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Hilfe in Corona-Krise: Einsamkeit an den Weihnachtstagen muss nicht sein


In der Corona-Pandemie
Hilfe für alle, die sich an Weihnachten einsam fühlen


Aktualisiert am 24.12.2020Lesedauer: 5 Min.
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Einsamkeit in der Weihnachtszeit: Durch die Corona-Krise sind in diesem Jahr mehr Menschen an den Feiertagen allein.Vergrößern des Bildes
Einsamkeit in der Weihnachtszeit: Durch die Corona-Krise sind in diesem Jahr mehr Menschen an den Feiertagen allein. (Quelle: MiS/imago-images-bilder)

In diesem Jahr ist die Weihnachtszeit anders: Weil wir Kontakte meiden, um die Ausbreitung der Pandemie einzudämmen, sind noch mehr Menschen an den Feiertagen allein. Angebote gibt es unter anderem von den Maltesern.

In der dunklen Jahreszeit sind für viele der Advent und die Feiertage ein Lichtblick. 2020 könnte das anders sein: Weihnachtsmärkte fallen aus, Weihnachtsfeiern haben nicht stattgefunden, statt geselligem Beisammensein ist jeder angehalten, seine Kontakte auf ein wirklich notwendiges Minimum zu reduzieren. Für viele bedeutet das, dass sie die Festtage allein verbringen. Damit die Einsamkeit nicht erdrückend wird, gibt es auch in der Corona-Krise Projekte von Ehrenamtlichen, die Hilfe anbieten.

t-online hat dazu mit Sabrina Odijk, Heike Sabisch und Claudia Schramm vom Malteser Hilfsdienst gesprochen. Die drei Frauen bieten ganz unterschiedliche Unterstützung in der Corona-Krise und darüber hinaus an und geben Tipps, wie Sie die Zeit auch in diesem Jahr gut überstehen können.

Projekt "Miteinander-Füreinander" für Senioren

In dem Projekt "Miteinander-Füreinander", das vom Bundesfamilienministerium gefördert wird, geht es vor allem um soziale Isolation und Einsamkeit älterer Menschen. Heike Sabisch organisiert im Rahmen des Projekts für die Malteser einen Besuchs- und Begleitdienst. Insgesamt fördert das Ministerium mehr als 100 Standorte in ganz Deutschland.

(Quelle: Malteser Hilfsdienst)

Heike Sabisch

Seit September 2020 ist Heike Sabisch beim Malteser Hilfsdienst in Bruchsal Projektreferentin für das Projekt "Miteinander-Füreinander - Gegen die Einsamkeit im Alter". Dort organisiert sie die Ehrenamtlichen für einen Besuchs- und Begleitdienst für Senioren. Normalerweise geht es dabei um Besuche, Spaziergänge oder Telefonanrufe, wegen der Corona-Krise ist das Angebot momentan eingeschränkt. Heike Sabisch koordiniert zudem eine Einkaufshilfe für ältere oder kranke Menschen.

Heike Sabisch hat durch ihr Ehrenamt viel mit älteren und einsamen Menschen zu tun und weiß daher: "Für Menschen, die ohnehin schon einsam sind, wirkt Corona noch einmal verstärkend." Besonders berührt hat die Ehrenamtlerin eine 88-Jährige, die kein gutes Verhältnis zu ihrer Familie hat. "Nun wusste sie nicht, was sie Weihnachten machen kann, weil die Alternativen, die sonst angeboten wurden, in diesem Jahr wegfallen", erzählt Sabisch. Im vergangenen Jahr sei die Seniorin bei einer Aktion im Obdachlosenheim dabei gewesen. "Das hat mich sehr belastet und ich hab dann doch noch einmal mit der Enkelin gesprochen und sie wird jetzt dann doch mit der Familie feiern."

Corona-Krise verstärkt Einsamkeit zur Weihnachtszeit

Sabrina Odijk leitet die Abteilung Soziales Ehrenamt in der Zentrale des Malteser Hilfsdienstes. Sie berichtet, dass es durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen deutlich mehr Menschen gibt, die sich einsam fühlen und nach Hilfsangeboten suchen. "Wir haben ja auch die Menschen, die Vorerkrankungen haben und sich noch mehr schützen müssen", erklärt sie, "hinzu kommt natürlich, dass viele Angebote jetzt nicht mehr stattfinden. Es gibt mehr Menschen, die Angebote suchen und die Möglichkeiten sind so sehr eingeschränkt in diesem Jahr, wie man sie fast nicht noch mehr einschränken könnte."

(Quelle: Malteser Hilfsdienst)

Sabrina Odijk

Sabrina Odijk ist Diplom-Sozialwirtin und Coach. In der Zentrale des Malteser Hilfsdienstes leitet sie die Abteilung Soziales Ehrenamt.

Telefonbesuchsdienst ist in diesem Jahr besonders gefragt

Einige wenige Angebote können laut Odijk aber auch während des Lockdowns noch stattfinden. "Was wir jetzt in der Krise noch machen, sind Einzelbegleitungen für Menschen, die in einer besonderen Notlage sind. Da bleiben wir dran, sowohl bei Menschen mit Demenz als auch bei solchen, die sonst niemanden mehr haben." Auf der anderen Seite gebe es aber auch weiterhin Angebote wie den Einkaufsservice und den Telefonbesuchsdienst.

