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Neuer Mode-Kult im Netz: Fashion-Kids


Kinder im Netz
Fashionkids: Modekult im Netz schon für Kleinkinder

t-online, Maria Magdalena Held

Aktualisiert am 15.10.2013Lesedauer: 4 Min.
Immer mehr Eltern schicken ihre Kinder auf den virtuellen Laufsteg und posten Fotos von gestylten Kleinkindern bei "Fashionkids".Vergrößern des BildesImmer mehr Eltern schicken ihre Kinder auf den virtuellen Laufsteg und posten Fotos von gestylten Kleinkindern bei "Fashionkids". (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Windelpopo unter dem Designer-Shirt, Leo-Print auf dem Minirock, Leo-Handtasche über dem Speckärmchen, Neon-Chinos und die Sonnenbrille cool in das gegelte Haar gesteckt, mit schwarzer Lederjacke und Skateboard - so sieht das perfekte "Outfit of the day" von Mini-Fashionistas aus. "Fashionkids" ist ein neuer Trend auf der Bilderplattform Instagram: Kinder in Modelpose, gepostet von ihren modebewussten Eltern. Wie bedenklich ist der Trend? Die Eltern haben hier eine wichtige Funktion: Vorbild und Schutz - beides setzt hohe Medienkompetenz voraus.

Fashion-Posts mit dem Outfit des Tages sind nichts Neues auf Instagram, der Bilderplattform im Netz. Neu ist der Trend, dass Eltern Fotos ihrer zuckersüßen, coolen, stylishen Kleinkinder posten. Der Brasilianer Wilson Dorigon bietet ihnen die Plattform dazu. Im Februar 2012 startete er "Fashionkids" für Eltern, die sich inspirieren lassen wollen, die sich mit Kindermode identifizieren und natürlich für die Eltern, die Spaß daran haben, ihre Kinder zu stylen und einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.

Modeblogs: Fashion-Kult im Netz schon für Kleinkinder

Der Fotoblog startete mit ein paar "outfits of the day" von stylishen Kids aus dem Umfeld, heute hat die Seite 1,3 Millionen Follower, hat über 3000 Bilder gepostet. Rund 400 Bilder aus aller Welt erreichen Dorigon täglich, sogar Videos können eingesandt werden. Er wählt sorgfältig die coolsten Kids aus, denn sein oberstes Ziel ist Kreativität. In den Instagram-Regeln der Webseite heißt es, man wolle in einer angemessenen Weise über Kindermode sprechen, nur freundliche Kommentare sind zugelassen. Obszönitäten, Rassismus oder Sex haben hier keinen Platz, genauso wenig wie persönliche Attacken. Kreativität soll im Vordergrund stehen.

Kinder sicher im Netz - Aufgabe für Eltern

Genau hier liegt das Problem. Die Fotos zeigen süße kleine Kinder, herausgeputzt, der ganze Stolz der Eltern. Doch zieht die Seite auch wirklich die richtige Zielgruppe an? Nämlich Eltern und Mode-Begeisterte?

Pädagogen und Kinderschützer warnen davor, Kinderfotos öffentlich im Netz zu posten, sei es auf Facebook, Instagram oder Twitter. Im Fall von "Fashionkids" steht glücklicherweise ein Moderator im Hintergrund, der unangemessene Kommentare und Bilder ausfiltert. Trotzdem bleibt das Problem, dass solche Webseiten den Konkurrenzdruck steigern, in diesem Fall den unter Eltern. Und was kommt danach? Werden die Eltern Bilder ihrer Kids aus allen Altersstufen posten? Ab welchem Alter sollten Kinder um ihr Einverständnis gefragt werden? Könnten Sie sich ihr Recht am eigenen Bild zurückholen? Die Langzeitwirkung des Verhaltens von Eltern im Netz ist nicht absehbar.

Mode ja - Zwänge nein

Außer Frage, es macht den stolzen Eltern viel Freude, die Kleinen herauszuputzen, zu fotografieren und das Ergebnis aller Welt zu zeigen. Es ist so leicht geworden, die Bilder schnell zu verbreiten, und es tut gut, Komplimente zu bekommen. Trotzdem muss die Modebegeisterung sich in Grenzen halten. Wichtig für Kinder ist, dass sie ungehindert spielen können und keinen Stress mit den Eltern bekommen, wenn das schicke Outfit Matschflecken hat oder die Designerjeans ungewollte Risse und Löcher. Wenn schon die Kleinsten mit Maniküre und Make-up zum Model getrimmt werden, geht es zu weit. Eltern sollten sich fragen, welche Werte sie den Kindern vermitteln, wenn sie von Kleinauf mit Markenkult und Schönheitsidealen konfrontiert werden.

Bedenklich wird der Mode-Kult, wenn Eltern sich auf Kosten der Kinder profilieren, um das "schickste Kind" konkurrieren. Ganz kleine Kinder verstehen die Sache noch als lustiges Verkleidungsspiel und lustigen Spaß mit Mama und Papa. Sie wissen nicht, dass die Fotos dauerhaft und öffentlich im Internet stehen.

Magerwahn-Gefahr aus dem Internet

Andere Instagram-Seiten, auf denen Teenager eigene Fashion-Fotos posten, schüren einen Wettbewerb unter den Jugendlichen und nähren ungesunde und übersteigerte Selbstkritik am eigenen Aussehen. Hier sind die Kommentare auch nicht immer schmeichelhaft.

Der Gipfel davon sind Seiten, die den Magerwahn schüren. Auf Tumblr.com ist die Oberschenkellücke, die "Thigh Gap", das neue Dekolleté. Tausende Bilder zeigen diese Lücke zwischen mageren Oberschenkelknochen in Leggins, in Shorts, in Unterwäsche. Und Tausende von Mädchen klicken sich durch diese Bilder, um ihrem Ideal nachzueifern oder sich selbst zu frustrieren.

Süße Kids, magere Teenies - zwischen diesen Extremen spannt sich die Palette der Kinderfotos im Nett.

Vorbildfunktion der Eltern im fast unkontrollierbaren Internet

Der Körperwahn hat sich durch das Internet verschoben, in einen Raum, der von Eltern fast nicht mehr durchschaubar und nicht kontrollierbar ist. Es bleibt die Frage, ob die heutige Generation junger Eltern, die mit dem Internet aufgewachsen ist, über so viel Medienkompetenz verfügt, dass sie schon ihre Kleinkinder gefahrlos mit dem Netz vertraut machen kann, ihnen ein erweitertes Zuhause im Internet mit Familienalben auf Blogs und Plattformen bietet oder ob es klüger ist, die Kinder solange es geht im geschützten Privatbereich zu lassen.

Eltern haben hier eine extrem wichtige Vorbildfunktion, in ihrer Verantwortung liegt es, die Kinder auch in diesem Raum zu schützen. Eltern müssen diese Funktion wahrnehmen, gerade bei den kleinen Kindern, die ihnen noch blind vertrauen. Es geht nicht nur um den Spaß am Posten und den Stolz auf die süßen Kleinen. Es geht auch um Medienkompetenz. Eltern, nehmt Eure Vorbildfunktion wahr!

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