Effiziente Heiztechnik Wärmepumpen im Altbau: Chancen, Herausforderungen, Möglichkeiten

Wärmepumpen sind längst nicht mehr nur eine Option für Neubauten. Auch in einem Altbau lassen sich moderne Systeme einsetzen, um eine effiziente und nachhaltige Wärmeversorgung zu gewährleisten.
Inhaltsverzeichnis
- Funktionsweise der Wärmepumpe
- Voraussetzungen für den (effizienten) Einsatz im Altbau
- Test: Lohnt sich die Wärmepumpe im Altbau?
- Die beste Wärmepumpe für Altbauten
- Kosten für die Wärmepumpe im Altbau im Überblick
- Staatliche Förderung von Wärmepumpen
- Betriebskosten einer Wärmepumpe im Altbau (Beispiele)
- Fazit: Wärmepumpen im Altbau – eine zukunftsfähige Lösung
Wer sich als Eigentümer mit dem Einbau einer Wärmepumpe als Heizquelle für seine Altbauwohnung beschäftigt, wird schnell feststellen, dass das Thema umfangreich ist. Denn eine Wärmepumpe im Altbau ist zwar möglich; Hauseigentümer müssen jedoch die Gebäudebeschaffenheit genau prüfen und womöglich Anpassungen vornehmen. Erfahren Sie in diesem Ratgeber, ob Ihre Altbauwohnung für eine Wärmepumpe infrage kommt und was es zu beachten gilt.
Funktionsweise der Wärmepumpe
Wärmepumpen gelten als Schlüsseltechnologie für klimafreundliches Heizen. Die Funktionsweise ist in etwa die eines umgekehrten Kühlschranks. Die Pumpe zieht Wärmeenergie aus ihrer Umgebung (Luft, Erdreich oder Grundwasser) und hebt diese auf ein nutzbares Temperaturniveau an.
Dieser Prozess ist bei allen Systemen gleich und läuft in vier Schritten ab:
- Zunächst nimmt das flüssige Kältemittel in einem Wärmetauscher (Verdampfer) Wärme aus der Umgebung auf und verdampft.
- Im zweiten Schritt wird der Dampf durch einen Kompressor stark verdichtet, wodurch seine Temperatur deutlich ansteigt.
- Diese hochtemperierte Wärme wird im dritten Schritt über einen weiteren Wärmetauscher (Verflüssiger) an das Heizsystem abgegeben. Dabei kondensiert das Kältemittel wieder zu einer Flüssigkeit.
- Im letzten Schritt wird der Druck durch ein Expansionsventil abgesenkt, und der Kreislauf beginnt von Neuem.
Um das Wasser zu erwärmen, benötigt die Wärmepumpe Strom. Der Stromverbrauch hängt dabei direkt mit der gewünschten sogenannten Vorlauftemperatur zusammen. Diese bestimmt, wie warm das Wasser ist, das durch die Heizkörper oder Fußbodenheizung fließt. Je höher die Vorlauftemperatur ist, desto mehr Strom verbraucht die Wärmepumpe, um die Umweltwärme auf dieses Niveau "hochzupumpen" – und desto teurer wird der Betrieb der Wärmepumpe.
Voraussetzungen für den (effizienten) Einsatz im Altbau
Die Beschaffenheiten des Altbaus und weitere Kriterien sind entscheidend dafür, wie effizient (und günstig) die Wärmepumpe am Ende arbeiten kann. Folgende Punkte sollten Sie berücksichtigen:
- Vorlauftemperatur: Je niedriger die benötigte Vorlauftemperatur für das Heizsystem in Ihrem Altbau, desto weniger Strom benötigt die Wärmepumpe – und desto günstiger wird der Betrieb für Sie. In Altbauten mit schlechter Wärmedämmung und konventionellen (kleineren) Heizkörpern benötigt eine Wärmepumpe deutlich höhere Vorlauftemperaturen als in modernen Neubauten mit Flächenheizungen.
Gut zu wissen
Damit sich der Betrieb einer Wärmepumpe im Altbau lohnt, sollte die Vorlauftemperatur möglichst unter 55 Grad Celsius liegen. Idealerweise liegt die Vorlauftemperatur zwischen 35 und 45 Grad Celsius; so kann die Wärmepumpe mit einer guten Jahresarbeitszahl (JAZ) arbeiten. Die JAZ gibt an, wie viel Wärmeenergie die Pumpe im Verhältnis zur eingesetzten elektrischen Energie erzeugt. Eine JAZ von 4 bedeutet zum Beispiel: Mit 1 kWh Strom erzeugt die Wärmepumpe 4 kWh Wärme.