Der Telefonbesuchsdienst ist ein Angebot für Menschen, die Redebedarf haben, aber nicht persönlich besucht werden wollen oder wie gerade in der Corona-Krise auch nicht besucht werden dürfen oder können. In regelmäßigen Telefonaten hören ihnen dann ehrenamtliche Mitarbeiter zu, erzählen selber und nehmen Anteil am Alltag und der Lebensgeschichte. Eine dieser Ehrenamtlichen ist Claudia Schramm.

Die 59-Jährige hat erst in diesem Jahr im Telefonbesuchsdienst angefangen, trotzdem hat sie bereits viele "Kunden", wie sie die Menschen nennt, mit denen sie regelmäßig am Telefon spricht. "Ich rufe die Menschen an, wir machen eine Zeit oder einen Tag aus, wann ich mich melde und dann sprechen wir miteinander. Jetzt um die Weihnachtszeit merke ich, dass viele traurige Geschichten dabei sind. Aber diese Anrufe helfen den Menschen - vor allem auch durch die Kontinuität." Deshalb hat sie auch Anrufe über die Weihnachtsfeiertage angeboten.

(Quelle: Malteser Hilfsdienst)

Claudia Schramm

Seit diesem Jahr engagiert sich Claudia Schramm für den Malteser-Hilfsdienst. Sie ist verheiratet, hat drei Kinder und mit 59 Jahren bereits zwei Enkel. Für den Telefonbesuchsdienst ruft sie Menschen an, die sich Unterhaltung, Ratschläge oder einfach ein offenes Ohr wünschen.

Telefonbesuchsdienst unterscheidet sich von Telefonseelsorge

Ein wichtiger Unterschied zwischen dem Telefonbesuchsdienst und der bekannteren Telefonseelsorge sei laut Odijk, dass die Menschen nicht selbst anrufen, sondern angerufen werden, wenn sie sich zuvor gemeldet haben. "Wir sind also kein Krisentelefon. Darüber hinaus bieten wir eine Corona-Hotline an. Die ist 24 Stunden an sieben Tagen die Woche besetzt - auch über die Weihnachtstage", betont Odijk.

Neben vielen traurigen Geschichten kann Claudia Schramm aber auch Positives berichten. "Ich habe festgestellt, dass vor allem in der älteren Generation viele erstaunlich gut mit den Corona-Einschränkungen zurechtkommen", erzählt sie, "die sagen, wir haben schon so viel mitgemacht und überstanden. Sie achten zwar sehr auf sich, aber sind positiv gestimmt, was die Zukunft angeht."

Deshalb wünscht sie sich, dass sich noch mehr Menschen ehrenamtlich engagieren. Besonders der Telefonbesuchsdienst sei flexibel und einfach von zu Hause auszuüben, betont auch Odijk.

Was können Sie tun, um anderen zu helfen?

Wenn Sie merken, dass Nachbarn oder Bekannte sehr einsam sind und sich vielleicht sogar noch mehr zurückziehen und unglücklich wirken, können schon kleine Gesten etwas bewirken, erklärt Sabrina Odijk. "Man kann mit einem Lächeln und einem 'Wie geht es Ihnen?' schon helfen. Ich glaube, das Thema Wahrnehmung ist beispielsweise in der Nachbarschaft besonders groß." Auch Claudia Schramm findet das Gefühl wichtig, dass jemand für einen da ist.

Im Verwandten- und Freundeskreis hingegen könne es auch helfen, wenn bei der Digitalisierung unterstützt werde, so Odijk. "Wenn die Möglichkeit da ist, sich mal zusammenzuschalten oder Videokonferenzen zu machen, hilft das ungemein. Gerade Männer, die telefonieren vielleicht nicht so gern mögen, haben noch einmal andere Anknüpfungspunkte, wenn sie etwas dabei sehen."

Was können Sie tun, wenn Sie sich selbst einsam fühlen?

Wenn Sie sich selbst einsam fühlen oder das Gefühl haben, zu sehr in schlechte Stimmung zu verfallen, können Sie sich natürlich an eines oder mehrere der zahlreichen Hilfsangebote von Organisationen wie den Maltesern, aber auch des Deutschen Roten Kreuzes, der Johanniter oder anderer Vereine oder Institutionen wenden.

Claudia Schramm rät zudem zu einem ständigen Austausch mit Freunden, Bekannten oder Familie. Und wer einsam ist, aber auch anderen helfen möchte, könne selbst ehrenamtlich tätig werden und so nicht nur sich, sondern auch anderen helfen.

Sabrina Odijk hat zudem noch andere Ideen: "Ich glaube, es ist auch immer wichtig, so lange es möglich ist, nach draußen zu gehen. Selbst wenn es nur kurze Spaziergänge sind, ist Bewegung etwas sehr Gutes. Eine schöne Idee finde ich auch, wenn man für sich selbst ein kleines Tagebuch führt mit den positiven Dingen, die passieren."

Allerdings bekräftigt Heike Sabisch auch, es sei schwierig, Tipps auf alle Menschen zu beziehen: "Ich habe auch extrem hochaltrige Menschen, die wissen gar nichts mehr mit sich anzufangen. Das muss man auch abgrenzen. Wir reden jetzt grad von Leuten, die noch etwas mit sich anzufangen wissen in der Situation." In besonders schweren Fällen, beispielsweise bei einer Depression, können auch Ehrenamtliche oder Familie und Freunde nicht direkt helfen, dann sollten sich Betroffene immer ärztliche und therapeutische Hilfe suchen.

Verwendete Quellen
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