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Erdbeeren und Spargel: Schlechte Ernte treibt Preise nach oben


Ernte-Statistik
Erdbeeren und Spargel: Schlechte Ernte, hohe Preise

Von dpa
Aktualisiert am 18.07.2025 - 16:39 UhrLesedauer: 3 Min.
Erdbeerpreise steigenVergrößern des Bildes
Krumme Packungsgrößen, hohe Preise: Erdbeeren in der Saison 2025. (Quelle: Philip Dulian/dpa/dpa-bilder)
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Auf deutschen Feldern wurden 2025 so wenig Spargel und Erdbeeren geerntet wie seit Jahren nicht. Wegen der weiter stark steigenden Kosten wird sich der Trend fortsetzen, sagen Experten.

Erdbeeren und Spargel von heimischen Feldern könnten für die Verbraucher in Deutschland bald noch teurer werden. Aktuell sind bei beiden Kulturen Mini-Ernten im Freiland eingefahren worden – bei verkleinerter Anbaufläche, wie das Statistische Bundesamt auf der Grundlage erster Schätzungen berichtet. Der wichtigste Grund ist, dass sich der Anbau für viele Landwirte nicht mehr lohnt, weil sie die hohen Kosten nicht vollständig über die Preise an die Verbraucher weitergeben können.

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Bei den Freilanderdbeeren zeichnet sich mit 75.500 Tonnen die geringste Ernte seit 30 Jahren ab. Das sind vier Prozent weniger als die ohnehin schon geringe Menge im Vorjahr. Der langjährige Mittelwert wird um rund ein Viertel verfehlt. Ähnlich sieht es beim Freilandspargel aus: 98.900 Tonnen bedeuten den geringsten Wert seit 2010.

Fast zehn Euro für ein Kilo Spargel

Spargel und Erdbeeren gehören für viele Menschen in Deutschland zum Frühjahr dazu, werden aber immer mehr zum Luxusgut. Nach den Erhebungen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) mussten private Verbraucher in dieser Saison für weißen deutschen Spargel im Schnitt 9,63 Euro zahlen, rund vier Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Das Kilogramm heimischer Erdbeeren kostete in der Hauptsaison zwischen Mai und Mitte Juli mit 6,86 Euro nur geringfügig mehr als ein Jahr zuvor (6,83 Euro). Doch der Vergleich zu 2015 zeigt einen Preisanstieg von rund 70 Prozent.

Bewusste Entscheidung der Landwirte

Das knappere Angebot geht auf bewusste Entscheidungen der Landwirte zurück, die ihre Anbauflächen auch im laufenden Jahr reduziert haben. Vier Prozent weniger Fläche für Erdbeeren und sechs Prozent weniger für Spargel liegen im langfristigen Trend zur Verkleinerung des Anbauareals. Der deutsche Selbstversorgungsgrad bei Erdbeeren ist der AMI zufolge seit 2015 von 68 Prozent auf 50 Prozent gesunken.

Gegenläufig ist hier nur der Trend zum Anbau in Gewächshäusern oder unter hohen Schutzabdeckungen. Die Beeren können im Stehen gepflückt werden, und es ist trocken und sauber, sagt Michael Koch von der AMI. Mit der längeren Saison und der einfacheren Ernte seien auch die Erträge pro Hektar deutlich höher.

Angemessene Preise nur noch im Hofladen

Spargelbauer Georg Merlau aus Darmstadt hat seine Anbaufläche inzwischen von 105 auf 80 Hektar reduziert. Die Personalkosten für seine Erntehelfer seien zuletzt jedes Jahr um zehn Prozent gestiegen, berichtet der Landwirt. Seine Ware werde er zunehmend nur noch über Premium-Vertriebswege wie den eigenen Hofladen zu angemessenen Preisen los. Die Lieferungen an die Genossenschaft, die den Handel beliefert, werden hingegen immer kleiner. "Und das wird auch so weitergehen."

Hohe Vorleistungen steigern das Risiko

Hessens Bauernpräsident Karsten Schmal weist auf das hohe unternehmerische Risiko hin, wenn die Bauern bei Spargel und Erdbeeren in hohe Vorleistungen gehen müssen, aber nicht zuletzt stark von der Witterung abhängig sind. "Am Ende des Tages sind wir alle Unternehmer. Auch die Spargel- und Erdbeerbauern müssen von dem leben können, was sie tun. Und wenn das Risiko am Ende nicht mehr übersehbar ist, baut man diese Kulturen nicht mehr an."

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, prangert den gesetzlichen Mindestlohn an, der von aktuell 12,82 Euro auf zunächst 13,90 Euro im nächsten Jahr und ab 2027 auf 14,60 Euro steigen soll. Rukwied sagt: "Wenn der Mindestlohn noch weiter steigt, dann können wir schlichtweg im Wettbewerb nicht mehr mithalten."

Bauernverband: Weniger heimisches Obst und Gemüse

Die geforderte Ausnahme für landwirtschaftliche Betriebe mit einer Absenkung des Mindestlohns für Saisonkräfte auf 80 Prozent hat die Bundesregierung abgelehnt. Der Bauernpräsident warnt: "Durch den gestiegenen Mindestlohn ist die Anbaufläche in den vergangenen Jahren bereits deutlich zurückgegangen. Diese Entwicklung wird sich verstärken. Zahlreiche Betriebe werden die Produktion in Deutschland im Obst-, Gemüse- und Weinbau einstellen." Die Erzeugung werde sich noch weiter ins Ausland verlagern und es werde noch mehr importiert werden.

Die Gewerkschaft IG Bauen Agrar Umwelt wirft den Bauern überzogene Kritik vor: Der prophezeite Untergang der deutschen Wirtschaft sei schon nach der Einführung des Mindestlohns im Jahr 2015 ausgeblieben, merkt Vorstandsmitglied Christian Beck an. Zudem sei in der Landwirtschaft der Selbstversorgungsgrad für Obst und Gemüse in den vergangenen zehn Jahren stabil geblieben. Beck weist auf den Mindestlohn in den Niederlanden mit 14,40 Euro hin. "Auch dort wirtschaften die Betriebe profitabel und exportieren Obst nach Deutschland."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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