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Zimmerpflanzen: Pflanzen brauchen einen Namen und eine Geschichte | Tipps


Tipps für Zimmerpflanzen
Diese Pflanzen überleben auch ohne grünen Daumen

  • Jennifer Buchholz
InterviewVon Jennifer Buchholz

Aktualisiert am 19.09.2021Lesedauer: 5 Min.
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René Wadas: Der Gärtnermeister setzt sich für die Nachhaltigkeit bei der Pflanzenpflege ein.Vergrößern des Bildes
René Wadas: Der Gärtnermeister setzt sich für die Nachhaltigkeit bei der Pflanzenpflege ein. (Quelle: Patrice Kunte)

Jeder Mensch braucht Pflanzen – das ist die Meinung vom Pflanzenarzt René Wadas. Warum er so denkt und weshalb man Pflanzen vererben und ihnen einen Namen geben sollte, erzählt er exklusiv bei t-online.

Der Gartenmeister René Wadas liebt Pflanzen. Seit vielen Jahren arbeitet er als Pflanzenarzt und hilft Hobbygärtnern, dass ihre "Sorgenkinder" wieder prächtig wachsen und gedeihen – sowohl mit seinen zahlreichen Büchern als auch bei seinen Hausbesuchen oder in seiner digitalen Pflanzensprechstunde. t-online hat den Experten gefragt, warum Pflanzen Namen und eine Geschichte brauchen, welche Gewächse selbst für Menschen ohne grünen Daumen optimal geeignet sind und ob man Zimmerpflanzen nachhaltig kaufen kann.

t-online: Herr Wadas, Sie nennen sich selbst Pflanzenarzt und helfen seit Jahren Menschen, die mit Ihren Pflanzen nicht weiterwissen. Wie kam es zu Ihrer Leidenschaft für Pflanzen?

René Wadas: Meine erste Ausbildung war eigentlich etwas ganz anderes – und zwar Klempner. Da der Betrieb nur wenig zu tun hatte, musste ich während meiner Lehrjahre dort im Garten arbeiten – also den Rasen mähen, Beete sauber halten und andere Dinge erledigen. Das hat mir wesentlich mehr Spaß gemacht, als Rohre zu verlegen, und mich zu meiner Gärtnerausbildung bewegt. Später bin ich viel herumgereist und habe den Kundenkontakt in meinem eigenen Gartencenter dazu genutzt, mein Wissen zu erweitern. Dabei stellte ich fest, dass der Pflanzenschutz noch stark vernachlässigt wird. Das hat mich dazu bewegt, auch Hausbesuche anzubieten und meinen Kunden vor Ort zu zeigen, dass ihren Pflanzen ganz ohne Chemie, und stattdessen mit einfachen Mitteln geholfen werden kann.

Zu Beginn der Pandemie gab es einen großen Ansturm auf Baumärkte und Gartencenter. Mit Farben, Deko und Pflanzen wollte man es sich zu Hause schöner machen. Inzwischen merken viele, dass die angeschafften Gewächse auch ausreichend Pflege brauchen. Doch nicht jeder hat weiterhin Lust und Zeit dazu. Sollte man die Pflanzen lieber weggeben?

Bloß nicht. Ich glaube, wenn man sich mit seinen Pflanzen angefreundet hat, möchte man diese auch nicht mehr weggeben. Denn nichts ist schöner, als sich mit Pflanzen zu umgeben – sowohl in der Wohnung als auch im Büro. Sie verbessern die Arbeitsatmosphäre enorm und können bei Stress beruhigend wirken. Kommt es dennoch zu Problemen, kann man sich auch einfach an mich während meiner Pflanzensprechstunde wenden.

Und wenn man die Pflanzen doch nicht mehr möchte, kann man sie zum Beispiel auch Ihnen geben. Denn bei Ihrer Aktion "Pflanzen brauchen ein neues Zuhause" verkaufen Sie Pflanzen, die Sie aufgepäppelt, und denen sie einen Namen und eine Lebensgeschichte gegeben haben.

Das stimmt.

Glauben Sie, dass durch den Namen der Gewächse eine stärkere Bindung zwischen Pflanze und Mensch entsteht und sich die neuen Besitzer daher besser um sie kümmern?

