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Gehirnerschütterung bei Kindern: Das sind die Symptome


Gehirnerschütterung ist keine Bagatelle

dpa, Christiane Löll

Aktualisiert am 14.11.2016Lesedauer: 4 Min.
Kopfverletzungen: Bei Verdacht auf Gehirnerschütterungen müssen Kinder in die Klinik.Vergrößern des BildesBei Verdacht auf Gehirnerschütterungen müssen Kinder in die Klinik. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Schnell ist es passiert: Bei einem Sturz von der Wickelkommode, beim Herumtoben auf dem Spielplatz oder einem Fahrradunfall ohne Helm ist das Kind auf den Kopf gefallen. So merken Eltern, wie schwer eine Verletzung ist und wann sie mit dem Kind schnell in die Klinik müssen.

Nach einem Sturz ist äußerlich oft nichts oder allenfalls eine Platzwunde oder ein blauer Fleck zu sehen. Doch das Tückische: Im Gehirn kann es zu sehr gefährlichen Blutungen kommen.

Ein klarer Fall für die Klinik ist, wenn ein Kind nach einem Sturz auf den Kopf nicht bei Bewusstsein ist. "Auch wenn das Kind nur kurz bewusstlos war und bereits wieder aufgewacht ist: Da gibt es keine Diskussion, das Kind muss ins Krankenhaus zur Überwachung", sagt Ulrich Fegeler, Sprecher des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Gehirnerschütterung oder Schlimmeres?

Mediziner unterscheiden verschiedene Schweregrade eines Schädel-Hirn-Traumas, je nach Bewusstseinslage, Augenfunktion und der Fähigkeit, zu sprechen oder sich zu bewegen. Die Gehirnerschütterung ist die leichteste und weitaus häufigste Form. Sie führt zu vorübergehenden Störungen der Hirnfunktionen und kann auch ohne sichtbare Verletzung auftreten. Zu den Anzeichen zählen Erbrechen und eine fehlende Erinnerung an den Vorfall.

Eine Beule ist nicht immer harmlos

Wenn das Kind bei Bewusstsein ist, sollten Eltern den Kopf vorsichtig auf äußere Verletzungen wie Beulen oder Platzwunden untersuchen. "Ein Bruch im Knochen wird meist durch ein kräftiges Hämatom, also eine Beule, sichtbar, ist aber an sich nicht die eigentliche Gefahr. Doch das Gewebe darunter und die Blutgefäße könnten verletzt sein, daher sollten Eltern in diesem Fall ebenfalls einen Arzt oder die Klinik aufsuchen", sagt Kinderarzt Fegeler. Das gilt auch für eine blutende Platzwunde, die gegebenenfalls vom Arzt versorgt werden muss.

Folgen zeigen sich mitunter erst Tage später

Selbst wenn alles in Ordnung erscheint, sollten Eltern ihre Kinder sorgfältig beobachten - denn eine Blutung im Schädelinneren kann sich noch Stunden bis Tage nach dem Unfall bemerkbar machen. Zu den Symptomen können Erbrechen, ein verändertes Wesen, Lust- und Appetitlosigkeit, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen sowie Erinnerungslücken an das Geschehen gehören. Die beiden Pupillen sollten bei gesunden Kindern normalerweise gleich groß sein und kleiner werden, wenn Licht darauf scheint. Sei dies nicht der Fall, sei das ein Alarmzeichen, sagt Fegeler.

Bei Verdacht auf Gehirnerschütterung immer zum Arzt

"Wenn ein Kind sehr schnell nach so einem Sturz erbricht, dann ist das eher ein Zeichen für eine Reaktion auf den Schreck", ergänzt der Arzt. Fange das Kind dagegen erst nach ein bis zwei oder Stunden oder noch später an zu brechen, dann könnte dies ein Hinweis auf eine Gehirnerschütterung oder eine gefährliche Verletzung im Gehirn sein. Spätestens dann muss das Kind zum Arzt.

"Bei einer Gehirnerschütterung muss der Patient für 24 Stunden ins Krankenhaus", erklärt Professor Peter Sefrin von der Notarztarbeitsgemeinschaften Deutschlands (BAND). Dort wird er an einen Monitor angeschlossen und überwacht. Während dieser 24 Stunden muss der Betroffene strikte Ruhe einhalten. Zeigen sich in dem Zeitraum keine Auffälligkeiten, wird der Patient entlassen.

