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Möbel aus Beton


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Graue Ware: Möbel aus Beton

Cosima M. Grohmann/Raufeld

26.11.2012Lesedauer: 3 Min.
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Die Dresdner Designer von Paulsberg kreierten einen Schaukelstuhl aus Beton.Vergrößern des Bildes
Die Dresdner Designer von Paulsberg kreierten einen Schaukelstuhl aus Beton. (Quelle: Hersteller-bilder)

Leicht verknittert und faltig wirkt der Lampenschirm – ganz als wäre er aus Papier. Beim näheren Hinsehen bemerkt man jedoch, dass der Rand der Schirme dick ist, eben nur "like paper", wie diese Lampen-Kollektion aus Beton heißt, entworfen von Miriam Aust und Sebastian Amelung aus Kassel. Weitere sehen Sie in unserer Foto-Show.

Jeder Schirm ist ein Unikat, da die Kanten, Knicke und Falten sich leicht unterscheiden. Die Leuchten sind ein Beispiel für die Möglichkeiten, Beton in der Inneneinrichtung einzusetzen. "Seit fünf bis sechs Jahren wächst die Nachfrage kontinuierlich", sagt Karl Heinz Suppa, Architekt und Betonmöbel-Designer aus Berlin. "Die Struktur, die Oberfläche dieses Baustoffes ist einfach einmalig und lebendig." Er widerspricht damit dem Vorurteil, Beton sei ein kaltes Material, das im gemütlichen Wohnzimmer eher ausladend wirkt. Suppa fertigt Tische, Böden, Wände, Waschbecken und Badewannen - meist in dem klaren, puristischen Design, wie es das Material vorzugeben scheint.

Aber auch Blumenvasen hat er schon aus der grauen Masse gehoben und einmal sogar ein Ehebett. "Marc Cain war einer unserer ersten Kunden. Für die Shops der Bekleidungsläden haben wir Boden, Packtische und Pflanzenkübel aus Beton geliefert", berichtet Suppa. "Zurzeit stehen kleinere Accessoires wie Lampen, Vasen und Hocker im Vordergrund. >>

Aber ich werde auch oft nach Gartenmöbeln gefragt." Für den Garten eigne sich Beton besonders, weil das Material sehr robust ist.

Hochleistungsbeton bevorzugt

Am liebsten arbeiten Designer mit selbstverdichtendem Hochleistungsbeton. "Die feinen Luftbläschen, die auf der Baustelle mit einem Rüttelstab an die Oberfläche geholt werden, kommen bei diesem Gemisch von selbst nach oben", sagt Holger Kotzan vom Informationszentrum Beton. Und wie beim Stahlbeton, der ganze Häuser und Dächer tragen muss, verfüge auch der Beton, der für Möbel verwendet wird, über eine Bewehrung: "Das sind meistens feine Kunststofffasern wie Carbon- oder Textilfasern, auf die sich die Masse wie auf ein Gitternetz legen kann und so stabil bleibt."

Mit Carbon arbeiten zum Beispiel die Dresdner Designer Paulsberg, die Sessel, Tische und Liegen aus Textilbeton entwerfen. Nach dem Gießen wird der Beton in Form gebracht. >>

"Am Anfang fehlten oft noch die nötigen Werkzeuge, um den Beton passend zu schneiden", berichtet Suppa, der seine Kreationen seit 2005 unter dem Label Betonmöbel Berlin vertreibt. Nach dem Zuschneiden wird die Oberfläche des Möbelstücks dann - wie bei Holz oder anderen Materialien - bearbeitet. Betonböden werden meistens geschliffen, Möbel häufig mit Öl oder Wachsen versiegelt.

Mischung aus Ungeordnetem und Geordnetem

Die Nähe zum Holz liegt nicht nur in der Oberflächenbearbeitung: "Immer mehr Designer kombinieren Beton mit anderen Materialien, beispielsweise mit Holz oder Metall", sagt Kotzan. Dieses Konzept verfolgt etwa der Designer Samuel Treindl aus Münster. Seine "Brache-Kollektion", die in Zusammenarbeit mit den anderen Stipendiaten im Designlabor Bremerhaven entstanden ist, besteht aus Hockern, die teilweise mit zusätzlichen Funktionen, wie Kleider- oder Lampenständern, versehen wurden und so gar nicht zu den größtenteils streng geometrisch gestalteten Entwürfen seiner Kollegen passen wollen. Treindl sammelte im Rahmen des Projekts umherliegende Äste und steckte sie kurzerhand als Hockerbeine in die noch flüssige Sitzfläche aus Beton. Heraus kam eine erfrischende Mischung aus Ungeordnetem und Geordnetem.

"Ich kenne wenig Materialien, die so harmlos sind wie Beton."

Doch Vorsicht: Ohne Erfahrung sollte man sich nicht selbst an Beton heranwagen. Bei der Verarbeitung von Frischbeton sind immer Schutzhandschuhe und -brille zu tragen, warnt Kotzan, da bei der Verarbeitung von Zement und Wasser eine stark alkalische Lösung entsteht. Gesundheitsschädlich seien die Möbel im ausgehärteten Zustand jedoch auf keinen Fall, im Gegenteil: "Ich kenne wenig Materialien, die so harmlos sind wie Beton."

Eine andere Erfahrung machte in den 50er-Jahren der Schweizer Designer Willy Guhl: Sein preisgekrönter Gartensessel bestand aus Eternit - einer Mischung aus Zement und Fasern, die bald in Verruf geriet, weil sie mit Asbest versetzt worden war. >>

In seiner Neuauflage von 1997 entwickelte Guhl daher seinen Stuhl als "Loop" noch einmal neu und ergänzte ihn mit stabilisierenden Sicken. Im neuen Design wirkt er noch immer 22 Kilogramm. Denn auch wenn Beton inzwischen filigran aussehen kann, bleiben Möbel aus der grauen Masse so schwer, dass man in älteren Gebäuden besser einen Statiker hinzuzieht, ehe man die Räume neu möbliert.

Sehen sie sich die Möbel aus Beton in unserer Foto-Show an.

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