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Ist Toilettenpapier eine Umweltsünde?

  • Jennifer Buchholz
Von Jennifer Buchholz

Aktualisiert am 10.06.2021Lesedauer: 3 Min.
Eine Frau hält Toilettenpapier in der Hand: Die Tücher können umweltschädliche Stoffe enthalten. (Symbolbild)
Eine Frau hält Toilettenpapier in der Hand: Die Tücher können umweltschädliche Stoffe enthalten. (Symbolbild) (Quelle: mapichai/getty-images-bilder)
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Weiß, weich und reißfest – so soll für viele Verbraucher in Deutschland Toilettenpapier sein. Dieser Komfort geht jedoch stark zulasten der Umwelt. Dabei steht die ökologische der konventionellen Alternative in puncto Wohlfühlfaktor in nichts mehr nach.

In Deutschland werden jährlich rund 12 Kilogramm Toilettenpapier pro Person verbraucht – das sind etwa 134 Rollen. Nur in den USA ist der Klopapierverbrauch höher: Hier sind es rund 141 Rollen pro Person im Jahr. Die Marke des Hygieneartikels ist den meisten dabei egal. Wichtig sind neben der Farbe, der Reißfestigkeit und einem weichen Gefühl auf der Haut vor allem der Preis. Allerdings machen all diese Faktoren Toilettenpapier zu einem großen Umweltsünder. Wie kann das sein?


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Hoher Chemikalieneinsatz bei der Produktion

Insgesamt ist die Ökobilanz des konventionellen Hygieneartikels eher schlecht:

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Viele Hersteller verwenden bei der Produktion von Toilettenpapier kein recyceltes Altpapier. Um die hohen Komfortansprüche der Verbraucher zu erfüllen, setzen sie auf frischen Zellstoff unter anderem aus Eukalyptusfasern. Die Fasern machen das Papier weich und ermöglichen, dass es aus mehreren Lagen bestehen kann.

Für diese Produkteigenschaften werden allerdings Fichten, Birken und Eukalyptusbäume benötigt und große Waldgebiete unter anderem in Brasilien, Chile, Kanada, Russland oder Uruguay abgeholzt.

Aus diesen neuen, "frischen" Rohstoffen werden Primärfasern gewonnen. Sie sind einer der Hauptbestandteile von konventionellem Toilettenpapier. Ihre Herstellung verbraucht laut Umweltbundesamt deutlich mehr Energie und Ressourcen als die Produktion der ökologischen Alternative:

  • etwa 33 Prozent mehr Wasser,
  • rund 50 Prozent mehr Energie und
  • ein bis zu 50 Prozent höherer CO2-Ausstoß.

Zudem wird für das Aufhellen der Primärfaser mehr Bleichmittel benötigt, als für recycelte Fasern.

Darüber hinaus werden einigen Toilettenpapiervarianten bestimmte Chemikalien zugesetzt, damit es besonders weich ist, gut riecht oder Motive auf der Oberfläche aufgedruckt werden können. Die Stoffe belasten nach der Entsorgung das Wasser und können durch die giftigen Zusätze, im Gegensatz zu den umweltfreundlichen Produkten, schwerer recycelt werden. Enthält konventionelles Papier beispielsweise Aufheller, kann es nicht als Recyclingpapier mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" weiterverarbeitet werden.

Nicht jedes Öko-Papier ist wirklich gut für die Umwelt

Trotz der vielen Vorteile, vor allem für die Umwelt, greifen nur wenige Verbraucher zu umweltfreundlichen Alternativen: Grau, dünn und von geringer Qualität – das ist umweltfreundliches Toilettenpapier allerdings nicht mehr. Dennoch haben viele Verbraucher weiterhin dieses Bild im Kopf, wenn sie an die ökologische Alternative zum konventionellen Hygieneartikel denken.

Blauer Engel: Das Umweltsiegel kennzeichnet ökologische Produkte.
Blauer Engel: Das Umweltsiegel kennzeichnet ökologische Produkte. (Quelle: epd)

Die Vorurteile sind unbegründet: In mehreren Blindtests hat sich gezeigt, dass viele Verbraucher bei der Benutzung keinen wirklichen Unterschied zwischen konventionellem und recyceltem Toilettenpapier feststellen können. Denn die Herstellungsverfahren sind inzwischen so ausgereift, dass auch das Öko-Produkt weiß, weich und mehrlagig ist.


Durch entsprechende Trocknungsverfahren wird ebenfalls der hohe Hygienestandard eingehalten.

Tipp
Umweltfreundliches Toilettenpapier erkennen Sie an dem "Blauen Engel" und dem "EU-Ecolabel".

Umweltfreundliches Toilettenpapier, das das Siegel "Blauer Engel" trägt, besteht zu hundert Prozent aus Altpapier, wie beispielsweise alten Akten. Zudem verspricht das Gütesiegel, dass bei der Herstellung keine Hilfsstoffe verwendet werden, die Allergien auslösen können, wie Glyoxal. Auch Schadstoffe wie Quecksilber, Kadmium oder optische Aufheller werden nicht eingesetzt.

Beim "EU Ecolabel" wird eine hohe Umweltverträglichkeit des Produkts versprochen. Das gilt sowohl für die Herstellung als auch für die Entsorgung. Zusätzlich soll das Produkt verträglicher sein, da bei der Produktion nur wenige Chemikalien eingesetzt werden dürfen. Allerdings muss Toilettenpapier mit diesem Label keine Mindestmenge an Altpapier enthalten.

Weitere Siegel sind beispielsweise FSC und PEFC. Sie stehen für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung. Auch diese Produkte können Frischfasern beziehungsweise Primärfasern enthalten und garantieren keine Mindestmenge an verwendetem Altpapier.

Achtung bei "holzfreiem" Toilettenpapier

Auch wenn die Kennzeichnung "holzfrei" auf der Verpackung suggeriert, dass dieses Toilettenpapier ökologischer ist als konventionelles und hierfür keine Bäume gefällt wurden, sind diese Produkte nicht nachhaltig. Denn die Aufschrift "holzfrei" sagt lediglich etwas über den Holzstoffgehalt aus. Es können für die Herstellung also durchaus Wälder gerodet worden sein. Anstatt Holz wird zur Papierherstellung allerdings gebleichte Zellstofffaser verwendet. Das sind Reststoffe, die mithilfe von Chemikalien aus dem Holz herausgefiltert werden. Holzfreie Produkte bestehen bis zu fünf Prozent aus Holzstoffen.

Eine weitere Variante ist "holzfreies, ungestrichenes Toilettenpapier". Die Kennzeichnung "ungestrichen" bedeutet unter anderem, dass es, im Gegensatz zu dem holzfreien Produkt, keine Bindemittel enthält.


Eine wirklich umweltfreundliche Alternative zu konventionellem Toilettenpapier ist daher lediglich das Öko-Produkt mit den entsprechenden Umweltsiegeln.

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