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Myanmar: Das Land der Gegensätze ist laut Lonely Planet Trendziel 2012


Fernreisen
Myanmar: Aufbruchsstimmung im Land der Gegensätze

dpa-tmn, srt, srt, (28.02.2012, Maria Zamut)

Aktualisiert am 01.03.2012Lesedauer: 4 Min.
Bagan, eine historische Königsstadt in Myanmar mit über zweitausend erhaltenen Sakralgebäuden.Vergrößern des BildesBagan, eine historische Königsstadt in Myanmar mit über zweitausend erhaltenen Sakralgebäuden. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Lange Zeit war Myanmar, auch Birma oder Burma genannt, ein Geheimtipp unter Asien-Reisenden; ein Ziel, das lediglich Abenteurer und absolute Insider anpeilten. Militärdiktatur und Schikanen erwarteten lange Zeit diejenigen, die sich auf das Abenteuer einließen. Nach dem Regierungswechsel entspannt sich nun die Lage. Vor kurzem erst hat "Lonely Planet", das Trüffelschwein unter den Reiseverlagen, das Land auf den zweiten Platz der Trendziele 2012 gewählt. Nun will Myanmar in den Tourismus investieren. Auf Punkt eins der To-do-Liste stehen zwei neue Großflughäfen, die das Land errichten will, um mehr ausländische Touristen zu locken. Bislang fliegen kaum westliche Fluggesellschaften Myanmar an. Was Touristen im Land der Gegensätze erwartet, sehen Sie auch in unserer Foto-Show.

"Du bist ein Glückskind"

"Habt ihr schon euren Wochentagsheiligen verehrt?", will ein älterer Burmese wissen, dem wir in der Shwedagon-Pagode in Yangon begegnen. Berauscht vom goldenen Prunk, der Vielfalt kleiner Tempelanlagen, Pagoden, Schreinen, Anbetungsstätten und der gelösten Atmosphäre im heiligsten Tempel des Landes willigen wir ein, das Versäumte nachzuholen. Der Mann zückt ein abgegriffenes Büchlein und weiß sofort, dass es ein Sonntag war, an dem die Fremde das Licht der Welt erblickt hat. "Du bist ein Garuda", sagt er anerkennend. "Wie der letzte Buddha, du bist ein Glückskind." Sagt er und zeigt auf den betreffenden Wochentagsschrein ganz in der Nähe, den es nun zu verehren gilt.

Mehr Gold als in der Bank von England

Mit einem Schälchen leere man Wasser über die kleine, verschnörkelte Figur - jeweils für Erfolg, für die Gesundheit, für ein hohes Alter und für die Familie bittend. Der Mann murmelt ein paar Verse für die Fremde. "Auf dass du wieder an diesen Ort zurück kehren mögest", erklärt er. 1000 Kyat (ca. 80 Cent) wechseln den Besitzer - und der Zauber ist vorbei. Das Wahrzeichen des Landes, die Shwedagon-Pagode, glitzert und funkelt so sehr, dass es in der grellen Mittagssonne blendet. Weithin sichtbar ist die 98 Meter hohe Stupa, deren Oberfläche, fast 4000 Quadratmeter, mit Massivgold bedeckt ist. Es heißt, auf der Shwedagon-Pagode befindet sich mehr Gold als in der Bank von England.

Wechsel von glänzend auf matt

Außerhalb der zahllosen Pagoden des Landes wechselt das Bild unmittelbar von Glänzend auf Matt, wie ein Besuch in einer Goldblättchen-Fabrik zeigt: Toock, toock - muskelbepackte Burschen hauen mit Holzhämmern so lange auf ein Stück Goldblättchen ein, bis daraus eine hauchdünne Folie wird. Das ist Handwerk im eigentlichen Sinne des Wortes, monoton und beschwerlich. Aber das Los der Goldschläger ist nichts im Vergleich zu jenem der Mädchen, die sich in einem fensterlosen Kellerraum für umgerechnet 40 Cent am Tag um ihr Gehör bringen: Das Tocktocktock hier ist so durchdringend, dass es schon nach kurzer Zeit in den Ohren schmerzt. Die Frauen klopfen mit Holzpflöcken das Bambuspapier weich, das verhindern soll, dass die hauchzarten Goldblättchen, die die Gläubigen in den Pagoden opfern, zusammenkleben.

Es fehlt alles außer Freundlichkeit

Der Alltag in Burma führt zurück in eine Zeit, die in Europa heute nur noch aus Geschichtsbüchern bekannt ist: Auf dem Land bestellen Frauen tief gebückt die Felder, Ochsenfuhrwerke ziehen schwere Lasten. In der Stadt hängen dicke Menschentrauben an klapprigen Bussen. Ein ganzes Volk - Männer wie Frauen - hüllt sich in den traditionellen Longyi, einen knöchellangen Wickelrock. Statt mit Make-up bemalen die Frauen ihre Gesichter kunstvoll mit selbst angerührter Sandelholzpaste. Große wie kleine Hände greifen nach den Mitbringseln von Touristen wie Kugelschreibern und Toilettenartikeln. Es fehlt den Menschen am Allernotwendigsten. Nur nicht an Freundlichkeit und Gelassenheit.

Schwimmende Gärten

Stahlblau liegt der Inle-See im bergigen Shan-Staat im Osten des Landes im schwülen Mittagsdunst. Kein Horizont ist auszumachen, der Himmel fällt übergangslos in den See. Vielleicht fühlt man sich hier deshalb wie schwerelos, dem Irdischen entrückt. Aus dem Nichts tauchen zwei Fischerboote auf, zwei Männer stoßen mit ihren kubischen Flechtkörben ins seichte Wasser. Die Söhne des Sees, so nennt sich das Volk der Intha, leben nicht am See, sondern im See, in perfekter Anpassung an ihre Umgebung. Das zeigt eine Bootsfahrt durch Dörfer auf Stelzen, deren Wasserstraßen das saftige Grün von Wasserlilien, Seerosen und Wasserhyazinthen säumt. Hölzerne Pfahlbauten spiegeln sich im Wasser, genauso wie die kunstvollen Erker und Türmchen der Dorfpagoden. Kinder baden zwischen den Häusern, Busboote quellen fast über vor Menschen, Schulkinder rudern nach Hause. Auf Kähnen türmen sich Körbe gefüllt mit Gemüse und Seetang. Letzterer dient als Dünger für die "Schwimmenden Gärten", auf dem Wasser treibende Inseln aus Wasserhyazinthen halten Tomaten- und Bohnenkulturen an der Wasseroberfläche.

Über Politik spricht man nicht

Über Politik spricht man in Burma, wenn überhaupt, nur hinter vorgehaltener Hand. "Korruption und Schattenwirtschaft lähmen unser Land. Man bekommt nicht einmal Kinokarten ohne Bestechung", erklärt der Intellektuelle Myo den Europäern. Die gewohnt besonnene Ausdruckslosigkeit ist jetzt aus seinem Gesicht verschwunden. Von ihrem Gehalt könnten weder Regierungsbeamte, noch Kinoangestellte leben, sodass man sich anderweitig schadlos hält. Für Aussagen wie diese riskiert Myo sein Leben.

Ein Land der Gegensätze

Aus der heißen Trockensteppe Bagans ragen hunderte kleine und größere Stupas, Türme stechen spitz in den abendlichen Himmel, vom Wetter gegerbte Tempel und Zedis malen ihre Silhouetten vor die in blauen Dunst gehüllten Berge jenseits des Ayeyarwady-Stromes, der 2170 Kilometer langen Lebensader Burmas. Im sanften Licht der untergehenden Sonne wirkt der üppige Pagodenwald Bagans wie aus einer anderen Welt. Die Hitze des Tages macht einer samtigen Schwüle Platz. Eine wunderbare Ruhe kehrt ein. Der gelöste Buddhismus, der jahrzehntelang einer tyrannischen Militärherrschaft gegenüberstand, übereifriger Prunk in den Pagoden neben der bitteren Armut des Volkes: Gegensätze, die für unbedarfte Besucher schwer zu verstehen sind - und dennoch die Faszination Burmas ausmachen.

Weitere Informationen:

Für Visum-Anforderungen: Botschaft von Myanmar, Zimmerstraße 56, 10117 Berlin, Tel. 030/2061570, www.botschaft-myanmar.de
Literaturtipp: George Orwell, Tage in Burma (Diogenes Taschenbuch). Der Roman schildert das Leben in Burma während der britischen Kolonialzeit.

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