t-online - Nachrichten fΓΌr Deutschland
Such IconE-Mail IconMenΓΌ Icon

MenΓΌ Icont-online - Nachrichten fΓΌr Deutschland
Such Icon
HomeLebenAktuelles

Corona-Krise: Was wird aus Weihnachten?


Was wird jetzt aus Weihnachten?

dpa, Gregor Tholl

16.11.2020Lesedauer: 4 Min.
Weihnachten: Noch ist ungewiss, mit wie vielen Personen Heiligabend gefeiert werden darf.
Weihnachten: Noch ist ungewiss, mit wie vielen Personen Heiligabend gefeiert werden darf. (Quelle: Shotshop/imago-images-bilder)
Facebook LogoTwitter LogoPinterest LogoWhatsApp Logo

Im Corona-Jahr kΓΆnnte Weihnachten ganz anders aussehen als bisher. Laut einer neuen Umfrage sorgen sich bereits viele um das Fest. Auch Soziologen sehen die aktuellen Verordnungen kritisch.

Früher war mehr Lametta, heute ist mehr Lamento. Die klagevolle Frage "Und was wird jetzt aus Weihnachten?" steht im Raum. In der Vor-Corona-Zeit wurde monatelang darüber nachgedacht, was man denn nun schenke und ob Weihnachten diesmal vielleicht weiß werde. Doch das ist Schnee von gestern.

2020 geht es um die handfeste Frage: Findet Weihnachten ΓΌberhaupt statt – mit Familie, Kindern, Enkeln, Freunden? Wird es Gottesdienste geben, Krippenspiele, ein Essen an großer Tafel? Die Pandemie verunsichert, verhindert womΓΆglich die gemeinsame Weihnacht. Das kΓΆnnte eine wahrlich stille Nacht werden.

Viele BΓΌrger erwarten Weihnachten in Isolation

Rund die HΓ€lfte der erwachsenen BundesbΓΌrger rechnet laut einer YouGov-Umfrage mit einem Weihnachten in der Isolation: 52 Prozent befΓΌrchten, dass Haushalte getrennt feiern mΓΌssen. 53 Prozent erwarten, dass Restaurants, Kneipen und CafΓ©s rund um die Feiertage geschlossen bleiben.

Dass Weihnachten und Silvester ΓΌberwiegend so ablaufen wie jedes Jahr, erwarten lediglich acht Prozent. Gefragt nach dem persΓΆnlich vorherrschenden GefΓΌhl mit Blick auf Weihnachten nennt die HΓ€lfte negative GefΓΌhle wie Sorge (19 Prozent), Traurigkeit (16), Unbehagen (14) und Angst (2). Nur sechs Prozent empfinden Vorfreude. Weihnachten, das ist nicht irgendein Fest in Deutschland, das ist Tradition und SentimentalitΓ€t – generationenΓΌbergreifend.

Weihnachten 2020 wird anders

Abgesagte WeihnachtsmΓ€rkte, eingeschrΓ€nkte Kontakte, weniger Reisen fΓΌhren wohl dazu, dass sich die Feiertage 2020 merkwΓΌrdig anfΓΌhlen werden. "Ich denke, dass Weihnachten in diesem Jahr ein anderes Weihnachten sein wird", sagte kΓΌrzlich EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. Bis zur alten NormalitΓ€t werde es noch lange dauern.

Zuversicht im Zusammenhang mit dem Teil-Lockdown verbreitete dagegen Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus: "Wenn wir es jetzt im November richtig machen, dann haben wir eine Chance, dass wir einigermaßen vernünftig Weihnachten feiern kânnen."

Vor allem das traditionelle Essen fΓΌr Familien wichtig

Normalerweise steigen Millionen Deutsche kurz vor dem Fest oder an den Festtagen selbst ins Auto oder in den Zug, um ihre Familie oder Freunde zu besuchen. FΓ€llt die familiΓ€re VΓΆllerei 2020 aus, gibt es Heiligabend nur per Skype und Zoom? Sind Oma und Opa dann abgehΓ€ngt?