- Wärmedämmung: Je besser die Dämmung eines Hauses oder einer Wohnung, desto niedriger kann die Vorlauftemperatur sein – und desto effizienter arbeitet die Wärmepumpe. Aus diesem Grund sollten Hausbesitzer ihr Haus zunächst richtig dämmen, denn dann reicht meistens auch eine kleinere (und günstigere) Wärmepumpenanlage. Grundsätzlich gilt: Jede Dämmmaßnahme verbessert die Bedingungen für den Einsatz einer Wärmepumpe.
- Hydraulischer Abgleich: Dieser sorgt für eine gleichmäßige Wärmeverteilung im gesamten Gebäude und ermöglicht niedrigere Vorlauftemperaturen. Es ist daher ratsam, einen solchen Ausgleich von einem Fachmann durchführen zu lassen. Dieser berechnet zunächst, wie viel Wasser jeder Heizkörper benötigt – abhängig von Raumgröße und Wärmebedarf – und stellt an jedem Heizkörperventil den Durchfluss präzise ein. Ohne einen hydraulischen Abgleich nimmt das Wasser dagegen den Weg des geringsten Widerstands: Nahe gelegene Heizkörper werden zu warm, weiter entfernte bleiben kühl – die Vorlauftemperatur liegt dann teils deutlich höher.
Entgegen der verbreiteten Meinung kann eine Wärmepumpe auch dann effizient arbeiten, wenn im Haus keine Fußbodenheizung vorhanden ist. Die Erfahrungen aus zahlreichen Altbauprojekten zeigen, dass eine Wärmepumpe auch mit den vorhandenen Heizkörpern effizient betrieben werden kann, wenn diese ausreichend dimensioniert sind und das Heizsystem optimal eingestellt ist. Ein Komplettaustausch aller Heizkörper oder die Nachrüstung einer Fußbodenheizung ist oft nicht erforderlich.
Test: Lohnt sich die Wärmepumpe im Altbau?
Um zu prüfen, ob eine Wärmepumpe in Ihrem Altbau effizient arbeiten kann, können Sie die Vorlauftemperatur an der Regelung im kältesten Winter so weit absenken, bis die Heizkörper nicht mehr ausreichend warm werden. Hierfür sollten Sie allerdings die Nachtabsenkung vorübergehend ausschalten. Wenn bei einer Vorlauftemperatur von 55 Grad Celsius noch alles warm wird, ist Ihr Haus für eine Wärmepumpe geeignet.
Wenn einzelne Räume nicht warm genug werden, könnte ein hydraulischer Abgleich Abhilfe schaffen. Sind die Heizkörper zu klein, können Sie diese gegen größere Modelle oder spezielle Niedertemperatur-Heizkörper austauschen, zusätzliche Heizkörper installieren oder in einzelnen Räumen eine Fußboden- oder Wandheizung nachrüsten. Auch die Installation von Ventilatoren an bestehenden Heizkörpern kann die Wärmeabgabe verbessern.
Bleibt es generell zu kühl, sollten Sie vor dem Einbau einer Wärmepumpe Dämmmaßnahmen durchführen oder eine Hybridlösung in Betracht ziehen, um die Wirtschaftlichkeit der Wärmepumpe sicherzustellen. Achten Sie im Detail hierauf:
- Energieverbrauch: Bei einem jährlichen Heizenergieverbrauch von mehr als 150 kWh/m² ist es ratsam, vor dem Einbau einer Wärmepumpe Dämmmaßnahmen durchzuführen.
- Stromtarif: Ein günstiger Wärmepumpenstromtarif verbessert die Wirtschaftlichkeit. Alternativ kann eine Photovoltaikanlage einen Teil des benötigten Stroms liefern.
- Fördermittel: Die verfügbaren Fördermittel sollten Sie in die Berechnung der Wirtschaftlichkeit einbeziehen. Aktuell gibt es attraktive Förderungen für Wärmepumpen – insbesondere beim Austausch einer Öl- oder Gasheizung (mehr dazu weiter unten).
Die beste Wärmepumpe für Altbauten
Die Wahl der optimalen Wärmepumpenart hängt von den individuellen Gegebenheiten Ihres Gebäudes und Grundstücks ab. Jede Variante hat für den Einsatz im Altbau spezifische Vor- und Nachteile:
Die Luft-Wasser-Wärmepumpe nutzt die Außenluft als Wärmequelle. Ihre Vorteile für Altbauten liegen in der relativ einfachen und kostengünstigen Installation ohne Erdarbeiten oder Bohrungen. Die Investitionskosten sind geringer als bei Erdwärmepumpen und die Nachrüstung in bestehende Systeme ist gut möglich.
