Kein Vorteil Virologin stellt 15-Kilometer-Regel infrage

Steigt die Sieben-Tage-Inzidenz in einem Landkreis oder einer Stadt auf über 200 Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner, dürfen sich Bewohner nicht weiter als 15 Kilometer von ihrem Wohnort entfernen. Das soll die Ausbreitung des Coronavirus eindämmen. Ist diese Maßnahme sinnvoll?
Virologen sehen die seit Montag geltende 15-Kilometer-Regel in Corona-Hotspots in Bayern zurückhaltend. "Eine 15-Kilometer-Grenze bringt infektiologisch gesehen zunächst keinen Vorteil", sagt Ulrike Protzer, Direktorin des Instituts für Virologie am Helmholtz Zentrum München und Leiterin des Instituts für Virologie der Technischen Universität München.
Zugangsbeschränkungen sinnvoller
"Natürlich erschrecken einen die Bilder von überfüllten Ausflugszielen zunächst", sagt Protzer. "Aber wenn man die Ansammlung von Menschen vermeiden will, ist es vielleicht doch effizienter, für einzelne Orte gezielt Zugangsbeschränkungen einzuführen, zum Beispiel, wenn die Parkplätze sich füllen, die Zugangsstraßen zu sperren, als generell den Bewegungsradius einzuschränken." Denn dies berge die Gefahr, dass sich in den Ballungsräumen noch mehr Menschen auf engem Raum bewegen müssten, und die innerstädtischen Parks und Grünflächen dann erst recht überfüllt seien. "Und da trifft man dann auch schnell einmal Menschen, die man kennt, und vergisst dabei vielleicht die notwendigen Abstandsregeln."
Seit Montag dürfen Bewohner von Landkreisen und kreisfreien Städten, in denen es mehr als 200 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche gibt, Ausflüge nur noch in einem Radius von 15 Kilometern um den Wohnort machen. Die Neuregelung hatte im Landtag für eine Kontroverse gesorgt, die Opposition hatte die Vorgabe kritisiert. SPD-Fraktionschef Horst Arnold etwa nannte die 15-Kilometer-Regel unverhältnismäßig und ungeeignet, um die Pandemie weiter einzudämmen.
- Nachrichtenagentur dpa
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