Der Soziologe Sacha Szabo, der das Weihnachtsfest im Wandel der Zeit erforscht hat, sieht in Videoschalten keine befriedigende Alternative, da die kΓΆrperliche PrΓ€senz fehle. Er kΓΆnne sich hΓΆchstens vorstellen, dass Online-LΓΆsungen an die Stelle des Telefons treten. "Dass man nach der Bescherung vielleicht kurz rundruft."

Weihnachten sei das Fest, an dem sich Familien – vor allem beim Essen – ihrer selbst versicherten. "Vielleicht ist diese Bedeutung sogar noch stΓ€rker geworden, in dem Maße dieses Fest profaner wurde und seine religiΓΆse Bedeutung in den Hintergrund trat", sagt der Weihnachtsexperte, Herausgeber des Sammelbands "'FrΓΆhliche Weihnachten'. X-Mas Studies. Weihnachten aus Sicht der Wissenschaft".

Kritik an aktuellen Verordnungen

Szabo sieht jedoch das Problem, dass die aktuellen Verordnungen die heutige PluralitΓ€t kaum abbilden. "Es wird ein bestimmtes Familienbild transportiert. Angenommen, es dΓΌrfen sich die AngehΓΆrigen zweier Haushalte treffen, dann bildet man, zugespitzt formuliert, die Einkindfamilie der Babyboomer-Generation ab." Doch werde es schon kompliziert, wenn die Feier bei deren Eltern stattfinde, oder man denke an soziale GefΓΌge wie Patchwork-Familien und Freundeskreise. "All das gibt es natΓΌrlich, aber es wird zugunsten eines romantisch verklΓ€rten Familienbildes ausgeblendet."

Der Lyriker Max Czollek ("Desintegriert Euch!") warf bei Twitter ein: "Wenn Weihnachten als zentraler Erwartungshorizont für Maßnahmen angegeben wird, dann ist das christliche Dominanz."

Manche in sozialen Medien geben zu bedenken, das Fest sei als Taktgeber fΓΌr eine PandemiebekΓ€mpfung unpassend. Gehe es bei den jetzigen BeschrΓ€nkungen nicht vor allem darum, zu volle Intensivstationen zu vermeiden?

Soziologe Szabo findet es auffΓ€llig, dass Weihnachten im Corona-Jahr immer wieder als Zeitmarke vorkomme. "Dass man Weihnachten nimmt, trΓ€gt schon auch die Botschaft mit sich, wenn man jetzt 'brav' ist, dann gibt es ein 'schΓΆnes Weihnachtsgeschenk'. Das kann man dahin deuten, dass die BΓΌrger ein wenig wie Kinder betrachtet werden, die erzogen werden mΓΌssen. Aber zugleich ist es eben auch eine Botschaft, die sofort verstanden wird, weil dieses Belohnungsmuster vertraut ist."

Ablauf von Weihnachten bisher noch ungewiss

Noch wisse niemand, wie das Weihnachtsfest konkret ablaufen soll. "Einerseits existiert ein BedΓΌrfnis, sich innerhalb der Familie, als Hort der Sicherheit, aufgehoben zu fΓΌhlen. Zugleich aber kann jeder auch selbst ein Spreader sein und so die Bedrohung in genau dieses sehr private GefΓΌge hineintragen." Oder es existiere die nachvollziehbare Angst, eben dort angesteckt zu werden, sagt Szabo.

Und was glaubt er – gibt es ein Licht am Ende des Tunnels? "Bemerkenswerterweise wird ja nicht nur Weihnachten als markante Zeitmarke gewΓ€hlt, sondern bei vielen Impfstoffprognosen wird gerne Ostern als mΓΆglicher Zeitpunkt genannt, an dem ein Mittel verfΓΌgbar ist, mit dem diese Krise endet und das normale Leben wieder beginnt. Ob das aber eintritt, weiß im Moment erst recht niemand."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

t-online - Nachrichten fΓΌr Deutschland


TelekomCo2 Neutrale Website