Allerdings weist sie auch Nachteile auf, wie eine geringere Effizienz besonders bei sehr niedrigen Außentemperaturen, die Notwendigkeit einer Zusatzheizung für sehr kalte Tage und eine mögliche Lärmbelastung durch die Außeneinheit. Luft-Wärmepumpen sind besonders dann für Altbauten geeignet, wenn begrenzte Investitionsmittel zur Verfügung stehen, der Platz für Erdkollektoren fehlt oder eine schnelle Installation gewünscht ist.
Die Erdwärmepumpe, auch Sole-Wasser-Wärmepumpe genannt, nutzt die konstante Temperatur des Erdreichs. Ihre Vorteile für Altbauten sind höhere Jahresarbeitszahlen, geringere Betriebskosten im Vergleich zur Luft-Wärmepumpe, Unabhängigkeit von der Außentemperatur und keine Lärmbelastung.
Zu den Nachteilen zählen höhere Investitionskosten durch Erdarbeiten oder Bohrungen, die Genehmigungspflicht für Erdbohrungen und ein größerer Platzbedarf bei Erdkollektoren. Erdwärmepumpen eignen sich besonders für Altbauten mit ausreichend großem Grundstück für Kollektoren oder bei der Möglichkeit, Erdsonden zu bohren. Sie sind für langfristige Betrachtungen die effizientere Wahl.
- Lesen Sie auch: Wärmepumpen-Arten im Vergleich – das sind die Unterschiede
Die Wasser-Wasser-Wärmepumpe nutzt Grundwasser als Wärmequelle. Sie bietet die höchste Effizienz aller Wärmepumpenarten, konstant hohe Jahresarbeitszahlen auch bei niedrigen Außentemperaturen und die geringsten Betriebskosten.
Zu ihren Nachteilen gehört, dass sie von geeigneten hydrogeologischen Bedingungen anhängig ist. Zudem müssen Sie sie unter Einhaltung strenger Auflagen genehmigen lassen und der Brunnen muss regelmäßig gewartet werden. Wasser-Wasser-Wärmepumpen sind daher nur in Gebieten mit geeignetem Grundwasservorkommen und den entsprechenden Genehmigungen sinnvoll.
Für energetisch nicht optimierte Altbauten kann eine Hybridlösung sinnvoll sein. Hierbei arbeitet die Wärmepumpe (meist eine Luft-Wasser-Wärmepumpe) mit einem zweiten Wärmeerzeuger zusammen, der bei sehr niedrigen Außentemperaturen oder hohem Wärmebedarf zugeschaltet wird.
Für die optimale Wahl sollten Sie eine individuelle Beratung durch Energieberater und Heizungsfachleute in Anspruch nehmen, die den konkreten Gebäudezustand und die lokalen Gegebenheiten berücksichtigen.
Kosten für die Wärmepumpe im Altbau im Überblick
Die Kosten für eine Wärmepumpenheizung im Altbau setzen sich aus Investitions- und Betriebskosten zusammen. Bei den Investitionskosten (vor Förderung) müssen Sie je nach Wärmepumpentyp und örtlichen Gegebenheiten mit unterschiedlichen Summen rechnen. So kostet eine Luft-Wasser-Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus inklusive Installation etwa 15.000 bis 30.000 Euro, hinzu kommen zusätzliche Kosten für die Anpassung des Heizsystems in Höhe von 3.000 bis 8.000 Euro.
Bei einer Sole-Wasser-Wärmepumpe betragen die Kosten für die Wärmepumpe mitsamt Installation etwa 15.000 bis 25.000 Euro. Ein Erdkollektor schlägt je nach Fläche mit 5.000 bis 10.000 Euro zu Buche, Erdsonden (100 Meter Tiefe) kosten etwa 8.000 bis 13.000 Euro je Sonde. Auch hier kommen zusätzliche Kosten für die Anpassung des Heizsystems in Höhe von 3.000 bis 8.000 Euro hinzu.
Eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe kostet mit Zubehör und Installation etwa 10.000 bis 20.000 Euro, die Brunnenbohrungen und der Brunnenausbau belaufen sich auf etwa 8.000 bis 15.000 Euro. Die zusätzlichen Kosten für die Anpassung des Heizsystems liegen auch hier zwischen 3.000 bis 8.000 Euro.