Kinder und Jugendliche sollten nach einer Gehirnerschütterung mindestens eine Woche an keinerlei anstrengenden Aktivitäten teilnehmen. Dazu bedeutet auch: kein Fernsehen und kein Handy oder Smartphone. "Das Gehirn sollte keinerlei Reizen ausgesetzt werden, sondern die Möglichkeit haben, sich zu erholen", betont Peter Schmittenbecher, Direktor der Kinderchirurgischen Klinik am Klinikum Karlsruhe. Ist das Verhalten innerhalb der ersten Woche auffällig, etwa weil das Kind wirr redet, muss es wieder zum Arzt.

Für 350 Kinder pro Jahr endet Schädel-Hirn-Trauma tödlich

Mehr als 28 Prozent aller Schädel-Hirn-Traumata betreffen Patienten unter 16 Jahren, heißt es in der Leitlinie "Das Schädel-Hirn-Trauma im Kindesalter" der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Etwa 90 Prozent davon seien Gehirnerschütterungen, zehn Prozent als mittelschwere oder schwere Schädel-Hirn-Traumata einzustufen. Hochgerechnet seien das 70.000 Kinder und Jugendliche mit Schädel-Hirn-Trauma pro Jahr, etwa 350 sterben demnach an den Folgen.

Nach einem Schädel-Hirn-Trauma können Betroffene Probleme beim Sprechen und in Bewegungsabläufen haben oder eine Konzentrationsschwäche entwickeln.

Blutungen im Schädel müssen umgehend behandelt werden

"Kommt ein Kind mit dem Verdacht auf eine Blutung im Schädelinneren in die Klinik, dann wird in der Regel eine Computertomographie gemacht", sagt Professor Wolfgang Wagner von der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC). Anhand der Aufnahmen können die Mediziner Blutungen erkennen, aber auch Schädelbrüche. "Bei Säuglingen ist die Fontanelle noch offen, bei ihnen kann man auch gut mit dem Ultraschall nach Blutungen im Schädel fahnden." Liege eine Blutung mit Druck auf das Gehirn vor, so müsse operiert werden, dies sei aber bei Kindern eher selten.

Drei Arten von Blutungen unterscheiden die Ärzte: "Die Blutung über der Hirnhaut, eine epidurale Blutung, tritt am akutesten auf und kann ohne Behandlung lebensgefährlich werden, mit einer erfolgreichen Operation ist die Prognose im Allgemeinen recht gut", erklärt Wagner. Eine Blutung unter der Hirnhaut gehe oft einher mit Verletzungen der Hirnsubstanz und habe daher eine schlechtere Prognose. Darüber hinaus gibt es noch Blutungen in das Hirngewebe hinein.

Auch die Wirbelsäule kann verletzt sein

Die Ärzte achten auch darauf, ob möglicherweise die Wirbelsäule und das Rückenmark verletzt ist: "Bei jeder Gewalteinwirkung auf den Schädel müssen wir davon ausgehen, dass auch Gewalt auf die Wirbelsäule und vor allem die Halswirbelsäule erfolgt ist", sagt Wagner, der an der Universitätsklinik Mainz tätig ist. Ein Schädelbruch werde in der Regel nur operiert, wenn die Knochenteile sehr stark gegeneinander versetzt seien, und immer dann, wenn die Hirnhaut verletzt sei.

Kleinere "Stufen" im Schädelknochen lasse man von selbst verheilen. "Normalerweise wird solch ein Bruch mit dem Schädelwachstum ausgeglichen, vor allem bei kleinen Kindern." Liegt kein Anlass für eine Operation vor, bleiben die Kinder mit einer Gehirnerschütterung je nach Beschwerden meist noch ein bis drei Tage in der Klinik zur Beobachtung. "Das hängt vom Alter und der Schwere der Symptome ab", betont Wagner.

Das Kinderkrankheiten-Lexikon bietet einen Überblick über die häufigsten Kinderkrankheiten. In den Artikeln werden Symptome, Behandlung und mögliche Folgen der Kinderkrankheiten erklärt. Eltern erfahren, bei welchen Anzeichen das Kind schnell zum Arzt muss und bei welchen Krankheiten auch Hausmittel helfen können. Sie finden auch die Information, ob und wie lange Kinderkrankheiten ansteckend sind. Manchen Kinderkrankheiten kann man durch Impfung vorbeugen. Einen Überblick über die von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen bietet ergänzend unser Impfkalender.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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