrag widerspiegeln, den das eingesetzte Kapital an anderer Stelle – etwa auf dem Kapitalmarkt – erwirtschaftet hätte.
Deshalb orientiert sich der kalkulatorische Zinssatz oft am durchschnittlichen Marktzins, liegt aber in der Praxis meist zwischen vier und sieben Prozent, abhängig von Risikoeinschätzung und Kapitalstruktur des Unternehmens.
Warum sind kalkulatorische Zinsen wichtig?
Sie sorgen für realistischere Kostenansätze – vor allem beim Vergleich verschiedener Investitionen. Besonders in der innerbetrieblichen Kalkulation (zum Beispiel im Maschinenpark oder bei Investitionsrechnungen) helfen sie dabei, die tatsächliche Kapitalbindung zu berücksichtigen.
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Was ist der Unterschied zu realen Zinskosten?
Im Gegensatz zu den tatsächlichen Zinsaufwendungen, etwa für Kredite, sind kalkulatorische Zinsen fiktive Kosten. Sie tauchen nicht in der Finanzbuchhaltung auf, sondern nur in der Kostenrechnung – und dienen der unternehmerischen Entscheidungsfindung.
Wie legen Unternehmen den richtigen Zinssatz fest?
Kalkulatorische Zinsen lassen sich nicht pauschal mit dem aktuellen Marktzinssatz ansetzen. Unternehmen legen ihren kalkulatorischen Zinssatz häufig individuell fest – abhängig von der Kapitalstruktur, Risikobewertung oder unternehmensinternen Vorgaben. Ein zu niedrig angesetzter Satz kann die Wirtschaftlichkeitsbewertung verzerren.
- Eigene Recherche