Staatliche Förderung von Wärmepumpen
Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) unterstützt den Einbau von Wärmepumpen mit erheblichen Zuschüssen. So beträgt die Grundförderung für Wärmepumpen 30 Prozent der förderfähigen Kosten. Beim Ersatz von Öl-, Kohle- oder Nachtspeicherheizungen gibt es einen Austauschbonus in Höhe von zusätzlichen 10 Prozent. Besonders effiziente Wärmepumpen werden mit einer weiteren Förderung von 5 Prozent belohnt – auch regionale Förderungen sind möglich. Die maximale Förderhöhe liegt bei 70 Prozent der förderfähigen Kosten (bis zu 30.000 Euro). Die genauen Förderbedingungen können sich jedoch ändern und sollten stets aktuell und individuell geprüft werden.
Betriebskosten einer Wärmepumpe im Altbau (Beispiele)
Bei den jährlichen Betriebskosten müssen die Stromkosten für die Wärmepumpe, die Wartungskosten und die Stromkosten für Hilfsenergie berücksichtigt werden. Die Stromkosten für die Wärmepumpe hängen von der Jahresarbeitszahl und dem Strompreis ab. Bei einem Wärmebedarf von 20.000 kWh/Jahr und einer JAZ von 3,0 ergibt sich ein Stromverbrauch von etwa 6.667 kWh/Jahr.
Mit einem Wärmepumpenstromtarif von 28 Cent/kWh entstehen Kosten von etwa 1.867 Euro pro Jahr, mit einem normalen Stromtarif von 42 Cent/kWh wären es etwa 2.800 Euro pro Jahr. Die jährliche Wartung kostet zwischen 150 und 300 Euro, und für Hilfsenergie wie Umwälzpumpen und Steuerung fallen weitere 100 bis 200 Euro pro Jahr an.
Im Vergleich dazu müssten Sie bei einer Gasheizung mit einem Gaspreis von 12 Cent/kWh und einem Wirkungsgrad von 85% mit jährlichen Kosten von etwa 2.800 Euro rechnen. Hinzu kämen Wartungs- und Schornsteinfegerkosten von etwa 300 bis 400 Euro pro Jahr.
Die Wirtschaftlichkeit einer Wärmepumpe im Altbau hängt stark von den individuellen Gegebenheiten ab. Entscheidende Faktoren sind der energetische Zustand des Gebäudes, die Effizienz der Wärmepumpe, der Strompreis und die verfügbaren Tarife, die Höhe der Fördermittel sowie die Preisentwicklung von Strom und fossilen Energieträgern.
Langfristig sprechen die sinkenden Kosten für erneuerbare Energien und die steigenden Preise für fossile Brennstoffe für die Wärmepumpe. Zudem bietet sie durch die Unabhängigkeit von Öl und Gas eine hohe Versorgungssicherheit.
Fazit: Wärmepumpen im Altbau – eine zukunftsfähige Lösung
Wärmepumpen können auch in Altbauten effizient und wirtschaftlich betrieben werden, wenn die Rahmenbedingungen stimmen oder durch gezielte Maßnahmen angepasst werden. Mit der richtigen Planung, eventuell begleitenden Dämmmaßnahmen und einer auf das Gebäude abgestimmten Systemauswahl stellen sie eine klimafreundliche und langfristig günstigere Alternative zu konventionellen Heizsystemen dar.
Für eine erfolgreiche Umsetzung ist jedoch die individuelle Beratung durch qualifizierte Energieberater und Fachhandwerker unerlässlich. Die Experten helfen dabei, das optimale System für das jeweilige Gebäude zu finden und mögliche Fördergelder vollständig auszuschöpfen.
Vor allem mit Blick auf die steigenden Kosten für fossile Energieträger, strengere Klimaschutzanforderungen und staatliche Zuschüsse ist die Wärmepumpe auch im Altbau eine zukunftssichere Investition.
- Baumann, Frank-Michael: "Ratgeber Wärmepumpe: Klimaschonend, effizient, unabhängig", Verbraucherzentrale, 2. Auflage 2024
- verbraucherzentrale-bawue.de: "Was kostet die Wärmepumpe im Altbau?"
- verbraucherzentrale.de: "Wärmepumpenstrom: So heizen Sie günstiger mit der Wärmepumpe"
- finanztip.de: "Neue Heizung: Was zahlst Du für die Wärmepumpe?"