Ich denke, dass man eine ganz besondere Beziehung zu seinen Pflanzen aufbaut. Es gibt Pflanzen, die mehrere Jahrzehnte alt werden können und einen daher durch das ganze Leben begleiten. Das bedeutet aber auch, wenn man von dieser Erde scheiden muss, dass anschließend die vorhandenen Pflanzen im Müll landen. Das ist super schade. Viel schöner ist es doch, wenn die Pflanzen ein neues Zuhause bekommen und dort weiterwachsen dürfen. Dadurch hat man auch eine stärkere Beziehung zu der Pflanze, weil man weiß, wo sie stand und wem sie gehörte. Menschen, die sich mit Pflanzen umgeben, sind eigentlich sehr nette Menschen. Denn Pflanzen müssen umsorgt werden. Sie brauchen regelmäßig Wasser und Dünger. Und sie machen Freude. Und wenn man dann weiß, dass die Pflanze auch noch einen Namen und sogar eine Geschichte hat, dann hat man auch etwas zu erzählen.

Warum sollte jeder ein paar Zimmerpflanzen zu Hause haben?

Zimmerpflanzen beruhigen und verschönern das Zuhause. Sie reinigen die Luft, sorgen für ausreichend Luftfeuchtigkeit und binden darüber hinaus auch noch Staub. Wenn man den ganzen Tag daheim oder im Büro ist, hat dies eine beruhigende Wirkung. Im Herbst und Winter machen Blühpflanzen die Räume fröhlicher und lebenswerter. Das ist eine tolle Sache.

Pflanzen, vor allem exotische, sind nicht immer nachhaltig: Sie stammen oft aus Übersee, wachsen in Torferde und enthalten Pestizide und chemische Dünger. Worauf sollte man beim Kauf von Pflanzen achten, damit er nachhaltig und umweltschonend ist?

Es gibt Biogärtner, die Zimmerpflanzen nachhaltig produzieren. Man erkennt dies an den entsprechenden Siegeln, wie beispielsweise Demeter oder Bioland. Ganz viele Gärtnereien achten bereits auf eine umweltschonende Pflanzenzucht. Zu Hause sollten Hobbygärtner Zimmerpflanzen in Tontöpfe setzen oder umtopfen, denn das ist nachhaltiger als ein Plastiktopf. Man sollte auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichten. Haben sich einmal Blattläuse auf den Pflanzen verirrt, kann man sie mit natürlichen Maßnahmen vertreiben: Beispielsweise mit einem Gemisch aus 20 Milliliter Rapsöl und etwas Spüli. Dies wird auf die befallene Pflanze gesprüht. Man kann auch darauf achten, dass die Pflanzen in torffreier oder -reduzierter Erde gezogen werden. Exotische Pflanzen werden mittlerweile auch in Deutschland kultiviert. Es ist daher ebenfalls kein Problem, hier auf Nachhaltigkeit zu achten.

In Ihrem neuen Buch "Der Pflanzenarzt – glückliche und gesunde Zimmerpflanzen" erklären Sie, welche Pflanze für welches Zimmer geeignet ist und wie mögliche Krankheiten bei den Gewächsen behandelt werden können. Gibt es Pflanzen, die sich überall wohlfühlen? Sozusagen Allrounder für Menschen ohne grünen Daumen?

Auf jeden Fall. Hier empfehle ich drei Pflanzen, die man ohne grünen Daumen kultivieren kann: Die Sansevieria (Bogenhanf): Die Trendpflanze braucht wenig Wasser, wenig Pflege, verzeiht auch, wenn sie mal vergessen wurde und wirkt zudem luftreinigend. Dann gibt es die Zamioculcas (Glücksfeder): Sie gedeiht sogar am besten, wenn man sie mal vergisst. Zu viel Pflege – beispielsweise Wasser oder Dünger – verträgt sie gar nicht. Sie ist wirklich sehr widerstandsfähig. Eine dritte Pflanze, die in keinem Raum fehlen darf, ist die Monstera (Fensterblatt): Sie ist sehr pflegeleicht, braucht ab und zu etwas Wasser und Dünger. Dennoch sorgt sie im Winter für eine angenehme Luftfeuchtigkeit im Raum und sammelt sogar Staub aus der Luft – ihre Blätter sollten daher regelmäßig entstaubt werden. Sie war übrigens die Lieblingspflanze von Picasso.

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Apropos Lieblingspflanze: Gibt es eine Zimmerpflanze, die Sie ganz besonders mögen? Und wenn ja, welche und warum?

Ich mag fast alle Pflanzen. Ich kann Ihnen eher sagen, welche Pflanzen ich nicht mag. Das sind beispielsweise Kakteen mit aufgeklebten Blüten. Oder Gartenpflanzen wie die Buntweide. Also eher Pflanzen, die veredelt wurden und dann als Trend verkauft wurden. Ansonsten gefallen mir alle – vom Alpenveilchen bis zur Becherprimel oder Ficus Benjamina.

Vielen Dank, Herr Wadas.

Verwendete Quellen
  • Interview René Wadas, 06.09.2021
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