Diese Banken zahlen noch immer keine Zinsen
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Trotz mehrerer Leitzinserhöhungen gehen die Kunden Hunderter Banken weiter leer aus. Vor allem örtliche Sparkassen und Volksbanken knausern. Ein Überblick.
3,00 Prozent für Neukunden – das ist derzeit das stärkste Angebot, wenn Sie Ihr Geld auf einem Tagesgeldkonto parken möchten. Doch von der Offerte der BMW Bank sind viele regionale Banken und Sparkassen weit entfernt. Mehr noch: Sie zahlen gar keine Zinsen. Das zeigt eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox, die t-online vorliegt.
Demnach bietet knapp jedes dritte Kreditinstitut 0 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld. Vor allem bei den regionalen Banken gehen Sparer häufig leer aus. So verzinsen 96 der insgesamt 283 ausgewerteten Sparkassen das Tagesgeld nicht. Bei den regionalen Volks- und Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken sind es sogar 123 von 332 Instituten.
Immerhin: Eine Abkehr von den Nullzinsen ist zu erkennen. So sank der Anteil der Sparkassen ohne Zinsen auf Tagesgeld seit der letzten Auswertung Ende März von 40 auf 34 Prozent, bei den Genossenschaftsbanken von 46 auf 37 Prozent.
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Höhere Zinsen bei bundesweiten Angeboten
Demgegenüber sind Nullzinsen bei bundesweit verfügbaren Tagesgeldkonten selten. Von 73 Banken in der Verivox-Auswertung zahlen nur vier keine Zinsen. Und auch bei der Höhe der Zinsen geht die Schere zwischen den bundesweiten und den regionalen Angeboten auseinander: Während Sparer bei bundesweit agierenden Banken im Schnitt 0,97 Prozent Zinsen erhalten, müssen sich Sparkassenkunden mit durchschnittlich 0,22 Prozent begnügen. Bei den regionalen Genossenschaftsbanken sind es sogar nur 0,19 Prozent.
"Viele regionale Geldhäuser lassen sich Zeit damit, die steigenden Zinsen an ihre Kunden weiterzugeben", sagt Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier. Zudem nagt die hohe Inflation am Ersparten, es verliert an Wert. Der durchschnittliche Realzins bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote beispielsweise liegt demnach zurzeit bei minus 6,22 Prozent. Der Realzins ist der Zins für Spareinlagen nach Abzug der Teuerungsrate.
Zur Methode
Verivox wertet fortlaufend die ausgewiesenen Konditionen auf den Internetseiten von rund 1.300 Banken aus. In die aktuelle Analyse flossen sämtliche Banken mit Tagesgeldangeboten ein, die ihre Zinsen online veröffentlichen. Es gibt Banken, die ihre Zinsen nicht frei zugänglich ausweisen – darunter möglicherweise weitere mit Nullzinsen. Ausgewertet wurden die Konditionen für eine Anlagesumme von 10.000 Euro. Zinssätze wurden auf die zweite Nachkommastelle gerundet. Banken mit einem Tagesgeldzinssatz von 0,001 Prozent wurden somit den Instituten mit Nullzins zugerechnet. Im regionalen Sektor unterscheidet Verivox zwischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken. In beiden Institutsgruppen gibt es einzelne Häuser, die ihr Tagesgeld deutschlandweit anbieten und deshalb den bundesweit verfügbaren Angeboten zugeordnet wurden. Stichtag der Auswertung war der 27. April 2023.
Was kann ein Tagesgeldkonto?
Mit einem Tagesgeldkonto können Sie Geld zur Seite legen, von dem Sie noch nicht wissen, wann Sie es brauchen. Denn sollten Sie kurzfristig darauf zugreifen müssen, ist das kein Problem. Sie können das Geld jederzeit über ein Referenzkonto – meist Ihr Girokonto – innerhalb eines Tages abbuchen.
Allerdings können sich die Zinsen auf dem Tagesgeldkonto immer wieder ändern. Das unterscheidet Tagesgeld von Festgeld, bei dem Sie sich einen Zins für eine bestimmte Anlagezeit sichern. In dieser Zeit kommen Sie beim Festgeld aber nicht an Ihr Guthaben heran.
- Auswertung des Vergleichsportals Verivox
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa