Unterschätzte Gefahr Dieser Vitaminmangel erhöht das Demenzrisiko

Bestimmte B-Vitamine sind offenbar wichtiger für die geistige Gesundheit und das Herz, als viele bislang dachten. US-Forscher empfehlen, künftig viel gezielter auf sie zu testen.
Vergesslichkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder Erschöpfung – viele Menschen halten diese Probleme für einen Teil des normalen Alterungsprozesses. Sie können jedoch auch Vorboten einer Demenz sein. Neben den bekannten Risikofaktoren für die Erkrankung kann jedoch auch noch ein anderer Grund dahinterstecken.
US-Forscher mahnen: Ein unterschätzter Auslöser könnte ein Mangel an bestimmten B-Vitaminen sein. Daten deuten darauf hin, dass diese Mikronährstoffe eine Schlüsselrolle für die Gesundheit von Gehirn und Herz spielen – und dass einfache Bluttests Hinweise auf behandelbare Ursachen liefern können.
Vitamine – kurz erklärt
Vitamine sind lebenswichtige organische Verbindungen, die der Körper für viele Funktionen braucht – etwa für das Immunsystem, den Stoffwechsel oder die Blutbildung. Sie liefern selbst keine Energie, sind aber unentbehrlich für zahlreiche biochemische Prozesse. Die meisten Vitamine kann der Körper nicht selbst herstellen, sie müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. Man unterscheidet zwischen fettlöslichen (A, D, E, K) und wasserlöslichen Vitaminen (etwa B-Vitamine, Vitamin C).
Probleme bei der Vitaminaufnahme
Laut den Forschern kann jede/r zweite über 75-Jährige Vitamin B12 aus der Nahrung nur noch eingeschränkt aufnehmen. Der Grund: Im Alter verändert sich auch die Magenschleimhaut, es wird weniger Magensäure produziert. Und auch ein bestimmtes Eiweiß (intrinsischer Faktor), das für die Aufnahme von B12 notwendig ist, geht zurück.
Dieser Mangel fällt aber nicht auf, denn in Bluttests wird der Gesamtwert gemessen, auch wenn bis zu 80 Prozent des Vitamins gar nicht vom Körper genutzt werden können. Das kann dramatische Folgen haben. Nervenzellen, insbesondere im Gehirn und Rückenmark, können geschädigt werden. "Der Beitrag eines B12-Mangels zu geistigem Abbau und gefäßbedingter Demenz ist unterdiagnostiziert und unterschätzt", erklärt der Wissenschaftler Irwin Rosenberg.
Gefäßveränderungen durch Vitaminmangel
Die Forschung rund um Demenz hat sich in den vergangenen Jahrzehnten vor allem auf Eiweißablagerungen im Gehirn konzentriert (Amyloid- und Tau-Proteine). Doch laut Rosenberg zeigen neue Daten, dass kleine Gefäßveränderungen im Gehirn eine weitaus größere Rolle spielen könnten – häufig ausgelöst durch einen Vitaminmangel.
Eine frühzeitige Diagnose des Mangels ist aber anhand einer Aminosäure (Homocystein) möglich. Ist ihr Wert erhöht, kann dieses auf zu wenig B12 hinweisen. Die Gabe von B-Vitaminen könne bei Demenzkranken messbare Verbesserungen bringen, heißt es in der Mitteilung.
Vitamin kann Blutdruck senken
Studien zeigten darüber hinaus auch: Vitamin B2 (Riboflavin) kann den Blutdruck senken – zumindest bei Menschen mit einer bestimmten Genvariante (MTHFR 677 TT). Auch die Vitamine B6, B12 und Folat helfen dabei, den Homocysteinspiegel zu regulieren, was auch das Risiko für Schlaganfälle verringern kann.
Hier stecken die Vitamine drin
Vitamin B12 findet sich fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln wie Leber, Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten. Pflanzliche Lebensmittel enthalten kaum verwertbares B12. Vitamin B2 kommt sowohl in tierischen Quellen (Milch, Käse, Leber, Fisch, Eier) als auch in pflanzlichen wie Vollkorn, Gemüse (Brokkoli, Spinat) und Nüssen vor. Vitamin B6 ist in Fleisch, Fisch und Geflügel sowie in pflanzlichen Lebensmitteln wie Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Kartoffeln, Nüssen und Bananen enthalten.
Vitamin B6 dämpft Entzündungen
Besonders vielversprechend sei die Rolle von Vitamin B6 in Bezug auf chronische Entzündungen – ein Risikofaktor für viele Krankheiten wie Herzinfarkt, Diabetes oder Demenz. Tier- und erste Humanstudien zeigen: Eine gezielte Gabe von B6 könnte Entzündungen dämpfen. Doch auch hier gilt: Nur unter ärztlicher Aufsicht, da hohe Dosen B6 schädlich sein können.
Fazit: Eine ausgewogene Versorgung mit B-Vitaminen – insbesondere B12 – ist für die geistige Gesundheit im Alter womöglich entscheidender als bisher angenommen. Wer erste Anzeichen von Vergesslichkeit zeigt, sollte frühzeitig ärztlich klären lassen, ob ein Vitaminmangel vorliegt.
- medicine.tufts.edu: "How B Vitamins Can Affect Brain and Heart Health" (Englisch)
- news-medical.net: "New research unveils vast influence of B vitamins on health and disease" (Englisch)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.