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Hygiene: Handschuhe an der Frischetheke machen alles schlimmer


Die Hygiene-Lüge an der Frischwarentheke

Ann-Kathrin Landzettel

08.09.2014Lesedauer: 3 Min.
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In der Lebensmittelverarbeitung helfen Schutzhandschuhe nicht vor Keimen.Vergrößern des Bildes
In der Lebensmittelverarbeitung helfen Schutzhandschuhe nicht vor Keimen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Da hat man gleich ein gutes Gefühl: Die Frau an Fleischer- oder Bäckertheke trägt Handschuhe. Das ist viel hygienischer als die Backwaren mit bloßen Händen anzufassen – oder etwa nicht? Was dem Käufer ein Gefühl von Sauberkeit vermitteln soll, hat "mit Hygiene nichts zu tun", betont Dr. Ernst Tabori, ärztlicher Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene am Universitätsklinikum Freiburg (BZH) und erklärt, warum.

"Was die Handschuhe betrifft, die Verkäufer beim Bäcker, vor allem aber beim Metzger oder an der Käsetheke tragen, kann ich nur sagen, dass es reine ‚Scheinhygiene‘ ist, die dem Träger und dem Kunden eine Pseudosicherheit vermitteln soll", betont Tabori. Die Handschuhe seien reine Optik und würden der Hygiene im Lebensmittelbreich keinen Nutzen bringen.

Schutzhandschuhe verleiten zu mangelhafter Hygiene

Ein frischer Handschuh bleibt, genau wie eine Hand auch, bei der Arbeit nicht lange sauber und keimarm. "Abhängig von dem Einsatzgebiet, kann der Handschuh bereits nach sehr kurzer Zeit verschmutzt sein und je nachdem, was berührt wurde, mit problematischen Keimen belastet werden", warnt Tabori. Laut dem Experten ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Darm- und mehrfachresistente Keime am Handschuh haften und über sie weitergegeben werden. Besonders bei der Arbeit mit rohem Fleisch ist das Risiko groß.

Streng genommen müsse der Handschuh gewechselt werden, sobald man das Tätigkeitsfeld wechselt, sagt Tabori. Also nach jedem Kunden, der bedient und abkassiert wurde. "Doch das ist für die Beschäftigung im Alltag absolut unrealistisch und auch nicht zumutbar. Dass die Handschuhe oft sehr lange im Gebrauch sind, hat sicherlich jeder Kunde an der Theke schon sehen können."

Der Hygieneexperte ist sogar davon überzeugt, dass die Handschuhe die Verkäufer eher dazu verleiten, die Sauberkeit zu vernachlässigenden als die Arbeit mit bloßen Händen, weil sie sich in falscher Sicherheit wiegen. Denn mit Handschuhen merken sie nicht so schnell, wenn diese nicht mehr sauber sind.

Folienhandschuhe sind ungeeignet

Ein weiterer Nachteil: Wer Handschuhe trägt, schwitzt darin. Wärme und Feuchtigkeit sind ein idealer Nährboden für die Vermehrung von Bakterien. "Zumal die Hände, bevor sie in den Handschuh schlüpfen, meist nicht gewaschen werden, um sie sauber und keimarm zu machen", sagt Tabori. Reiße das Material beim Kontakt mit Brotkrusten und Brötchen ein oder bilden sich winzige Löcher im Material, könnten Schweiß, Schmutz und auch Keime auf die Waren übergehen.

Besonders dünne Folienhandschuhe sind dem Experten zufolge eine schlechte Wahl, da sie wesentlich dünner und weniger widerstandsfähig als Latexhandschuhe sind. "Außerdem rutschen sie leicht von der Hand, weil sie meist zu groß sind. Dicht sind sie ohnehin nicht. Allenfalls eignen sie sich für einen einmaligen und sehr kurzfristigen Einsatz."

Hände waschen, Zange und Papier nutzen – mehr braucht es nicht

Am besten ist es, wenn die Verkäufer eine Zange benutzen und die Waren entweder in eine Serviette oder in Papier einschlagen. "Besonders wichtig ist, die Hände regelmäßig zu waschen. Das heißt vor der Aufnahme einer Tätigkeit an der Theke, nach dem Toilettengang, nach dem Niesen, Husten und Schnäuzen sowie bei Verschmutzungen der Hände", betont Tabori. Das sei im verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln und den Kunden die beste hygienische Maßnahme.

Gleichzeitiger Umgang mit Lebensmitteln und Geld ist ein No-Go

Zudem sollten im Idealfall zwei Personen hinter der Theke stehen: Eine, die die Waren verpackt und eine, die abkassiert. "Untersuchungen haben gezeigt, dass sich auf Geld bis zu 93 verschiedene Bakterienstämme tummeln, darunter auch Darmkeime", erklärt Tabori. Besonders Scheine binden aufgrund ihrer porösen Oberfläche Verunreinigungen und Feuchtigkeit stärker als die glatte und geschlossene Oberfläche von Münzen. "Wenn sie in diesem Zustand zusammengeknüllt im warmen Geldbeutel sind, können sich Keime halten und vermehren", erklärt der Experte.

Doch nicht nur der Verkäufer kann seinen Beitrag zur Hygiene leisten. Hatte der Käufer länger keine Möglichkeit mehr, zu Wasser und Seife zu greifen, sollte er Brötchen und Stückchen ebenfalls besser mit einer Serviette anfassen. Denn auch über seine eigenen Hände können Bakterien und Viren, beispielsweise Noroviren, an die Ware und dann in seinen Körper gelangen.

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